Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten
verdanken wir unserem großen Sammler John, dem fünften Grafen von Exeter, und seiner Frau Anne Cavendish, die leidenschaftlich gern reisten. 1688 war das japanische Porzellan bereits hier im Haus, denn in diesem Jahr wurde es in der Bestandsaufnahme erwähnt. Aber wir müssen auch davon ausgehen, dass John Verbindungen zu einem geschickten Händler hatte, weil es in Burghley House solche Mengen davon gibt und weil es damals groß in Mode war. Und wir haben hier ein paar herrliche Stücke wie diese wunderbaren Elefanten und andere japanische Figuren.»
Wir haben den Töpfer Kakiemon XIV. ausfindig gemacht, der angeblich vom ursprünglichen Schöpfer des Stils abstammt und in Japan heute selbst ein lebendes Nationalheiligtum ist. Vielleicht ist er wirklich ein direkter Nachfahre des Meisters, der vor rund 400 Jahren die Menagerie des Grafen von Exeter bemalt hat. Erlebt und arbeitet in Arita, dem Ursprungsort der japanischen Porzellanherstellung, wo seine Familie seit Jahrhunderten von der Töpferei lebt:
«Die Familie Kakiemon stellt seit fast 400 Jahren bemaltes Porzellan im Kakiemon-Stil her. In der Umgebung von Arita gibt es große Mengen von Porzellanerde, die seit Tausenden von Jahren natürlichen Verwitterungs- und Oxidierungs-prozessen ausgesetzt ist. Wir benutzen dieses Naturmaterial seit der Edo-Zeit. Normalerweise dauert es etwa 30 bis 40 Jahre, bis man die notwendige Fertigkeit besitzt und die Technik beherrscht, und es ist eine große Aufgabe, die nächste Generation anzulernen.
Die Glasur, die für die Oberfläche der Elefanten verwendet wird, wird als
nigoshide
bezeichnet. Diese Technik wurde in Arita entwickelt, und wir haben versucht, sie zu erhalten. Die Glasur ist nicht reinweiß, sondern von einem warmen milchigen Weiß. Die Entwicklung dieser Technik markiert den Beginn des Kakiemon-Stils in der Porzellanherstellung der Edo-Zeit.
Ich verwende, wie viele meiner japanischen Kollegen, traditionelle Werkzeuge. Das hält die alten Techniken am Leben. Japan hat eine eigene Ästhetik, die wir zu erhalten suchen. Manche denken vielleicht, ich bewege mich nur auf den alten, ausgetretenen Pfaden, aber ich würde das, was ich mache, als modern mit traditionellen Elementen bezeichnen. Wir halten die Elefanten im Britischen Museum für einzigartig. Ich selbst habe zu Hause einen kleinen Elefanten.»
China ist bekanntermaßen die ursprüngliche Heimat des Porzellans, das jahrhundertelang in großen Mengen exportiert wurde. Im 16. Jahrhundert war man in Europa regelrecht verrückt nach Porzellan, insbesondere nach der berühmten Blau-Weiß-Ware (siehe Kapitel 64). Die Gier der Reichen in Europa war so unersättlich, dass die Chinesen Mühe hatten, mit der Nachfrage Schritt zu halten, wie ein italienischer Kaufmann 1583 entnervt notierte:
«Uns bleiben inzwischen nur noch die Überreste, weil sie sich hier mit dem Porzellan verhalten wie ein Hungriger, wenn er sich von einem Teller Feigen zuerst die reifsten herauspickt und dann die weniger reifen mit den Fingern prüft und eine nach der anderen nimmt, bis keine mehr übrig ist.»
Aber andere Anbieter drängten in den boomenden Markt. Die Koreaner hatten im 15. Jahrhundert von den Chinesen gelernt, wie man Porzellan herstellt. Mit dem Krieg gelangte dieses geheime Wissen auch nach Japan. Ende des 16. Jahrhunderts wurde Japan unter der Führung von Toyotomi Hideyoshi, einem vonglühendem Ehrgeiz besessenen Feldherrn, vereinigt, der in den 1590er Jahren zweimal gegen Korea in den Krieg zog, wobei ihm die Eroberung Koreas nur als Sprungbrett zum Sieg über Ming-China dienen sollte. Beide Eroberungsversuche scheiterten, aber die Japaner brachten von den Kriegszügen einige nützliche Techniken der Porzellanherstellung – sowie ein paar der Töpfer, die sie anwandten – aus Korea mit nach Hause. Die koreanische Expertin Gina Ha-Gorlan schreibt über die weit zurückreichende dynamische Beziehung zwischen den drei Kulturen:
«Korea, China und Japan standen seit prähistorischen Zeiten in enger Beziehung zueinander. Oft wurden Fertigkeiten und Techniken zuerst in China entwickelt und gelangten im Rahmen des kulturellen Austauschs nach Korea und von dort aus nach Japan. Sampan Lee war ein koreanischer Töpfermeister, der während des japanischen Eroberungszugs Ende des 16. Jahrhunderts von Korea nach Japan verschleppt wurde. Interessanterweise wird dieser Krieg oft auch als ‹Töpferkrieg› bezeichnet, weil die Japaner so viele koreanische Töpfer nach
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