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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sind Sie am Ende weggelaufen?«
    »Ich liebe auch meine Frau. Ich habe zwei prächtige Kinder!«
    »Ihre glückliche Ehe …«
    »Sie sprechen es aus, Dr. Salieri, als sei das eine witzige Pointe. Ich habe lange darüber nachgedacht, Sie müßten das auch verstehen: Wenn Männer in unserem Alter noch einmal lieben, ist das angewandte Schizophrenie! Die große Liebe im verbotenen Land – und auf der anderen Seite die unlöschbare Liebe von fünfundzwanzig gemeinsamen Jahren mit einer Frau, die ein Wunder an Treue, Glauben, Vertrauen und Geduld ist. Eine Situation, in der man sich selbst zerreißen möchte.« Wegener zuckte mit den Schultern und dem gefühllosen Arm. »Kollege, ist es noch immer nicht soweit?«
    »Jetzt gleich. Drehen Sie den Kopf zur Seite. Bitte.«
    »Warum?«
    »Können Sie Ihr eigenes Blut sehen?«
    »Ich war im Krieg.«
    »Wie lange ist das her, Kollege! Aber bitte. Der Schnitt ist das unwichtigste. Die Kunst fängt erst an, wenn's darum geht, diese Narbe künstlich zu altern. Ich werde sie pigmentieren. Aber das sage ich Ihnen gleich: es ist ein Experiment. Ich weiß nicht, wie die Wunde darauf reagiert.«
    Es ging dann alles sehr schnell. Salieri war ein Genie auf dem Gebiet kosmetischer Operationen. Betrucci hatte nicht übertrieben. Wegener spürte nichts, aber er drehte doch den Kopf zur anderen Seite und lauschte auf das Klappern der Instrumente und die leise Verständigung zwischen der Assistentin und Dr. Salieri.
    »Was war das für ein Geschoß?« fragte Salieri einmal. Wegener, mit den Gedanken bei Elietta und Irmi, schrak zusammen.
    »Eine russische Gewehrkugel.«
    »Dumdumgeschoß?«
    »Dann wäre der Oberarmknochen kaputt.«
    »Deshalb frage ich. Ich kann Ihnen auch der Vollständigkeit halber den Knochen zertrümmern und wieder zurechtflicken.«
    »Danke! Wir hatten 4.000 DM ausgemacht, keine 40.000!«
    »Es wird eine herrliche Narbe, Kollege!« Salieri schien etwas zu unterspritzen. »Ein wenig aufgetrieben; wer hat sich damals um saubere Wundversorgung gekümmert?! Sie werden mit der Narbe Furore machen. Eine am Oberschenkel, eine am Oberarm! Geradezu heldisch.«
    Die ganze Operation dauerte nur zwanzig Minuten. Franca schnallte Wegener wieder los, er schob sich vom OP-Tisch und saß auf der Kante. Vom Nabel zog sich nach oben der Haarpelz, der auf Brust und Rücken äußerst männlich aussah. Aber der Bauch wölbte sich weißlich über den Hosenbund. Dr. Salieri wusch sich die Hände. Franca hatte den OP bereits verlassen.
    »War ich tapfer?« fragte Wegener spöttisch. »Sagen Sie bloß noch, ich müßte jetzt ins Bett!«
    »In drei Tagen ziehen wir die Fäden. Solange müssen Sie bei mir bleiben.« Dr. Salieri trocknete sich die Hände ab und warf das Handtuch in einen verchromten Behälter. »Ich habe Ihnen ein kleines Zimmer im neuen Anbau gegeben. Mit Radio, Fernsehen, Telefon. Nur eine Frau habe ich noch nicht für Sie. Kommen Sie drei Tage ohne aus?«
    »Sie halten mich wohl für einen Bullen, was?« Wegener rutschte vom OP-Tisch und machte ein paar unsichere Schritte. Die Wirkung der Lokalanästhesie im Arm machte sich nun in den Beinen bemerkbar. Während er auftrat, fühlten sie sich taub an. »Ich werde drei Tage schlafen. Wissen Sie, wie wenig Zeit ich normalerweise dafür erübrigen kann?«
    Es waren drei Tage der herrlichsten Ruhe. Am vierten Tag wurde Hellmuth Wegener von Dr. Salieri mit einem Schulterklopfen entlassen, so wie man einen lieben Freund verabschiedet. »Ich bin hoch zufrieden. In drei Wochen glaubt jeder, daß Sie mit diesem Oberarmschuß auf irgendeinem Hauptverbandsplatz in Rußland gelegen haben und daß die Wunde von einem Zahnarzt behandelt worden ist …«
    Wegener fuhr nach Rom, wohnte unauffällig in einem kleinen Hotel und wartete die Maschine aus Hongkong ab, die in Rom zwischenlandete. Fröhlich traf er dann in Köln ein, aber es ließ sich nicht vermeiden, daß er noch zehn Tage lang ein Pflaster tragen mußte, weil die Narbe ein wenig näßte.
    Für Irmi hatte er die Erklärung bereit, daß er im Hotel in Hongkong an einem herausragenden Schlüssel hängengeblieben sei. Er zeigte sogar das Smokingjackett mit dem eingerissenen Ärmel. »Ich hatte einen getrunken«, sagte er noch mit schuldbewußter Miene. »Du kennst das ja. Geschäftsgespräche ohne Essen und Alkohol haben keine Würze! Die Herrschaften fühlen sich immer auf den Schlips getreten, wenn man sagt: Danke, nein, ich trinke nichts. Und essen? Ich lebe diät, nur eine

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