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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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innerlich wund. Er pfeift! Und spielt den starken Mann! Was ist in Rom passiert? Er kann doch nicht lügen – seine Augen verraten alles! Man muß ihn jetzt ganz vorsichtig behandeln.
    In der Nacht schlief Wegener wie ein Bär, ohne Irmi berührt zu haben. Aber sie blieb wach, sah ihn stumm an und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Obwohl es eine warme Nacht war, trug er einen hochgeschlossenen Schlafanzug. Aber das fiel ihr nicht auf.
    Rom, dachte sie nur. Rom. Irgend etwas war in Rom …
    Schließlich schlief sie übermüdet ein. Als sie am Morgen aufwachte, war Wegener schon angezogen und las die erste Zeitung unten im Frühstückszimmer. Das Glück war dieses Mal auf seiner Seite; Irmi hatte seinen zerkratzten Rücken nicht gesehen.
    Drei Tage später sagte Dr. Schwangler: »Da hat einer angerufen, der sich auf dich berief. Ein Dr. Velbert aus Hamburg. Du habest ihm eine Stellung bei uns versprochen.«
    »Und?«
    »Ich habe ihn abgefeuert. Entweder war der Kerl besoffen oder hatte Rauschgift im Leib. So etwas Dämliches habe ich selten gehört. Kennst du ihn wirklich?«
    »Ja«, sagte Wegener leichthin. »Er war Obergefreiter in meiner Kompanie, in Rußland. Wir trafen uns zufällig auf dem Flug von Rom nach Köln.«
    »Jedenfalls ist das kein Mann für uns!« Dr. Schwangler klappte die erste Aktenseite eines Vorganges auf. Die morgendliche Berichterstattung. Chefbesprechung, wie es im Konzern hieß. »Wenn man sich schon besoffen vorstellt! Hätte er wenigstens gesagt: Herr Kollege, ich rufe aus einem Puff an …«
    »Vielleicht war er wirklich dort!« antwortete Wegener. »Was gibt es Neues?«
    Dr. Schwangler starrte ihn entgeistert an. Zum erstenmal hatte Wegener nicht gesagt: »Noch ein Wort, du Sau, und du fliegst aus dem Zimmer!«
    Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Zwei Tage später bekam Wegener einen Brief aus Hamburg. Privat.
    »Ich sitze wieder in der Scheiße«, schrieb Dr. Velbert. »Kamerad auf der ganzen Linie: Ich brauche sofort 10.000 DM!«
    Und Hellmuth Wegener zahlte.
    Signor Betrucci mußte in letzter Zeit ein harter, ein geradezu perfider Verhandlungspartner geworden sein: Hellmuth Wegener fuhr in den nächsten Monaten mehrmals für einige Tage nach Rom, um dort ›Ordnung zu schaffen‹, wie er sagte. Selbst von seiner vierwöchigen Abmagerungskur mit Nulldiät in einem Sanatorium am Tegernsee zweigte er fünf Tage Rom ab und lag in den Armen Eliettas. Er fühlte sich wie ein junger Gott, er liebte geradezu dionysisch, und mehrmals war es die Gräfin Dagliatti, die kapitulierte und ihn anflehte, ihr den Atem wiederzugeben.
    Immerhin hatte er mühelos über dreißig Pfund abgenommen, sein Bauch verschwand bis auf einen Ansatz. »Den kriegen wir nie weg!« sagte der Chefarzt. Sein Blutdruck, immer labil und trotz seines Übergewichts erstaunlicherweise eher zu niedrig als zu hoch, normalisierte sich, und wenn er jetzt in den Spiegel schaute, erblickte er zwar ein für seinen Geschmack zu eingefallenes Gesicht, aber einen Körper, der wieder auf Taille geschnittene Anzüge tragen konnte. Es war nicht mehr die Figur eines Mittzwanzigers, das war unmöglich, aber als guter Vierziger konnte er schon gelten. Auch Elietta bestätigte das. Nach ihren Biß- und Saugorgien lag sie auf ihm, umklammerte ihn mit Armen und Beinen und flüsterte ihm ins Ohr: »Du bist ein schönes, schönes Tier! Ich könnte sterben, wenn du mich umarmst!«
    Rom! Hellmuth Wegener dachte an den neunundzwanzigsten September, an dem ihm Dr. Salieri die Schußnarbe in den linken Oberarm operieren sollte. Und je näher das Datum kam, um so sicherer wußte er, daß dieser Tag auch das Ende seiner Liebe zu Elietta bedeutete. Ihr konnte er nicht erklären, weshalb er sich die Wunde beibringen ließ, sie hatte seinen Paß gesehen, hatte entdeckt, daß die Narbe fehlte – nun wurde die Wunde in den Arm geschnitten, und es gab nur noch die Möglichkeit der Flucht. Irmi hatte sich nie um die Narbe gekümmert, vielleicht wußte sie gar nicht, daß er eine haben mußte, welche Ehefrau liest schon den Paß ihres Mannes, sie kannte nur die große Narbe am rechten Schenkel, wußte wohl von einer Verwundung Hellmuth Wegeners, aber ob Arm oder Oberschenkel, das hatten die zwanzig Jahre verwischt. Nur Elietta hatte es bemerkt, und seine lahme Erklärung war untergegangen in den vulkanischen Zärtlichkeiten dieser Stunde. Sie hatte auch nie wieder danach gefragt, aber sie würde es tun, wenn er plötzlich mit einer – alt aussehenden –

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