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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich bin der flexibelste Mensch, den ich kenne! Und bei mir – Diskretion! Als Anwalt, Hellmuth! Es gibt drei Beichtväter: den Priester, den Arzt und den Rechtsanwalt.« Dr. Velbert gab seine leergetrunkene Kaffeetasse zurück. Dann trommelte er mit den Fingern gegen die Lehne des Vordersitzes, in dem keiner saß. »Wie ich schon sagte: Ich bin Anwalt in St. Pauli. Hurenanwalt! Das habe ich mir nie träumen lassen. Aber die einen fallen auf einen goldenen Arsch, die anderen mit der Nase in die Scheiße. Ich bin nicht ganz schuldlos, Hellmuth. Weiber, harte Drinks, ein paar dunkle Zuhältergeschichten … Man gleitet schneller abwärts, als man aufwärts klettert. Aber das ist nicht mein Stil. Ich hatte andere Pläne mit mir!« Er schwieg und trommelte weiter. Plötzlich sah er Wegener voll an. »Hast du in deinen drei Werken nicht ein Justitiar nötig?«
    »Nein!« sagte Wegener rauh.
    »Irgendeinen Posten, der einen Juristen verträgt?«
    »Nichts.«
    »Das ist doch unmöglich! Bei drei Fabriken!«
    »Frage meinen Personalchef.«
    »Du hast wohl 'ne Meise unterm Wirbel? Personalchef! Wer ist der Chef vom Ganzen? Du! Und da soll ich? Hellmuth, überleg mal scharf, ob nicht irgendwo ein Platz frei ist!«
    »Ich habe darauf gar keinen Einfluß.«
    »Na ja!« Dr. Velbert lehnte sich zurück. »Man merkt, daß der Krieg schon seit zwanzig Jahren vorbei ist! Die Kameraden sind alle gefallen!«
    »Red keinen Blödsinn!«
    »Ich schwimme in der Jauche, Hellmuth. Du könntest mich rausziehen!«
    »Und fliegst nach Rom, wenn es dir so dreckig geht?«
    »Ich habe versucht, hier für einen Klienten etwas aufzureißen … Ich bin nur ein Bote. Stell dir das vor: Jurist, alle Examina mit sehr gut. Und was ist daraus geworden? Ein Bote! Mit einem Pfund Heroin, eingenäht im Jackenfutter …«
    »Rudi, das hättest du nicht sagen dürfen!« sagte Wegener heiser. Dr. Velbert sah in fast belustigt an.
    »Wieso nicht? Willst du mich anzeigen? Will der Peter Hasslick, der Hellmuth Wegener heißt, den Heroinboten Dr. Velbert in die Pfanne hauen! Das gibt einen Saftbraten!«
    »Heroin! Weißt du, wieviel teuflische Schicksale daran hängen?«
    »Das ist mir wurscht. Ich bekomme mein Geld dafür! Ich habe selbst ein teuflisches Schicksal.«
    »Dann hau dich raus, Rudi!«
    »Will ich ja! Mit deiner Hilfe! Dich hat mir der Himmel geschickt, Hellmuth. Im wahrsten Sinne. Wir schweben am Himmel! Mit 3.000 DM netto wäre ich zufrieden. Das ist doch für deinen Konzern ein Klacks. Und ich verspreche dir: Ich arbeite! Ich tu was für mein Geld! Wir sind doch Kameraden, Peter-Hellmuth …«
    Wegener schwieg. Peter-Hellmuth, das war die Drohung, auf die er gewartet hatte. Das war ein Wink: Tu etwas, sonst gehst du hoch! Ich habe nichts zu verlieren …
    »Ruf diese Nummer an«, sagte er und schrieb auf die Rückseite der Spucktüte die Telefonnummer von Dr. Schwangler. »Beruf dich auf mich.«
    »Wer meldet sich?«
    »Mein Generalbevollmächtigter.«
    »Klingt gut! Name?«
    »Dr. Schwangler.«
    »Jurist?«
    »Ja.«
    »Danke, Hellmuth.« Dr. Velbert klopfte ihm wieder auf die Schulter. »Danke.«
    In Köln holten Irmi, Peter, Vanessa Nina und der Chauffeur Hellmuth Wegener ab. Dr. Velbert, der ja nach Hamburg umstieg, verabschiedete sich bewußt überschwenglich von Wegener. Jeder sollte sehen, wie gut man einander war. Außerdem würde die schöne blonde Frau fragen, und er mußte eine Antwort geben. Die Brücke war nicht nur geschlagen, sie würde auch standhalten.
    Irmi! Wie hübsch sie aussah! Ein neues Kleid, eine neue Frisur … alles, um ihn zu überraschen. Und in seinen Kleidern hing noch der Duft von Elietta …
    Sie küßten sich, er sagte ihr, wie süß sie aussah, und plötzlich spürte er auch Verlangen nach ihr. Peter und der Chauffeur holten die Koffer ab, Vanessa Nina ging an seiner Hand und knabberte bereits an römischer Schokolade.
    »Du siehst müde aus«, sagte Irmi. »Abgespannt! Ganz blau unter den Augen. Hast du was mit dem Kreislauf?«
    »Mir geht es blendend!« Er lachte rauh, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging zum Ausgang. »Rom war anstrengend, natürlich«, sagte er. »Konferenz um Konferenz. Nächstens schicke ich doch Edi hin! Ich bin kein Typ, der stundenlang am Verhandlungstisch hocken kann!«
    Er pfiff leise vor sich hin und ging weiter. Nachdenklich sah ihm Irmi in den Nacken und folgte ihm mit drei Schritt Abstand. Was ist schief gegangen, dachte sie. Er pfeift vor sich hin! Er ist nervös, gereizt,

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