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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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einer Frau.
    »Morgen fahre ich nach London zurück«, erklärte sie und stand auf. »Vor der Abreise will ich meinen Vater sehen.«
    »Wenn es sein muss …« Burnley verstummte, um mühsam Luft zu holen.
    Sie mochte diesen grausamen, manipulativen Mann nicht, sie fürchtete ihn. Aber schlichte Menschlichkeit zwang sie zum Protest, als er sich wieder über die Dokumente beugte, obwohl er dringend Schlaf brauchte. »Warum ruhen Sie sich nicht aus, Mylord?«
    Mit glasigen Augen schaute er sie an. »Noch sind wir nicht verheiratet, Mädchen. Sparen Sie sich die Nörgelei für später auf, wenn Sie einen Ring am Finger tragen.«
    Natürlich war ihre Sorge reine Verschwendung, das hätte sie wissen müssen. »Verzeihen Sie, Mylord.«
    Er nickte. »Sobald Sie in London ankommen, pressen Sie den letzten Saft aus Ashcroft raus. Vergessen Sie nicht, wenn er Sie nicht bald schwängert, geht Ihnen Cranston Abbey durch die Lappen.«
    Am nächsten Morgen stand sie auf der Schwelle des Arbeitszimmers in dem gemütlichen kleinen Haus, in dem sie aufgewachsen war. Vertraute Gerüche wehten ihr entgegen. Papier. Tinte. Und Rex, der alte Spaniel ihres Vaters. Der Hund, der auf einem Teppich vor dem kalten Kamin lag, hob den Kopf und wedelte zur Begrüßung mit dem Schwanz.
    John Dean diktierte Ezra Brown gerade einen Brief, dem jungen Angestellten, der auf Burnleys Wunsch in Dianas Abwesenheit als Sekretär des Verwalters fungierte. Durch das offene Flügelfenster hinter ihrem Vater fiel Sonnenschein herein und beleuchtete ihn wie einen Heiligen auf einem Votivbild.
    Da Mr. Brown der Tür den Rücken kehrte, merkte er nicht, dass er beobachtet wurde. Aber John Dean hob den grauen Kopf und wandte sich in die Richtung seiner Tochter. Wie üblich nahm er sofort wahr, was in seiner Nähe geschah. Das verwirrte manche Leute. »Diana?« In seiner Stimme schwang warmherzige Freude mit, seine Miene erhellte sich.
    »Ja, Papa.« Als sie das Zimmer betrat, drehte sich der Sekretär erstaunt um. Der schüchterne junge Mann erinnerte sie an William, in der Zeit vor ihrer Ehe. »Du siehst gut aus«, log sie.
    In Wirklichkeit wirkte ihr Vater müde und überlastet. Und der Papierstapel auf dem Schreibtisch hatte sich seit ihrer Abreise verdoppelt. Die Vernachlässigung des Haushalts, den Laura so umsichtig geführt hatte, war ihr sofort aufgefallen. Dadurch verstärkten sich Dianas Gewissensqualen, ihre ständigen Begleiter.
    Ihr Vater erhob sich, ging mit erstaunlich sicheren Schritten um den Schreibtisch herum und breitete seine Arme aus. »Wie schön, dass du wieder da bist, mein Kind!«
    Letzte Nacht war sie auf leisen Sohlen ins Haus geschlichen, um ein paar Stunden zu schlafen. Nach dem dekadenten Luxus in Lord Montjoys Residenz, sogar nach dem bescheideneren Komfort in Chelsea, strahlte das schmale Bett eine Unschuld aus, die nicht mehr zu ihr passte. Trotz ihrer Erschöpfung warf sie sich rastlos umher, von Albträumen geplagt. In den meisten spielte Ashcroft die Hauptrolle. Voller Verachtung verbannte er sie aus seinem Leben.
    Schließlich lag sie wach in der Dunkelheit und lauschte den vertrauten heimatlichen Geräuschen – dem Knarren des alten Hauses, dem Zwitschern eines Nachtvogels, der fernen Geschäftigkeit zweier Dienstboten, die ihr Tagewerk schon vor der Morgendämmerung begannen. Und jeder einzelne Laut gab ihr zu verstehen, dass sie ihr Recht auf diesen sicheren Hafen verloren hatte.
    Um das Personal auf ihre Anwesenheit hinzuweisen, stand sie zeitig auf und erklärte den Leuten, sie dürften ihrem Vater nicht erzählen, dass sie mitten in der Nacht angekommen sei. Das verwirrte alle, aber sie gehorchten. Mochte John Dean auch der Haushaltsvorstand sein, seine Tochter war schon lange vor ihrer Heirat die Hausherrin gewesen.
    Diana hatte in ihrem Zimmer gefrühstückt und eines ihrer alten Kleider angezogen, das sich fremd auf ihrer Haut anfühlte. Wie billig und abgetragen es wirkte, hatte sie – neuerdings an eine modischere Garderobe gewöhnt – sofort bemerkt.
    Nun warf sie sich in die Arme ihres Vaters. Mit jener bedingungslosen Liebe, die sie seit ihrer frühen Kindheit kannte, hielt er sie fest. Würde er sie auch so zärtlich begrüßen, wenn er über ihre Sünden Bescheid wüsste? Hastig verdrängte sie den beunruhigenden Gedanken, barg den Kopf an seiner Schulter und bekämpfte die Tränen, die in ihren Augen brannten. Ungewöhnlich inbrünstig erwiderte sie die Umarmung und versuchte, wie schon so oft, Kraft

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