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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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du warst anderweitig beschäftigt.«
    Diana richtete sich auf, holte noch einmal tief Luft – in letzter Zeit vergaß sie dauernd zu atmen – und bewegte ihre prickelnden Finger. Diese Hand hatte er geküsst. Verglichen mit alldem, was er früher getan hatte, sollte das keine Rolle spielen. Aber irgendwie erwärmte die besitzergreifende Galanterie dieser Geste ihr Herz, ebenso wie die Hitze seines Mundes, die sie durch das Leder des Handschuhs deutlich gespürt hatte.
    Nachdenklich runzelte Laura die Stirn. »Er ist nicht so, wie ich es erwartet hatte.«
    Diana lachte freudlos. Allmählich hörte die Welt auf umherzuwirbeln und kehrte zur Normalität zurück. »Auch ich hatte mit einem anderen Mann gerechnet.«
    »Ich dachte, er wäre kaltschnäuzig, eitel und selbstsüchtig. Ich dachte, er würde dich verächtlich behandeln. Aber im Gegenteil …« Laura unterbrach sich und schien zu überlegen, wie sie ihre Gedanken in Worte fassen sollte. Dann senkte sie ihre Stimme. »Er ist ganz vernarrt in dich.«
    Sofort wurde Diana von neuen Schwindelgefühlen erfasst, und der Raum drehte sich, bis sie tief durchatmete. »Mach … mach dich nicht lächerlich.«
    Laura zuckte die Achseln. »Was ich sah, war eindeutig.«
    »Hör mal …« Diana bemühte sich um einen gleichmütigen Ton. »Natürlich ist er ein Wüstling, der öfter Frauen im Bett hatte als ich ein warmes Frühstück. Ich bin nur eine von vielen.«
    »Wenn du meinst … So gut wie du kenne ich ihn nicht.« Laura spähte über die Schulter ihrer Freundin. »Da ist er wieder.«
    Klopfenden Herzens fuhr Diana herum. Hochmodisch gekleidet, mit einem dunkelblauen Jackett und einer biskuitfarbenen Hose, erschien Ashcroft in der Tür und beobachtete sie. Er hielt seinen stilvollen Zylinder in der Hand, das Haar war reizvoll zerzaust. Weil weder draußen noch drinnen ein Lüftchen wehte, nahm sie an, er hätte aus Ärger über seine furchterregende Tante durch seine Haare gestrichen.
    So liebenswert dürfte das eigentlich nicht wirken …
    »Vernarrt«, flüsterte Laura.
    »Also hast du gewartet.« Er ging auf Diana zu und blieb ein paar Schritte vor ihr stehen.
    »Ja.«
    »Gut.«
    Die Worte schienen aus einer anderen Sphäre zu stammen, hatten nichts mit der stummen Verständigung zu tun. Mühsam zügelte Diana den Impuls, Ashcroft zu umarmen, den Kopf an seine Schulter zu legen. Unglaublich, dass die erotischen Aktivitäten, so stürmisch sie auch gewesen waren, diese Intensität erzeugt hatten … Pochte ihr Herz nur, weil er es befahl? Ihr schwirrte der Kopf. Krampfhaft presste sie Luft in ihre Lungen. Und die schweigende Konversation wurde fortgesetzt, unvermeidlich wie Wellen, die an eine Küste schlugen.
    Ich will dich.
    Berühr mich.
    Nimm mich in dein Bett.
    Lass mich niemals gehen.
    Als hätte sie die letzte Bitte laut ausgesprochen, schwankte sie. Was stimmte nicht mit ihr? Sie benutzte Ashcroft aus eigensüchtigen Gründen, belog und hinterging ihn und behandelte ihn wie einen Deckhengst. Zwischen ihnen existierte nichts jenseits körperlicher Leidenschaft.
    Aber in diesem Moment fühlte es sich nicht so an. Und so war es auch an jenem langen, heißen Nachmittag nicht gewesen, den sie in Ashcrofts Armen verbracht hatte. Sie tat ihm schon Unrecht genug, auch ohne emotionale Verstrickungen zu riskieren. Immerhin basierte das Projekt auf der Voraussetzung, der Earl würde ihr nur ein vorübergehendes erotisches Interesse entgegenbringen.
    Lauras Überzeugung quälte sie. Unentwegt gellte ein einziges Wort in Dianas Ohren.
    Vernarrt.
    Nein, völlig unmöglich. Laura stand neben ihr und erforschte die angespannte Atmosphäre. Zweifellos würde die einfühlsame Freundin spüren, was durch Dianas Kopf ging.
    Hoffentlich erriet sie nicht alles.
    Nach einem weiteren zitternden Atemzug zwang sich Diana, das Schweigen zu brechen und den Eindruck zu erwecken, hier würde nichts Ungewöhnliches geschehen. »Lord Ashcroft, darf ich Ihnen meine Freundin vorstellen, Miss Laura Smith.«
    Dass er etwas zu lange brauchte, um in die Wirklichkeit zurückzukehren, erfüllte sie nur mit flüchtiger Genugtuung. Dann verneigte er sich vor Laura, so tief wie eine Viertelstunde früher vor ihr selbst. Als wären sie Aristokratinnen. »Miss Smith.«
    Anmutig knickste Laura. »Mylord.«
    »Genießen Sie Ihren Aufenthalt in der Hauptstadt?«
    »Wie ich zugeben muss, ziehe ich das Land vor.« Laura verhehlte nicht, wie aufmerksam sie ihn inspizierte.
    Ebenso wenig verbarg er seine

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