Eine ganz andere Geschichte
vorher mitgeteilt haben soll, was er zu tun gedenkt. Haben Sie dazu einen Kommentar abzugeben?«
»Was?«, sagte Gunnar Barbarotti.
Göran Persson wiederholte seine Behauptung und seine Frage in exakt den gleichen Worten.
»Ich habe überhaupt keinen Kommentar dazu abzugeben«, erklärte Barbarotti. »Ich verstehe gar nicht, wovon Sie reden. Woher haben Sie diese Informationen?«
»Wissen Sie nicht, dass es strafbar ist, meinen Informanten herauskriegen zu wollen?«, konterte Persson. »Aber ich werde darüber hinwegsehen. Es genügt erst einmal, dass ich weiß, dass die Informationen stimmen. Dass Sie wussten, dass sowohl Erik Bergman als auch Anna Eriksson ermordet werden sollten. Am Montag werden Sie über die Briefe in der Zeitung lesen können, und Sie werden in nicht besonders gutem Licht dastehen, wenn Sie versuchen, die Fakten zu leugnen.«
»Ich glaube nicht …«
»Ich bin jetzt auf dem Weg zu meinem Auto«, erklärte der Reporter. »Wollen wir sagen, morgen früh zum Frühstück im Hotel Kymlinge? Dann können wir in aller Ruhe darüber sprechen, ich denke es wäre nur gut, wenn wir in diesem Fall zusammenarbeiten würden. Die Briefe sind an Sie persönlich gerichtet gewesen, soweit ich verstanden habe. Handgeschrieben, in Versalien. Stimmt das?«
Gunnar Barbarotti dachte drei Sekunden lang nach.
»Um welche Uhrzeit?«, fragte er.
»Um zehn«, entschied Reporter Persson. »Ich habe zweihundert Kilometer Fahrt vor mir, und es ist schließlich ein Sonntagmorgen.«
Wir haben eine undichte Stelle, dachte Kriminalinspektor Barbarotti, während er die Zähne putzte und seine ungewöhnlich trüben Augen im Badezimmerspiegel betrachtete.
Wen?
16
E s widerstrebte ihm, das tat es wirklich, aber eine Stunde, bevor er mit Göran Persson im Hotel Kymlinge zusammentreffen sollte, rief er Hauptkommissar Jonnerblad an und erklärte ihm die Lage.
»Verflucht noch mal«, sagte Jonnerblad. »Ich denke, es ist das Beste, wenn ich für dich dahin fahre.«
»Ich glaube, das ist keine gute Idee«, widersprach Barbarotti. »Er scheint zu wissen, dass die Briefe an mich gerichtet sind, und er wollte mit mir reden.«
Jonnerblad überlegte einen Moment und schaltete ein Radio aus.
»Gut«, sagte er dann. »Aber wir müssen uns eine Strategie zurechtlegen, an die du dich halten kannst.«
»Gerne«, sagte Barbarotti. »Denkst du da an etwas Spezielles?«
»Na, wieviel wir durchsickern lassen natürlich«, sagte Jonnerblad. »Darum geht es doch.«
»Ich fürchte, er weiß schon alles«, sagte Barbarotti. »Und es wäre dumm von uns, uns in Lügen zu verstricken.«
»Wer hat denn etwas von Lügen gesagt?«, fragte Jonnerblad.
»Keine Ahnung«, erwiderte Barbarotti.
»Verdammt, wer hat da nicht dichtgehalten?«
»Keine Ahnung«, sagte Barbarotti noch einmal. »Aber es sind ja ziemlich viele, die involviert sind.«
»Vielleicht war es nur eine Frage der Zeit«, sagte Jonnerblad. »Aber wenn einer der Kollegen in der Stadt in einem Armani-Anzug herumläuft, dann gib mir bitte einen Tipp.«
»Das verspreche ich«, sagte Barbarotti. »Und wie war das jetzt mit der Strategie?«
Jonnerblad schwieg erneut, atmete aber schwer. Als säße eine dicke Liebhaberin oder sonst etwas auf seiner Brust, dachte Barbarotti.
Warum tauchten in seinem Kopf immer derart unmotivierte Gedanken oder Bilder auf? Sie waren fast immer geradezu störend und … wie hieß es … kontraproduktiv. Er verlor dadurch den Faden. Warum zum Teufel sollte eine dicke Hu…?
»Die Überwachung«, sagte Jonnerblad schließlich. »Er wird nach der Überwachung fragen.«
»Wir brauchen nicht die zu überwachen, die bereits ermordet wurden«, widersprach Barbarotti. »Ich bin mir nicht sicher, dass er …«
»Hans Andersson«, unterbrach Jonnerblad ihn. »Hat er auch was von Hans Andersson gewusst?«
»Das wollte ich ja gerade sagen«, erklärte Barbarotti. »Das ging aus unserem Gespräch nicht hervor. Wir haben darüber nicht geredet.«
»Wenn er ihn nicht erwähnt, dann brauchst du es auch nicht zu tun«, entschied Jonnerblad.
»Und wenn er ihn erwähnt?«
»Dann erklärst du, dass wir so gute Vorsichtsmaßnahmen ergriffen haben, wie es die Umstände erlauben.«
»Wie es die Umstände erlauben?«
»Genau.«
»Ich verstehe«, sagte Barbarotti. »Sonst noch was?«
»Er möchte die Geschichte wahrscheinlich exklusiv«, sagte Jonnerblad. »In der Beziehung hast du Verhandlungsmöglichkeit. Es gibt ja nichts, was uns daran hindert, es heute
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