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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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recht …«
    »Verdammte Scheiße«, sagte Astor Nilsson. »Ich glaube, du hast recht. Erinnert mich an die Farbe der Fensterläden an einem Haus, das ich mal gemietet habe. In Avranche … Normandie also, für die, die nicht wissen …«
    »Wir wollen keine zu große Sache draus machen«, unterbrach ihn Tallin. »Außerdem sind wir ja noch lange nicht sicher, dass der Mann auf der Bank tatsächlich Erik Bergman ist. Oder?«
    »Natürlich«, sagte Sorgsen. »Ich wollte das nur anmerken. Es könnte auch Süditalien sein, aber ich bin mir selbst sehr wohl im Klaren darüber, dass das keine große Hilfe ist.«
    »Ja ja«, seufzte Jonnerblad und lehnte sich zurück. »Frankreich und Italien? Nein, es wäre sicher gut, wenn wir das Fahndungsgebiet etwas eingrenzen könnten, statt es noch auszuweiten und in ganz Europa zu suchen. Aber auf jeden Fall vielen Dank für den Hinweis. Vielleicht kann er uns später nützen.«
    »War mir ein Vergnügen«, sagte Sorgsen.
    Jonnerblad schaute sich in der erschöpften Runde um. Sah auf seine Armbanduhr.
    »Dann machen wir hier für heute Schluss«, erklärte er. »Leider können wir nichts anderes tun, als nach den Richtlinien weiterzuarbeiten, die wir bereits aufgestellt haben. Die Überwachung der Hans Anderssons bleibt das Wochenende über im jetzigen Umfang bestehen. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, sehen wir uns am Montagvormittag um zehn Uhr wieder. Noch Fragen?«
    Niemand hatte irgendwelche Fragen. Hauptkommissar Jonnerblad erklärte damit die Sitzung für beendet. Es war zwanzig Minuten nach fünf am Freitag, dem zehnten August.
    »Dein Urlaub?«, fragte Barbarotti, als Eva Backman zehn Minuten später bei ihm vorbeischaute. »Was wird daraus?«
    »Ich arbeite noch bis Mittwoch«, sagte sie. »Aber ich werde dieses Wochenende zum Ferienhaus fahren. Achthundert Kilometer hin und zurück, aber was tut man nicht alles für den Familienfrieden? Und was hast du vor?«
    Barbarotti zuckte mit den Schultern. »Zweierlei«, sagte er. »Zum einen werde ich wohl herkommen und weiterarbeiten. Aber ich wollte auch darüber nachdenken, was ich mit meinem Leben machen soll.«
    »Gut«, sagte Eva Backman. »Das ist nur gut so. Das Letztere, meine ich.«
    »Also«, sagte Barbarotti. »Dann sehen wir uns Montag. Grüß deine Familie.«
    »Grüß du Marianne«, sagte Eva Backman.
    »Ich werde erst am Mittwoch wieder mit ihr sprechen«, erklärte Gunnar Barbarotti.
    Eva Backman blieb in der Tür stehen. »Wieso das?«
    »Da ist so eine Sache«, sagte Barbarotti.
    »Eine Sache?«
    »Ja.«
    »Manchmal kannst du dich wirklich verdammt klar ausdrücken«, sagte Eva Backman.

    15
    E r schob den Zeigefinger in die Bibel und schlug die Seite auf. Landete im Matthäusevangelium. Kapitel sechs, Vers zweiundzwanzig.
    Das Auge ist des Leibes Leuchte. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!
    Er las es zweimal. Nun ja?, dachte er. Klar, so ist es. Natürlich.
    Aber wenn das nun ein Fingerzeig war, und genau das war ja der Sinn dabei, dann schien nicht ganz eindeutig zu sein, um welche Art von Fingerzeig es sich handelte. Betraf es die Ermittlungen? Oder ging es um ihn selbst? Seine allgemeine geistige Finsternis und das blinde Dahintasten auf dem dornenbestreuten Pfad des Lebens?
    Oder um beides?
    Ja, vielleicht beides, dachte er. Ein lauteres Auge könnte man ja wohl in beiden Zusammenhängen brauchen. Um wirklich zu sehen, was es gab, anstatt sich nur Gefahren einzubilden.
    Oder?
    Inspektor Barbarotti seufzte und klappte die Bibel wieder zu. Er ging in die Küche und stellte fest, dass der Kühlschrank leer war. Nun ja, es gab einen Käse, eine Packung Margarine, einen Liter Milch und vier oder fünf andere angebrochene Dinge, aber nichts, womit man ein anständiges Mahl hätte zubereiten können. Andererseits – warum sollte man für eine Person Essen kochen? Es war halb sieben am Samstagabend, zu spät, um einen guten Freund anzurufen und zu fragen, ob er oder sie nicht Lust auf einen Happen zu essen und ein Glas Wein hätte. Außerdem hatte er genau besehen nur zwei Freunde vom gleichen Einsamkeitskaliber wie er selbst, und ehrlich gesagt auch keine Lust, mit einem von ihnen an einem Restauranttisch zu sitzen und dumm zu schwätzen.
    Aber noch schlimmer war es, dort allein zu sitzen. Die Leute erkannten

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