Eine Geschichte von Liebe und Feuer
sich fehl am Platz vorkamen. Das Haus der Komninos war der luxuriöseste Ort, an dem Katerina je gewesen war, aber das Hotel setzte noch ganz andere MaÃstäbe, was den verschwenderischen Umgang mit Marmor, Gold und Stuckwerk betraf. Alles war im Ãbermaà vorhanden, angefangen vom Silberbesteck auf der Tafel bis hin zum Blumenschmuck, der mit seiner ausladenden Ãppigkeit Katerinas Blick auf die meisten Gäste verstellte. Riesige Jasmin- und Glyzinienzweige quollen aus einer Vase, die so riesig war, dass sie kaum in ihren Hinterhof gepasst hätte.
Vor jedem Platz standen Gläser wie Orgelpfeifen aufgereiht, und alle waren bis zum Rand gefüllt. Und obwohl sie von jedem nur ein wenig genippt hatte, war ihr der Alkohol zu Kopf gestiegen, sodass sie nach der Verabschiedung der Gäste ein wenig schwankend die breite, geschwungene Treppe hinaufstieg. Sie und ihr neuer Ehemann würden die Nacht im Hotel verbringen.
Ihr erster Kuss in der Hochzeitsnacht lieà sie fast ohnmächtig werden vor Ekel. Grigorisâ Atem roch nach abgestandenem Zigarettenrauch, und da sie selbst noch nie geraucht hatte, löste der säuerlich bittere Tabakgeschmack einen Würgereiz bei ihr aus. Nach dem Kuss erwartete sie die nächste Tortur. Katerina hatte zwar Gourgourisâ Beine schon einmal gesehen, als sie in sein Büro gerufen wurde, um seine Hosen zu säumen, daher war sein behaarter Körper keine Ãberraschung für sie. Aber die unglaubliche Masse des Mannes, die nun kein Kleidungsstück mehr bändigte, war schockierender, als sie es sich je hätte vorstellen können.
Als er sein Hemd aufknöpfte, quoll das Fleisch ihr entgegen. Die Haut seines ausladenden Bauchs war wie ein Flussdelta mit geplatzten Ãderchen durchzogen, und seine Brüste waren wesentlich gröÃer als die ihren.
In der Zwischenzeit hatte sich Katerina ebenfalls entkleidet und stellte fest, dass ihr Ehemann sie prüfend betrachtete. Er streckte die Hand aus, um die Narbe an ihrem Arm zu berühren, zog sie jedoch mit offensichtlicher Abscheu schnell wieder zurück. Da sie im Sommer wie im Winter lange Ãrmel zu tragen pflegte, war ihr entstellter Arm eine vollkommene Ãberraschung für ihn.
Der Alkohol hatte ihre Angst vor dem, was dann passieren sollte, etwas gedämpft, dennoch glaubte sie zu ersticken, als sein enormer Körper sich auf sie wälzte. Was er wollte, war schnell vollbracht, und bald darauf lagen sie, ohne ein Wort zu wechseln, auf verschiedenen Seiten des breiten Betts. Katerina betrachtete die seltsamen Silhouetten der Lampen und Möbel, doch es dauerte nicht lange, bis sie in tiefen Schlaf fiel. Das Himmelbett mit seiner feinen Leinenwäsche und seinen prallen Federkissen war wirklich ungemein komfortabel und bequem.
Am nächsten Tag folgte die Ãbersiedlung in ihr neues Zuhause. Sie hatte ihre Habseligkeiten in der IrinistraÃe bereits gepackt, und es kam ein Wagen, um sie in Gourgourisâ Haus im Westen der Stadt zu bringen. Es war ein neuer und ziemlich nichtssagender Bau in der SokratesstraÃe, den er vor zwei Jahren zur gleichen Zeit, als er das Geschäft der Morenos übernahm, gekauft hatte. Die Fassade des Hauses zeigte nach Norden, hatte kleine Fenster und schwere Vorhänge, aber das war nicht der Grund, weshalb die meiste Zeit des Tages Halbdunkel darin herrschte. Es lag vielmehr daran, dass Gourgouris geradezu besessen davon war, Sonnenlicht von seinen Möbeln fernzuhalten.
»Das ist das Beste für die Polsterbezüge«, krächzte er. »Wenn Sonne nicht die Polster bleicht, die Farbe noch für Jahre reicht«, war eines seiner geflügelten Worte, an die sie sich gewöhnen müsste. Denn nichts gefiel ihm besser als ein flotter Reim. Hatte er einen gefunden, wandte er den Spruch unzählige Male an, was gewöhnlich von einem vergnügten Lächeln und der Erwartung auf Applaus begleitet wurde. Jede Woche schaltete er Anzeigen auf den Titelseiten der Zeitungen und verbrachte die meisten Abende damit, sich neue Slogans auszudenken.
Bereits an ihrem ersten Tag als Hausherrin wurde Katerina klar, dass Gourgouris wünschte, dass sie zu Hause blieb.
»Ich finde, du solltest dir ein paar Tage Zeit nehmen, dich einzugewöhnen«, sagte er. »Und dann denken wir darüber nach, ob du ins Atelier zurückkommst. Vielleicht nur noch halbtags?«
Ihr war nie in den Sinn gekommen, die Arbeit aufzugeben, und
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