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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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dritte, die von Hans Andersson handelte.
    »Was meinst du, was ich da falsch verstanden habe?«, fügte er hinzu.
    Verdammter Mist, dachte Barbarotti. Was für ein Idiot hat …? Aber halt, könnte es nicht auch sein, dass …?
    Doch in dem Moment wurde ein Fotoblitz abgeschossen, und es sollte mehr als vierundzwanzig Stunden dauern, bevor er diesen Gedankenfaden wieder aufgreifen konnte.
    »Nisse Lundman«, stellte der Fotograf sich vor. »Ich dachte, ich mache ein paar Bilder, während ihr euch unterhaltet, ist das okay?«
    »Das ist okay«, nickte Göran Persson und zwinkerte Barbarotti mit einem Auge zu. »Also, warum schreibt dieser Psychopath ausgerechnet an dich?«
    »Psychopath?«, wiederholte Barbarotti.
    »Halte dich nicht an einem Wort fest«, sagte Persson.
    »Ich weiß es nicht«, erklärte Barbarotti.
    »Bist du dir da ganz sicher? Oder willst du mir nur Informationen vorenthalten?«
    Inspektor Barbarotti antwortete nicht. Er aß zwei Zwiebackstückchen und schaute aus dem Fenster. Der Fotograf machte ein paar Bilder.
    »Na gut«, sagte Göran Persson. »Ihr habt also wie gesagt diese Informationen nicht veröffentlicht. Die Briefe, in denen ihr gewarnt worden seid. Ich werde heute noch mit ein paar Verwandten der Opfer sprechen. Dann werden wir hören, was die dazu zu sagen haben.«
    »Das werden wir wohl«, sagte Barbarotti.
    »Und dieser dritte Mann, Hans Andersson … ihn habt ihr also noch nicht gefunden?«
    »Nein«, bestätigte Barbarotti. »Aber ich verspreche, dich anzurufen, sobald wir ihn gefunden haben, dann kannst du gleich loslegen und seine Verwandten und Freunde auch nerven.«
    »Nun sei mal nicht so empfindlich«, sagte der Reporter und zeigte wieder seinen Snus. »Wollen wir jetzt aufs Revier gehen?«
    »Ich muss vorher nur kurz telefonieren«, sagte Barbarotti.
    »Dann bringe ich solange den Kaffee weg«, erklärte Göran Persson. »Übrigens, verdammt schlechter Kaffee hier.«
    Jonnerblad war nach einem halben Freizeichen dran. Barbarotti be
    schrieb die Lage in einer halben Minute.
    »Verdammter Scheiß«, sagte Jonnerblad.
    »Kann man wohl sagen«, bestätigte Barbarotti. »Aber – was machen wir jetzt?«
    »Haben wir eine Wahl?«, fragte Jonnerblad.
    »Ich glaube nicht«, sagte Barbarotti.
    Jonnerblad schwieg einige Sekunden lang in den Hörer.
    »Gut«, sagte er dann. »Wenn du ihn zum Revier bringst, übernehme ich. Ich kann in einer Viertelstunde dort sein.«
    »Abgemacht«, sagte Gunnar Barbarotti. »Ich werde versuchen ihm nicht in der Zwischenzeit die Ohren abzuschneiden.«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Jonnerblad.
    »Du wirst ja sehen«, sagte Barbarotti nur.
    Es war zehn Minuten nach elf, als Inspektor Barbarotti den Reporter Göran Persson vom Expressen bei Hauptkommissar Jonnerblad im dritten Stock des Polizeigebäudes ablieferte. Kommissar Tallin war auch zur Stelle, also wurde es als nicht notwendig angesehen, dass Barbarotti blieb.
    Wofür dieser nur dankbar war. Er beeilte sich, aus dem Haus zu kommen, stieg ins Auto und fuhr heim. Reporter Persson rumorte wie ein entzündeter Zahn in seinem Schädel, und er dachte, wenn es tatsächlich der Wunsch Unseres Herrn gewesen ist, dass man den Ruhetag zur Erholung und zum Müßiggang nutze, dann hatte dieser Sonntag nicht besonders gut angefangen.
    Und wenn es der Wunsch des Herrn gewesen wäre, dass die Men schen Zeitungen lesen, dann würde er gern einmal ein ernstes Wörtchen mit ihm diesbezüglich reden, wenn er ihn das nächste Mal an der Strippe hatte.
    Als er in die Baldersgatan einbog, gestand er sich ein, dass er gar nicht nach Hause wollte. Rein objektiv gesehen war es ein strahlend schöner Augusttag, warum sollte er in seinen jämmerlichen drei Zimmern hocken, quälend frustriert, und auf sein Ende warten? Es gab keinen Grund dazu. Es mussten doch wohl sinnvollere Zerstreuungen zu finden sein. Deutlich sinnvollere.
    Dachte Inspektor Barbarotti, während er langsam an der leicht urinfarbenen Fassade seines heruntergekommenen Mietshauses vorbeirollte, und noch bevor er die Ampel an der Drottninggatan erreicht hatte, war Axel Wallmans Name in seinem Kopf aufgetaucht.
    Er nahm sein Handy heraus und wählte die Nummer.
    Axel Wallman war im Vorruhestand und wohnte draußen in einem alten Sommerhaus an der Nordseite von Kymen.
    Er war nicht immer Pensionär gewesen. Vor dreißig Jahren waren er und Gunnar Barbarotti Klassenkameraden im Gymnasium gewesen, Wallman hatte das beste Abiturzeugnis der Schule gehabt –

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