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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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diesem unbeabsichtigten Geständnis brach sie in Tränen aus.
    Â»Es ist hoffnungslos. Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Was soll ich bloß tun?«
    Eugenia hatte im Moment keine Antwort darauf, aber später am Abend setzten sie ihr Gespräch fort.
    Â»Es gab früher viele arrangierte Ehen«, erklärte sie Katerina. »In unserem Dorf zum Beispiel gab es eine ganze Menge davon. Es ging in erster Linie darum, dass sich eine Familie mit einer anderen verbindet. Und vielleicht lernst du ja mit der Zeit, Grigoris Gourgouris zu lieben.«
    Â»Und wenn nicht?«
    Eugenias Meinung nach war die Abwesenheit von Liebe kein Hindernis. Die Ehen in den Dörfern hatten auch ohne Liebe ganz gut funktioniert.
    Sie redeten bis spät in die Nacht, aber als sie schließlich zu Bett ging, wusste Katerina noch immer nicht, welche Antwort sie ihrem Chef geben sollte.
    Am nächsten Morgen klopfte sie kühn an seine Bürotür. In der Zwischenzeit hatte sie sich genau zurechtgelegt, was sie sagen würde.
    Â»Ich danke Ihnen sehr für Ihren Antrag, Kyrie Gourgouris. Ich bin überaus geschmeichelt, aber ich brauche noch etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Ich muss genau abwägen, ob ich wirklich die richtige Person bin, um Ihre Ehefrau zu werden. Ich hoffe, Sie geben mir noch eine Woche Zeit für eine Entscheidung.«
    Fast hätte sie einen Knicks gemacht, bevor sie den Raum verließ, und Gourgouris lächelte sie an, als hätte ihn ihre kleine Rede bezaubert.
    Als sie ins Atelier trat, stellte Katerina fest, dass die anderen Frauen tuschelten. Wie es schien, war etwas durchgesickert vom Antrag ihres Chefs. Keine der Frauen fragte sie direkt, aber an ihren Blicken konnte sie ablesen, dass sie der Gegenstand ihrer Tuscheleien war, und spürte, wie sie vor Verlegenheit rot wurde.
    Am nächsten Tag begann Gourgouris mit seinem Eroberungsfeldzug. Von da an fand sie jeden Abend ein kleines Geschenk in ihrer Tasche: ein Stück Seide, ein Stückchen Spitze, einmal sogar Seidenunterwäsche. Oft steckte ein Zettel dabei: Nur ein flüchtiger Blick auf Ihre Brautausstattung. Seiner Meinung nach war keine Frau in der Lage, solchen Verführungskünsten zu widerstehen.
    Sanft wie Seide, kühl wie Crêpe, üppig wie Spitze, dachte er, wenn er heimlich ein kleines Päckchen in Katerinas Hand- oder Manteltasche steckte. Das muss ich unbedingt in meiner neuen Werbung verwenden.
    Die Gespräche, zu denen er sie in sein Büro zitierte, um ihre Arbeit zu kritisieren, hörten augenblicklich auf, was eine Erleichterung für sie war, aber nun lösten die Geschenke ein gewisses Unwohlsein bei ihr aus. Die Zeit verging, und ihr blieben nur noch wenige Tage, um die versprochene Antwort zu geben. Und Eugenias Meinung kannte sie ja.
    Am folgenden Tag musste sie das letzte Trauerkleid bei Olga Komninou abliefern. Es war inzwischen wärmer geworden, und das leichte Baumwollkleid, das sie brauchte, war fertig.
    Als Pavlina die Tür öffnete, sah sie auf den ersten Blick, dass mit Katerina etwas nicht stimmte. Dabei hatte sie gehofft, die junge Frau würde langsam über Dimitris Tod hinwegkommen.
    Â»Was ist denn los?«, rief sie aus. »Du siehst ja schrecklich aus!«
    Katerina hatte zwei Nächte nicht geschlafen und sah tatsächlich elend aus.
    Â»Komm rein! Komm rein!«, drängte Pavlina. »Komm rein und erzähl mir alles.«
    Am Küchentisch berichtete Katerina ihr von dem Antrag.
    Â»Was soll ich nur machen?«
    Â»Also, ich bin die Falsche für eine solche Frage«, erwiderte Pavlina frei heraus. »Ich hab meinen Mann vom ersten Augenblick an geliebt. Und das ist so geblieben, bis zu dem Tag, an dem er gestorben ist. Sogar noch darüber hinaus.«
    Â»Aber wie kann ich je daran denken, jemanden zu heiraten, wenn ich doch einen anderen liebe?«, fragte sie mit Tränen in den Augen. »Auch wenn er bloß in meiner Erinnerung lebt.«
    Â»Das ist etwas anderes, Katerina«, sagte Pavlina. »Ich war Anfang vierzig, als Giorgos starb. Als wir uns kennenlernten, war ich fünfzehn, und wir hatten fünfundzwanzig gemeinsame Jahre. Ich habe Glück gehabt, aber du musst an die Zukunft denken.«
    Obwohl sie es freundlich meinte, waren ihre Worte wie eine Ohrfeige. Die Zukunft. Das schien ihr eine karge Landschaft ohne Liebe.
    Katerina wurde nach oben zu Olga geführt, und gemeinsam gingen sie in Olgas

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