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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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Zeit brauchte, bis wieder Licht ins Dunkel käme.
    Den anderen Mädchen im Atelier entging nicht, wie abwesend ihre Kollegin war, und sie gaben irgendwann den Versuch auf, sie aus ihrer merkwürdigen Stimmung herauszuholen. Katerina war praktisch verstummt und unfähig, irgendeine Unterhaltung zu führen. Das Einzige, was sich nicht änderte, war die Schönheit und Qualität ihrer Arbeit. Die erledigte sie so flink und makellos wie immer, und sie schien sie als Einziges genügend zu fesseln, um von dem Verlust abzulenken, der ihre Gedanken gänzlich beherrschte.
    Gourgouris hingegen ließ sie nicht in Ruhe, sondern schikanierte sie, wo er nur konnte. Am einen Tag nähte sie nicht schnell genug, am anderen sollte sie origineller sein. Dann wieder wollte er, dass sie weniger maschinenhaft arbeitete.
    Jede einzelne seiner Bemerkungen war ungerecht und lächerlich, aber die anderen Frauen hatten nichts dagegen, dass der Chef Katerinas Arbeit kritisierte. Es lenkte zumindest von der Kritik an ihrer eigenen ab.
    So ging es wochenlang weiter, und Katerina wurde regelmäßig in sein Büro gerufen. Jedes Mal war sie versucht zu widersprechen, aber sie wusste, dass sie sich das verkneifen musste. Ein solches Verhalten hätte zur sofortigen Entlassung führen können.
    Â»Ich werde versuchen, das zu korrigieren, Kyrie Gourgouris«, sagte sie immer, oder: »Ich werde zusehen, ob ich das verbessern kann.«
    Am Ende eines weiteren Nachmittags wurde sie von Gourgouris’ Sekretär erneut ins Büro gerufen. Er saß von Rauchschwaden umhüllt hinter seinem Schreibtisch, drückte aber seine Zigarette aus, als sie eintrat.
    Â»Setzen Sie sich«, sagte er lächelnd, wobei seine Knopfaugen in den Speckfalten fast verschwanden.
    Einem der Mädchen war letzte Woche gekündigt worden, und da sich die wirtschaftliche Lage wieder verschlechtert hatte, bestand immer die Möglichkeit, dass weitere Angestellte ihre Arbeit verloren.
    Â»Ich habe nachgedacht«, sagte er.
    Katerina wappnete sich. Was würde als Nächstes kommen? Sie war sicher, dass ihre Entlassung drohte, und überlegte sich, wo sie sich nach Arbeit umsehen könnte.
    Â»Ich möchte, dass Sie meine Frau werden.«
    Katerina öffnete vor Schreck den Mund, ohne ein Wort herauszubekommen, was Gourgouris jedoch als freudige Überraschung deutete.
    Â»Ich glaube, ich kenne Ihre Antwort«, sagte er grinsend und enthüllte seine gelben Zähne.
    Nach einem Moment der Lähmung packte Katerina der Impuls zu fliehen. Ohne Entschuldigung oder Erklärung stand sie auf.
    Â»Ich sehe Sie dann morgen früh, meine Liebe«, sagte Gourgouris selbstzufrieden lächelnd. »Dann sind Sie nicht mehr ganz so überwältigt.«
    Während seine Worte in ihrem Kopf nachhallten, verließ sie den Raum und rannte wie betäubt nach Hause.
    Eugenias Reaktion auf den Antrag war eine Überraschung. Da sie selbst jahrzehntelang ohne Ehemann gelebt hatte, sah sie das Angebot als große Chance für Katerina an.
    Â»Du bist kein Mädchen mehr, Katerina! Du kannst einen solchen Antrag nicht ablehnen! Wenn du jetzt nicht heiratest, könntest du als alte Jungfer versauern«, redete sie ihr zu. »Und er ist reich!«
    Obwohl sie Katerina schrecklich vermissen würde, war Eugenia der Meinung, dass sie das Angebot nicht ausschlagen durfte. Das Zahlenverhältnis von Männern zu Frauen war in Thessaloniki immer noch extrem unausgeglichen. Es gab mehr Witwen und ledige Frauen als je zuvor, und der Gedanke, dass sich Katerina diese Chance auf ein gesichertes Leben entgehen lassen könnte, bedrückte Eugenia. Ihre Töchter waren zwar verheiratet und hatten Kinder, mussten aber beide wieder in der Tabakfabrik arbeiten, um über die Runden zu kommen. Es war eine schwere und wenig einträgliche Arbeit, und wenn sie solches Glück gehabt hätten wie Katerina, wäre ihr Leben anders verlaufen.
    Â»Du hättest es bequem für den Rest deines Lebens!«, rief Eugenia aus.
    Katerina saß ruhig da und wartete, bis sie sich beruhigt hatte.
    Â»Aber ich habe doch ein bequemes Leben«, sagte sie.
    Â»Wenn du ihn abweist, wirft er dich raus«, sagte Eugenia unverblümt. »Meinst du, er nimmt es einfach so hin, wenn du seinen Antrag ablehnst?«
    Â»Aber ich liebe ihn nicht«, erwiderte Katerina und fügte nach einer Pause hinzu: »Ich habe Dimitri geliebt.«
    Bei

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