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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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fragen.«
    »Ich verstehe«, sagte Astor Nilsson.
    »Ein anderes Mal hat sie mich in den Bach geschubst. Wir hatten draußen bei Rimminge ein paar Bierchen gezischt, es war Sommer, und wir sind in aller Ruhe nach Hause getrottet. Und dann bin ich stehen geblieben, um zu pinkeln, und da kriege ich einen Schubs, dass ich ins Wasser geplumpst bin. Und dabei hat sie noch laut gelacht, diese schräge Braut.«
    »Wie lange waren Sie mit ihr zusammen?«, fragte Astor Nilsson.
    »Lange«, sagte Julius Bengtsson. »Mindestens drei Monate, nein, Scheiße, noch länger, vielleicht sogar ein halbes Jahr, oh, Mann. Aber es ging immer ein bisschen hin und her.«
    Astor Nilsson reichte ihm ein Foto.
    »Wissen Sie, wer das ist?«
    Julius Bengtsson musterte das Foto lange und gründlich. Gab es dann zurück.
    »Keine Peilung.«
    »Erik Bergman. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Ist das der, der letzte Woche erstochen wurde?«
    »Genau. Kennen Sie ihn.«
    »Verdammte Scheiße, nein.«
    »Gut. Wie lange ist es her, dass Anna Eriksson und Sie Schluss gemacht haben?«
    Julius Bengtsson überlegte.
    »Zwei Jahre vielleicht … zweieinhalb.«
    »Haben Sie zusammengewohnt?«
    »Oh nein. Vor so was sollte man sich hüten.«
    »Ach ja? Und wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
    »Letzte Woche. Oder war es vorletzte?«
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Was?«
    »Wo?«
    »Ach, nur in der Stadt. Hab ihr zugezwinkert, aber die Tussi hat nur weggeguckt, als wenn ich Luft wäre. So ist sie … so war sie, muss man jetzt wohl sagen.«
    Gunnar Barbarotti gab Eva Backman ein Zeichen, dass sie den Ton abschalten könnte. Was sie auch tat.
    »Ich glaube, für mich reicht das«, sagte er. »Er scheint nicht gerade ein Kronzeuge zu sein.«
    »Hoffentlich nicht«, meinte Eva Backman. »Wir haben übrigens noch zwei alte Freunde auf Lager. Und ein Quartett an Freundinnen.«
    »Außerdem hat sie acht Geschwister«, erinnerte Barbarotti. »Gibt es wirklich nichts, was ein bisschen mehr Substanz hat?«
    Eva Backman überlegte einen Augenblick.
    »Die Gotlandfreundin hat nicht viel gebracht. Zumindest nicht am Telefon. Wir werden wohl sehen müssen, wie sie sich Auge in Auge verhält, sie kommt morgen her. Dieses Mal bleibt es wohl bei einem Tag Visby für sie.«
    Barbarotti nickte, sagte aber nichts.
    »Ich setze eher auf diese Kindheitsfreundin in Torremolinos, mit der du gestern telefoniert hast«, fuhr Backman fort. »Wir werden morgen auch mit ihr sprechen … sie scheint das Opfer zumindest etwas besser gekannt zu haben als die anderen, aber vielleicht sollten wir nicht allzu große Hoffnungen auf sie setzen.«
    »Und sonst?«, fragte Barbarotti.
    »Nicht viel«, sagte Backman. »Sorgsen versucht den Dienstag zu kartographieren. Was sie getan hat, bevor sie auf ihren Mörder gestoßen ist und so weiter. Wenn wir mal davon ausgehen, dass sie an dem Tag gestorben ist. Aber man kann sich ja fragen … ja, man kann sich fragen, wie viel Zeit der Mörder uns eigentlich gegeben hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, ob du den Brief wohl am gleichen Tag bekommen hast, an dem er Anna Eriksson getötet hat. Aber du kannst ihn auch einen Tag vorher gekriegt haben, oder? Am Montag. Oder in der Woche davor. Du kannst dich nicht mehr daran erinnern, ob er oben auf dem Poststapel lag oder so?«
    Barbarotti dachte nach. »Ich glaube, es lag alles irgendwie ziemlich zerstreut. Und ich bin mir fast sicher, dass er zumindest nicht unter etwas anderem versteckt lag.«
    »Dann kann er also am Dienstag gekommen sein?«
    »Gut möglich«, sagte Barbarotti.
    »Aber der erste Brief kam eine Woche vorher. Ich frage mich nur …«
    »Ja?«
    »Ich frage mich nur, ob er es gewagt hat, auch beim zweiten Mal das Risiko einzugehen, ein paar Tage verstreichen zu lassen. Ich meine, uns einen Namen und eine Woche für die Suche zu geben … das klingt etwas riskant, oder was meinst du?«
    Barbarotti nickte. »Vielleicht liebt er das Risiko. Es gibt ja niemanden, der ihn dazu zwingt, überhaupt Briefe zu schreiben, oder?«
    »Nein, das stimmt natürlich«, sagte Eva Backman, und etwas, das er nicht so recht einordnen konnte, huschte über ihr Gesicht. Der Schatten von etwas Düsterem, fast Schwermütigem. Unheilverkündend, dachte er.
    »Und dennoch schreibt er sie«, fügte sie hinzu, während sie langsam und irgendwie zielbewusst – als handelte es sich um eine Art komplizierter Präzisionsarbeit – die Hände vor sich auf dem Schreibtisch faltete. »Ich finde es ziemlich

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