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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Narbe ankam.
    Am 10. September fuhr Wegener zum letztenmal nach Rom zu Elietta. Er wußte nicht, was er sagen sollte, er hatte keinen Grund, ihr den Abschied zu geben, sie war ihm sogar treu, wie René Seifenhaar berichtete, sie ignorierte alle Versuche, sie zu erobern, sie lebte in ihrem Palais oder in den Modesalons von Rom wie eine glückliche Ehefrau, es gab nichts, was er ihr vorwerfen konnte, was eine Trennung leichter gemacht hätte. Außerdem liebte er sie und mußte sie nur opfern, weil die Vergangenheit ihn eingeholt hatte, doppelt sogar. Mit Dr. Velbert konnte man fertig werden, das war ein finanzielles Problem … die Narbe aber war unabdingbar, ohne sie konnte Hellmuth Wegener nicht sein! Für das Unvermeidliche ist kein Opfer zu groß – auch wenn es Elietta heißt.
    Wegener sagte sich diesen dummen Satz immer wieder vor, bis er ihn selbst glaubte. Aber als er am 10. September, mittags um 11 Uhr 39, Elietta am Flugplatz stehen sah, wußte er, daß er an diesem Tag einen Teil seines Ichs vernichten mußte.
    Es war einfacher und ging schneller, als Wegener befürchtet hatte. Schon daß sie nicht, kaum im Palais angelangt, wie bisher übereinander herfielen wie brünstige Raubtiere, sondern ruhig in den tiefen Damastsesseln sitzen konnten, war ein Zeichen, daß beide wußten oder doch ahnten, was die Stunde geschlagen hatte. Das Hausmädchen servierte Kaffee und Gebäck, aber im Salon, nicht vor der Tür des Schlafzimmers … Sie tranken eine Weile wortlos, starrten auf den Seidenteppich – und vergingen doch schon wieder in Sehnsucht nach einander.
    »Warum sagst du es nicht?« fragte sie endlich. Ihre Stimme klang kindlich, so hatte sie immer geklungen, wenn Elietta in der Erschöpfung der Liebe neben ihm lag und zu ihm sagte: »Gib mir eine Zigarette, du verdammter Bär …«
    »Was soll ich sagen?« fragte Wegener zurück. Er spürte sein Herz, es schmerzte, stach gegen die Rippen. Kündigt sich so ein Herzinfarkt an? dachte er. Mein Gott, ich halte das nicht aus! Ich kann sie doch nicht wegwerfen wie einen Fetzen Papier. Soll ich sie jetzt behandeln wie eine Hure? Und keiner hilft mir. Keiner!
    »Sag, was du denkst«, erwiderte sie leise.
    »Ich habe keine Argumente.«
    »Deine Frau?«
    »Es hat sich nichts geändert. Ich liebe sie, ich liebe dich!«
    »Aber ich will dich für mich allein! Ist das ein Argument?!«
    Er starrte sie an und begriff sie nicht. »Du weißt doch …«, sagte er lahm.
    »Ich will es nicht mehr wissen! Hast du jetzt einen Grund?!«
    »Warum? Willst du mir einen Grund liefern?«
    »Dein Freund hat mich angerufen. Dieser Dr. Schwangler …« Ihre Stimme wurde ganz kindlich, fast weinerlich, aber sie beherrschte sich. »Er ist ein Meister der Argumentation.«
    »Das ist er.«
    »Ich konnte ihm folgen.« Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen. Wie immer war sie unter dem goldenen Hosenanzug nackt. Er sah die Spitzen ihrer Brüste und die leichte Wölbung ihres Schoßes. Ich kenne jede Stelle dieses Körpers, dachte er. Jeden verborgenen Winkel. Jedes Zittern der Nerven. Kann man sich davon lösen?
    »Ich wußte es von Anfang an«, sagte sie und faltete die Hände. »Einmal kommt diese Stunde. Liebe ist das Egoistischste, was es gibt. Aber du mußt anders denken. Bei dir hängt zuviel an deiner Person, deiner Stellung, deinen Aufgaben, deiner Zukunft …«
    »Hat Schwangler gesagt.«
    »So ähnlich. Ich mußte es einsehen. Zuerst habe ich gedacht, ich überlebe es nicht. Ich wollte mich im Tiber ertränken, vom Kolosseum stürzen, im Bad die Pulsadern durchschneiden, Gift trinken … ich wollte diese Stunde nicht erleben! Aber du siehst: Ich sitze hier, ich bin ganz ruhig und spreche mit dir darüber. Warum ich das kann – ich begreife es selber nicht. Vielleicht liebe ich dich so sehr, daß auch Trennung zu einem Akt der Liebe wird. Der größte Liebesbeweis, den ich dir geben kann …«
    »Elietta, ich bin ein Schwein«, sagte Wegener. Sein Gesicht zuckte, es war unmöglich, sich jetzt noch in der Gewalt zu haben. »Ich bin ein ganz erbärmliches Schwein … Wirf mich raus! Tritt mich in den Hintern! Behandle mich so, wie ich es verdiene! Mach es mir leicht zu gehen!«
    »Du bleibst mein großer, starker Bär …« Sie sprang auf, lief zur Tür und riß sie auf. Wegener starrte ihr nach. Sie war wie ein Tiger, der sich gegen die Gitterstäbe seines Käfigs wirft. »Ich kann nicht mehr!« schrie sie. »Geh hinaus, Bär! Geh! Geh! Geh! Ich bringe uns beide um, wenn du

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