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Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Titel: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil MacGregor
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reden, aber das hatte wenig Sinn, da wederwir noch Tupia ein Wort von dem verstanden, was sie sagten … Ich dachte, sie winken uns, an Land zu kommen, aber das war ein Irrtum, denn kaum hatten wir das Ufer erreicht, kamen sie uns wieder in drohender Haltung entgegen, worauf ich mit einer Muskete zwischen sie feuerte, was keine andere Wirkung hatte, als dass sie sich dahin zurückzogen, wo Bündel ihrer Pfeile lagen und einer von ihnen hob einen Stein auf und warf ihn nach uns, worauf ich mit der Muskete eine Schrotladung abschoss, und obwohl der Mann von ein paar Schrotkugeln getroffen wurde, hatte das keine andere Wirkung, als dass er nach einem Schild griff, um sich zu schützen.»
    An dieser Stelle nimmt Joseph Banks in seinem Tagebuch den Faden der Erzählung auf:
    «… ein Mann, der unsere Landung zu verhindern suchte, kam mit einem Schild aus Baumrinde ans Ufer herunter; diesen ließ er zurück, als er davonrannte, und als wir ihn aufhoben, stellten wir fest, dass er ungefähr in der Mitte von einer Lanzenspitze durchbohrt worden war.»
    Das muss unser Schild gewesen sein. Ungefähr in der Mitte befindet sich das Loch, von dem Banks spricht, und es sind, wie vom Zeichner der Expedition dokumentiert, Spuren von weißer Farbe vorhanden. Der Schild ist grob gehauen, leicht gewölbt, von rötlichbrauner Farbe und etwa einen Meter hoch und 30 Zentimeter breit, was als Schutz für einen Menschen ziemlich schmal ist. Fast sieht man den Baumstamm vor sich, aus dem der Schild gehauen wurde. Er ist aus dem Holz der Roten Mangrove gemacht, einer Holzart, die gern für die Herstellung australischer Schilde verwendet wurde, weil es hart genug ist, dem Angriff mit einer Lanze, einer Keule oder einem Bumerang standzuhalten, und weil es ungemein resistent ist gegen Insektenfraß und selbst unter Wasser nur sehr langsam verrottet. Auf der Rückseite befindet sich ein Griff aus biegsamem, jungem Mangrovenholz, der im getrockneten Zustand eine feste Form hat, so dass er dem Träger sicher in der Hand liegt. Der Mensch, der den Schild gefertigt hat, wusste genau, welches Material für diesen Zweck am besten geeignet ist.
    Der Besitzer des Schildes war ein Mann, dessen Vorfahren seit gut 60.000 Jahren das Land bewohnten, in dem er immer noch heimisch war. Phil Gordon, der am Australischen Museum in Sydney für das Kulturerbe der Aborigines zuständig ist, beschreibt das Leben der australischen Ureinwohner in dieser Region:
    «Einer der großen Mythen über die Vergangenheit der Aborigines ist die Annahme, dass sie ‹von der Hand in den Mund› lebten. In der Gegend um Sydney und in fast allen anderen Küstenregionen Australiens hatten die Menschen ein sehr gutes Leben; in den Buchten gab es Fische in Hülle und Fülle … das Klima war günstig, die wirtschaftliche Existenz war gesichert. Dadurch blieb den Menschen Zeit, sich mit der spirituellen Seite des Lebens und anderen Aspekten ihrer Kultur zu beschäftigen.»
    Cook und Banks äußern sich an späterer Stelle in ihren Tagebüchern darüber, wie glücklich und zufrieden ihnen die Leute erschienen, obwohl es, wie wir wissen, Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Stammesgruppen gab. Außer Schilden besaßen die Männer Speere, und das Loch in unserem Schild stammt tatsächlich von einer hölzernen Speer- oder Lanzenspitze, die ihn vermutlich während eines Kampfes traf. Dieses Loch sowie die Kratzer und Kerben, mit denen die Oberfläche überzogen ist, machen deutlich, dass der Schild einige Schlachten mitgemacht hat, bevor er als Schutz gegen Cooks Gewehrkugeln herhalten musste. Der Schild scheint aber auch als Zeichen der persönlichen Identität oder der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm gedient zu haben: Die weiße Farbe, die auf dem Schild gefunden wurde, besteht aus Kaolin, was die Vermutung nahelegt, dass sich in der Mitte des Schildes ein aufgemaltes weißes Zeichen befand. Phil Gordon erklärt:
    «Natürlich gab es kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Aborigines; es kam zu allen möglichen blutigen Fehden der Gruppen untereinander. Sie waren aber auch ein Hinweis auf die kulturellen Wurzeln ihres Trägers; Form und Bemalung des Schildes unterschieden sich je nach der Region, aus der er stammte, und entsprechend der Stellung des Trägers innerhalb seines Stammes und des Ansehens, das er unter den anderen Stämmen der Region genoss. Die Schilde an der Ostküste unterschieden sich also deutlich von denen, die von der Südküste stammten.»
    Cook

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