Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
Vom Netzwerk:
irgendeine Art von Affe, und dann war die Großmutter allein in die Stadt gefahren.
    »Was wollt ihr heute machen?«
    Ungefähr in dem Moment entdeckten wir Henrik und Gunnar. Ein weißes Plastikboot kam um die Halbinsel herum gefahren und näherte sich mit hoher Geschwindigkeit und lautem Motor. Ich weiß nichts von Booten, aber mir war dennoch klar, dass es sich um eine ziemlich kostbare Geschichte handeln musste. Einen Moment lang fragte ich mich, wer dieser Engländer sein konnte, der sich darauf einließ, sein Boot auf diese Art und Weise an eine Bande Fremder zu vermieten. Aber vielleicht hatten Henrik und Gunnar mehr Seemannserfahrung und Bootskenntnisse an den Tag gelegt, als ich ihnen zugetraut hätte. Katarina erklärte Troaë, dass wir gerade planten, einen Ausflug zu den Inseln zu machen.
    »Les Glénan!«, rief Troaë aus. »Ich liebe Les Glénan! Lasst mich mitfahren!«
    Es vergingen einige Sekunden, in denen sich das Boot näherte, ich tauschte mit Erik Blicke, konnte seine Einstellung aber nicht herauslesen, dann schob das Mädchen seine Hand in die von Katarina Malmgren und drückte sich dicht an sie.
    »Bitte, ja?«
    »Und die Oma?«, fragte Erik. »Was glaubst du, wird die Oma dazu sagen?«
    »Die interessiert das nicht«, versicherte Troaë. »Ich bin es gewohnt, allein klarzukommen. Sie kontrolliert eigentlich nur, ob ich um Mitternacht in meinem Bett liege. Das ist alles. Bitte, ja?«
    »All right«, sagte Katarina Malmgren.
    »Je vous aime«, sagte das Mädchen.
    Ich weiß nicht, warum sie das getan hat. Warum Katarina Malmgren dem Mädchen so ohne weiteres erlaubt hat, uns den ganzen Tag hinaus nach Les Glénan zu begleiten. Sie fasste ganz allein den Beschluss, ohne sich mit uns anderen abzusprechen, ich bin mir sicher, dass zumindest Anna das idiotisch fand, aber – so kam mir in den Sinn – vielleicht hatte Katarina gerade deshalb zugesagt. Weil sie wusste, dass Anna absolut der entgegengesetzten Meinung sein, es ihr aber schwerfallen würde, ihren Standpunkt zu behaupten. Ich habe nie ganz diese Art von intriganten Spielchen verstanden, die zwischen Frauen ablaufen, ich kann nur spekulieren. Auf jeden Fall war der Beschluss gefasst, das Mädchen Troaë sollte mit uns hinaus zu den Inseln fahren, keiner von uns äußerte irgendwelche Proteste, weder ich noch Erik oder Anna.
    Auch Henrik und Gunnar nicht, als wir hinaus ins Wasser gewatet und an Bord der Arcadia gestiegen waren, und das Mädchen hielt sich mit ihrer Begeisterung und Fröhlichkeit zurück und tat ihr Bestes, um erwachsen zu wirken und sich der Situation anzupassen. Sie wusste, wie man sich benahm, diese Troaë, das will ich ihr gar nicht absprechen.
    Die Arcadia war aus weißem Plastik und hatte einen großen, schwarzen Motor. Es gab unten in der Kajüte ungefähr Platz für vier Personen, aber keiner war daran interessiert, unten in der Kajüte zu sitzen. Die Frauen suchten sich sofort einen Platz vorn an Deck, rollten ihre roten und gelben Badetücher aus und legten sich zum Sonnen hin. Gunnar wurde angewiesen, ruhig zu fahren, damit kein zu starker Wind oder Gischtspritzer störten, wir übrigen platzierten uns um den schmalen Tisch in der Plicht. Henrik und ich auf der einen Seite, Erik und Troaë auf der anderen. Das Mädchen schob eine Hand unter Eriks Arm, und er ließ ihn dort liegen. Wir sagten nicht viel, allein der Versuch, den Motorenlärm zu übertönen, erschien anstrengend, er war wirklich nervtötend. Ich stellte fest, dass wir zu siebt waren, kei ner von uns hatte eine Schwimmweste, und niemand kommentierte diese Tatsache.
    Als wir uns Les Glénan näherten – es handelt sich dabei um eine kleine Inselgruppe, die aus gut zehn kleinen Inselchen besteht, keine von ihnen ist das Jahr über bewohnt, aber einige sind für die Bedürfnisse des modernen Tourismus ausgebaut –, verlangsamte Gunnar die Fahrt. Anna und Katarina kletterten zu uns herunter, und es entwikkelte sich eine Diskussion darüber, welche der Inseln wir aussuchen sollten. Eine Karte wurde hervorgeholt und ausgebreitet. Ich mischte mich nie mit irgendwelchen Argumenten ein, aber nach einer Weile war man einig geworden, zur Ile Brunec zu fahren, warum, weiß ich nicht, wahrscheinlich, weil sie ein wenig abseits liegt. Sie gehört nicht zu den fünf größeren Inseln, die in einem Kreis um die berühmte Lagune liegen. Nach einer Broschüre, die Henrik uns zeigte, gibt es keine Bebauung auf Brunec, keine Restaurants und keine Annehmlichkeiten,

Weitere Kostenlose Bücher