Eine Geschichte von Liebe und Feuer
unterstützten Nationalliberalen Front. Es schien die einzige Möglichkeit, den Krieg gegen die Besatzer fortzuführen.
König Georg und seine Regierung hatten sich mit einigen Truppenteilen in den Mittleren Osten zurückgezogen, mit den Deutschen wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet und in Athen ein Kollaborationsregime eingesetzt. Die meis ten politischen Parteien hatten beschlossen, die Widerstands bewegung nicht zu unterstützen, was in den Augen von Elias, Dimitri und ihren Kameraden darauf hinauslief, dass ihr Land jetzt ein Teil Deutschlands war.
Am Anfang konzentrierte sich die Nationalliberale Front darauf, die hungernde Bevölkerung in Dörfern und Städten zu versorgen, und Dimitri und Elias wurden eingesetzt, um eine Reihe von Lagerhäusern zu plündern, in denen die Deutschen Nachschub für ihre eigenen Truppen horteten.
Bei diesen Aktionen gingen sie zuweilen nicht zimperlich vor, aber wenn sie auf diese Weise ihren Landsleuten Nahrung beschaffen konnten, hielten sie dieses Vorgehen für gerechtfertigt.
»Wenigstens tun wir etwas«, sagte Dimitri. »Wir kämpfen vielleicht nicht Mann gegen Mann, trotzdem führen wir doch immer noch Krieg!«
»Ich hätte lieber ein Gewehr in der Hand«, antwortete Elias. »Ich finde, wir sollten versuchen, die Schweine aus dem Land zu jagen. Essen zu stehlen reicht nicht aus. Das ist erbärmlich.«
»Du hast recht«, räumte Dimitri ein. »Wie es im Moment aussieht, sterben wir wahrscheinlich eher am Hunger als durch eine Kugel.«
»Aber warum kämpfen wir dann nicht?«
»Weil wir anderen Menschen helfen. Und das reicht im Moment vielleicht aus.«
Dimitri war der Vernünftigere und Besonnenere der beiden. »Unsere Organisation tut, was sie kann, um Krankenhäuser und Apotheken in Gang zu halten. Das weiÃt du doch?«
»Ja, das hab ich gehört«, antwortete Elias. »Du kannst mit deinem medizinischen Wissen einen wertvollen Beitrag leisten. Aber was ich mache, erscheint mir nicht genug.«
»Man kann doch nicht kämpfen, wenn die Soldaten halb verhungert sind. Kannst du dir vorstellen, wie man einen Angriff durchführen soll, wenn die Hälfte der Truppe zu schwach ist, um ein Gewehr zu halten? Jetzt komm, Elias, denk doch mal nach.«
»Es geht das Gerücht, dass eine richtige Guerilla-Aktion gestartet werden soll. Wenn es dazu kommt, bin ich dabei. Aktiver Aufstand. Das ist die einzige Möglichkeit. Das hätte Vassili getan! Gekämpft!«
Die Gespräche der beiden drehten sich oft um solche Themen. Als Mitglied der Nationalliberalen Front glaubte Dimitri an die gleichen kommunistischen Grundsätze wie sein Freund, aber angesichts der Lage im Land sah er keine Chance, wie sich Griechenland von den Deutschen befreien sollte.
Die Nachrichten, die Elias über gezielte Guerilla-Aktionen gehört hatte, waren zutreffend. Im Februar begann die ELAS , der bewaffnete Arm der kommunistischen Widerstandsbewegung, mit ihren Operationen.
»Wir schlieÃen uns an«, sagte Elias.
Dimitri erwiderte nichts.
»Dimitri? Was ist los mit dir?«, rief er. »Denk doch an all die griechischen Helden! Sind das nicht auch deine Vorfahren gewesen?«
Dimitri blickte zu seinem Freund auf und fühlte sich beschämt. Viele hielten die sephardischen Juden noch immer nicht für echte Griechen, aber Elias zögerte keinen Moment, sein Leben zu riskieren, um sein Heimatland zu befreien. Wie konnte er, Dimitri, seinem Beispiel da nicht folgen? Elias hatte recht. Die Waffen niederzulegen und sich den Besatzern zu ergeben kam für eine stolze Nation nicht infrage.
»Ich gehe mit, Elias«, sagte er schlieÃlich.
Eine Zeitlang hatten sie mit ihren Attacken auf Polizeistationen und italienische Posten in abgelegenen Bergregionen groÃen Erfolg. Sie glaubten, etwas zu erreichen und langsam, aber stetig wieder die Kontrolle über das Land zurückzugewinnen. Selbst wenn die Zentralregierung nichts getan hatte, die ELAS bewährte sich.
Mehr als achtzehn Monate waren vergangen, seitdem die beiden Freunde Thessaloniki verlassen hatten, und zum ersten Mal nach langer Zeit bekamen sie ein paar Tage Urlaub. Sie sehnten sich danach, ihre Lieben wiederzusehen. Sie besaÃen falsche Papiere, die nicht schwer zu beschaffen gewesen waren, mussten aber trotzdem darauf achten, StraÃensperren und einzelnen Polizisten auszuweichen, die leicht Verdacht
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