Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
Vom Netzwerk:
intelligenten Mörder zu tun. Einem, der … ja, das klingt vielleicht etwas zugespitzt … der eher in die Literatur als in die Wirklichkeit gehört. Oder in die Welt des Films. Einem Täter, der wirklich einen ausgeklügelten Plan hat und ihn Punkt für Punkt ohne jeden Skrupel ausführt … wie ihr alle wisst, ist das nicht gerade Alltagskost unter unseren kriminellen Freunden.«
    »Frustrierte Saufköppe, die wütend werden und zur Gewalt greifen«, soufflierte Astor Nilsson.
    »Ungefähr so, ja. So sieht es normalerweise aus. Oder Abrechnungen in der Unterwelt. Aber unser Mann ist von anderem Kaliber. Aber wir werden ihn dennoch zu fassen bekommen, und zwar, weil er ein Motiv hat, das ist der einzige Weg, wie wir ihm auf die Spur kommen können. Er ist tatsächlich darauf aus, eine gewisse Anzahl an Menschen zu töten … und genau um diese Menschen geht es, um sonst nichts.«
    »Ist es nicht auch denkbar, dass er zufällig …«, versuchte Eva Back-man einzuwenden, aber Lillieskog hob abwehrend die Hand.
    »Ich schätze nicht, dass er seine Opfer zufällig auswählt. Wenn, dann ist er ein irrationaler Verrückter. Nein, diese Person hat eine Strategie, eine Anzahl von Menschen loszuwerden, die ihm aus irgendeinem Grund übel mitgespielt haben. Er ist vermutlich, wie es in solchen Fällen zu sein pflegt, ein ziemlich verschlossener und defensiver Mensch. Wahrscheinlich ein wenig sozial gestört, aber nach allem zu urteilen intelligent. Vielleicht sogar sehr intelligent.«
    »Psychopath?«, fragte Astor Nilsson.
    »Da bin ich mir nicht sicher«, sagte Lillieskog. »Psychopath ist eine ziemlich nutzlose Bezeichnung. Leicht anzuwenden, aber selten richtig zutreffend. Verminderte emphatische Fähigkeiten, damit müssen wir wohl rechnen, aber das trifft auf die meisten Gewalttäter zu. Er hat vielleicht nicht einmal Angst davor, gefasst zu werden. Sieht das mehr wie ein Spiel oder eine Wette, zwischen ihm und der Polizei. Dass er die Briefe schreibt, verleiht ihm wahrscheinlich eine Art Kick. Putscht ihn in gewisser Weise auf, dadurch gibt er sich selbst Bestätigung. Aber ich glaube dabei nicht, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben, das ist etwas anderes. Was ich fürchte, ist, wie gesagt, dass er bedeutend schlauer ist, als wir es gewohnt sind. Er arbeitet allein, er weiß, was er tun will, und er tut es.«
    »Aus welchem Grund?«, fragte Tallin.
    »Aus welchem Grund«, wiederholte Lillieskog. »Meine Empfehlung ist, dass ihr das versucht herauszubekommen.«
    Er lehnte sich zurück und schob einen Stift in die Brusttasche. Offensichtlich war er fertig mit seiner Analyse.
    »Fragen an Lillieskog?«, fragte Jonnerblad.
    »Eine«, sagte Gunnar Barbarotti. »Wie sicher bist du hinsichtlich deines Bilds von dem Täter?«
    Lillieskog überlegte zwei Sekunden lang.
    »Achtzig zu zwanzig«, sagte er.
    Gunnar Barbarotti nickte. »Und wenn er unter die restlichen Zwanzig fällt, dann ist es der Vollidiot, der nach dem Telefonbuch geht?«
    »Zum Beispiel«, nickte Lillieskog.
    Nachdem der Profiler sie verlassen hatte, ging man zum Fall Hans Andersson über.
    »Drei Tage«, stellte Jonnerblad fest. »Es sind mindestens drei Tage vergangen, seit der Mörder den Brief geschrieben hat. Wir haben alle neunundzwanzig Hans Anderssons gefunden, die in Kymlinge gemeldet sind, und wir haben mit allen gesprochen. Alle sind immer noch am Leben, und keiner von ihnen kann etwas über eine Verbindung zu Anna Eriksson oder Erik Bergman sagen.«
    »Keiner?«, fragte Astor Nilsson.
    »Zumindest gibt's da keine Verbindung von Gewicht«, sagte Jonnerblad. »Drei oder vier wissen, wer Bergman war, behaupten sie. Einer ist zwei Jahre lang mit Anna Eriksson in eine Klasse gegangen, aber sie gehörten nicht zur gleichen Clique. Wir haben versucht so vage wie möglich zu sein und sie mit Redeverbot belegt, das scheint bis jetzt zu funktionieren, geht aber natürlich nicht bis in alle Ewigkeit. Früher oder später haben wir die Boulevardpresse am Hals. Ein Mörder, der der Polizei Briefe schreibt und ihr erzählt, wen er ermorden will, das ist natürlich nicht von Pappe. Bedeutet sicher fünfzigtausend verkaufte Sonderausgaben. Aber das Problem werden wir angehen, wenn es soweit ist. Mit unserer Bewachung dieser Hanse ist es nicht weit her, aber sie kostet uns trotzdem dreißig Mann rund um die Uhr, und trotz allem …« Er machte eine Denkpause und kratzte sich am Kinn. »… trotz allem erscheint es notwendig, den Schutz

Weitere Kostenlose Bücher