Eine geheimnisvolle Lady
seinen Plan erklärt hatte.
Wie üblich tat er diesen Einwand, der ein lästiger Stolperstein für seine Ambitionen sein konnte, lässig ab. »Dann werden Sie trotzdem reicher sein, als Sie es je für möglich gehalten haben. Und Ihre Tochter erbt meinen Besitz, der nicht an den Titel gebunden ist.«
»Und wenn ich nicht schwanger werde?«
»Für eine Frau, die ein Vermögen in Reichweite sieht, sind Sie verdammt pessimistisch. Haben Sie es vergessen? Nicht nur Sie werden im Geld schwimmen, auch Ihr Vater und dieses Zigeunerflittchen.«
Wie gern würde sie glauben, die Zukunft ihres Vaters und ihrer Freundin Laura hätte bei ihrem Entschluss, mit Burnley zusammenzuarbeiten, eine wichtige Rolle gespielt. Aber in ihrem Herzen kannte sie die Wahrheit. Nur die Lockung von Cranston Abbey hatte sie bewogen, alle ihre Prinzipien zu verraten.
Lebhaft erinnerte sie sich an ihr freudiges Staunen, als Burnley sein Projekt erläutert hatte. Das Gespräch war auch peinlich gewesen, denn ein Mann, der niemals Schwächen zugab, hatte gestehen müssen, er sei aufgrund seiner Krankheit impotent. Endlich verstand sie den Zorn, der seit der Feuersbrunst in ihm schwelte. Die Toten betrauerte er keineswegs, er beklagte nur seine Unfähigkeit, einen neuen Erben zu zeugen. Um den Fortbestand der Dynastie mit einem Kind von seinem Blut zu sichern, brauchte er eine Frau, die sich seinem illegitimen Sohn wie eine Hure anbot – dem Bastard, den er verabscheute und der nichts von seinem Erbe ahnte. Von dieser Sünde abgesehen, musste die Tugend und Diskretion der Frau unanfechtbar sein. Denn sobald sie schwanger wurde, sollte sie zu Lady Burnley avancieren. Für diese Mission eignete sich die verwitwete Tochter seines Verwalters geradezu perfekt.
Innerhalb eines Tages hatte sie zugestimmt. Nein zu sagen, war ihr unmöglich gewesen, angesichts des Versprechens, eines Tages Herrin von Cranston Abbey zu sein.
Schwache, habgierige Diana.
Doch das Risiko war ihr so gering erschienen, der Lohn so fürstlich. Als Marchioness wollte sie nicht in der gehobenen Gesellschaft glänzen, sondern ein ruhiges Leben führen und ihren Sohn dazu erziehen, das Landgut genauso zu lieben wie sie selbst. Mit einundzwanzig Jahren würde er sein Erbe antreten.
Die Gefahr, sie könnte Ashcroft nach dem Ende der Affäre über den Weg laufen, war gering. Für die Vermutung, er wäre der Vater des Kindes, das sie Lord Burnley schenkte, würde er keinen Grund haben.
Es sei denn, er zählte die Monate.
Oder er schöpfte Verdacht.
Oder das Kind sah aus wie er.
Vor der Begegnung hatte sie geglaubt, er würde nicht an die möglichen Konsequenzen seiner Amüsements denken. Inzwischen wusste sie es besser. Dafür interessierte er sich sogar sehr. Und eins stand fest. Falls er jemals herausfand, dass sie ihn getäuscht und sein Kind gestohlen hatte, würde er in helle Wut geraten.
Burnley beobachtete sie mit seinem stechenden Blick.
»Will er Sie wiedersehen?«
»Ja.«
»Wenn’s um Weiber geht, ist der Schurke ein Connaisseur. Anscheinend besitzen Sie verborgene Talente, Mrs. Carrick.« Mit einem sarkastischen Lächeln erinnerte er sie an den Verlust ihrer Tugend.
Das registrierte sie kaum. Noch verächtlicher als sie sich selbst konnte er sie nicht betrachten. Nie wieder durfte sie ihre entschwundene Ehre beanspruchen.
»Warten Sie nicht zu lange.« Burnley verlagerte sein Gewicht auf dem harten Stuhl und ächzte schmerzlich. »Je öfter er Sie benutzt, desto wahrscheinlicher wird er Sie befruchten. Ein einziges Mal dürfte nicht genügen.«
Seine unverblümte Ausdrucksweise strapazierte ihre Nerven, obwohl sie daran gewöhnt sein müsste. Auf die gleiche Art würde er die Paarung einer Zuchtstute und eines Deckhengsts planen.
Allmählich verebbte seine Euphorie. Sein Hinweis auf die kurze Frist, die ihr für die Erreichung des Ziels noch blieb, hing nicht mit seinem autoritären Stil zusammen. Falls Diana die Situation richtig einschätzte, würde Edgar Fanshawe schon vor dem Winter seinen Platz in der Hölle einnehmen. Deshalb drängte die Zeit. In drei Wochen würde sie wissen, ob sie schwanger war. Ansonsten musste sie bis September warten. Danach würden die Mitglieder der feinen Gesellschaft wieder in London eintreffen, und die skandalöse Liaison würde sich nicht mehr so leicht geheim halten lassen. Zudem könnte Ashcroft ihrer müde werden. Mochte er auch über eine unerwartete Potenz verfügen, die Fakten sprachen für sich. Er blieb nie lange bei
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