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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Nachmittag in der Pressekonferenz zu erzählen.«
    »Ich weiß«, sagte Barbarotti. »Daran habe ich auch schon gedacht. Und ich verstehe nicht, warum sie es nicht schon heute ausposaunt haben.«
    »Und was hältst du selbst davon?«, wollte Jonnerblad wissen. »Wenn du es dir überlegst?«
    »Dass er den Tipp bekommen haben muss, direkt bevor er mich angerufen hat. Es war schon nach Mitternacht, sie haben es in die heutige Ausgabe einfach nicht mehr reingekriegt.«
    »Gut möglich«, sagte Jonnerblad. »Aber warum hat er überhaupt Verbindung mit uns aufgenommen?«
    »Gute Frage«, sagte Barbarotti. »Vielleicht, weil er es nicht geglaubt hat?«
    »Das ist normalerweise kein Hindernis«, wehrte Jonnerblad ab. »Vielleicht stimmt es in diesem Fall trotzdem. Aber du gehst davon aus, dass er sich seiner Sache sicher war, oder?«
    »Nun ja …«, zögerte Barbarotti.
    »Warst du nüchtern?«
    Inspektor Barbarotti antwortete nicht.
    »Ruf mich an, sobald du mit ihm fertig bist«, schloss Jonnerblad ab. »Nutze deinen gesunden Polizeiverstand, du hast ja wohl schon so einiges mitgemacht, oder? Und wenn du rauskriegen kannst, woher er seine Informationen hat, hätte ich nichts dagegen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das schaffe«, sagte Barbarotti. »Journalisten pflegen normalerweise ihre Quellen zu schützen.«
    »Weiß der Teufel«, knurrte Jonnerblad, und damit war das strategische Gespräch beendet.
    Göran Persson schien sich im Hotel Kymlinge nicht besonders wohl zu fühlen. Er hätte sicher einen Speisesaal in New York oder in Rom vorgezogen, nahm Gunnar Barbarotti an, aber dem war nun einmal nicht so. Der Reporter hatte offensichtlich sein Frühstück beendet, er hatte mehr Porzellan schmutzig gemacht als eine normale Familie mit vier Kindern, und malträtierte Reste von Wurstaufschnitt, Kopenhagener-krümeln und Eierresten lagen über den ganzen Tisch verteilt, die Morgenzeitung war zerknüllt auf dem Boden gelandet.
    Erinnert an ein abgehalftertes Dokusoap-Sternchen, dachte Barbarotti finster. Drei-Tage-Bart, frisch geduschtes, ungekämmtes Haar und ein schwarzes T-Shirt unter einer abgewetzten Lederweste. Vierzig Jahre plus minus fünf.
    Aber es muss ja nicht so schlimm sein, wie es auf den ersten Blick aussieht, dachte er dann und ließ sich gegenüber dem Reporter nieder. Vielleicht besteht sein üblicher Job darin, Motorradgangs zu unterwandern. Investigativer Journalismus, man soll den Hund nicht nach seinem Fell beurteilen. Wie schön, dass ich keine Vorurteile habe.
    »Guten Tag«, sagte Persson. »Du bist der Barbarotti?«
    Barbarotti gab zu, dass das eine richtige Vermutung war. Persson schob sich eine Portion Snus hinter die Lippe.
    »Wir haben vier Seiten dazu geplant«, sagte er. »Zwei Doppelseiten. Das ist ja eine verdammt interessante Geschichte.«
    »Findest du wirklich?«, fragte Barbarotti.
    »Wir wollen gern die Briefe mit drin haben. Wie sie genau aussehen. Das wird euch helfen, diesen Teufel zu erwischen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass wir sie veröffentlichen wollen«, sagte Gunnar Barbarotti.
    »Aber natürlich wollt ihr«, widersprach Göran Persson. »Ihr wollt doch nicht, dass wir irgendeinen Scheiß über euch schreiben, oder? Übrigens wird gleich ein Fotograf kommen, ich dachte mir, du könntest uns mit aufs Revier nehmen. Möchtest du einen Kaffee?«
    Gunnar Barbarotti nickte. Verließ den Tisch und versah sich am Büfett mit einer Tasse Kaffee und einer Handvoll kleiner Zwiebäcke. Er unterdrückte den Impuls, dem Reporter den Kaffee über den Kopf zu kippen, und bereute, dass er nicht Jonnerblads Angebot angenommen hatte, ihn den Laden schmeißen zu lassen.
    Aber sich kommandieren lassen? Zum Teufel, nein.
    »In Ordnung«, sagte er, als er sich wieder hingesetzt hatte. »Ich werde meine Kollegen fragen. Aber es ist nun einmal so, dass ich denke, du hast da was falsch verstanden, was in eurem Fall ja nicht besonders ungewöhnlich ist. Könntest du mir ein bisschen darüber erzählen, wie du den Tipp gekriegt hast … ich selbst habe seit vierzehn Jahren nicht mehr in deine Zeitung geguckt und habe auch nicht die Absicht, es morgen zu tun.«
    Göran Persson betrachtete ihn eine Weile, während es ein wenig in einem Mundwinkel zuckte. Ein bisschen von dem Snus kam zum Vor schein. Anschließend richtete er sich auf seinem Stuhl auf und räusperte sich.
    Dann zitierte er aus dem Gedächtnis die Mitteilungen des Mörders. Langsam und nachdrücklich, Wort für Wort. Auch die

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