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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drauf?«
    »Bitte.« Dr. Salieri ging zum Waschbecken, begann, seine Hände zu schrubben und in eine blaugrüne antiseptische Flüssigkeit zu tauchen. Er bereitete sich so gründlich vor, als müsse er an eine schwierige Brustverkleinerung gehen. »Auf den Rücken. Franca schnallt Sie fest.«
    »Muß das sein? Für so eine kleine Narbe?«
    »Das fragen Sie als Arzt?«
    Wegener wälzte sich auf den schmalen OP-Tisch und lächelte etwas schief die Assistentin an, die seine Arme und Beine mit Lederbändern geschickt und schnell fesselte. Sein Bauch wölbte sich in dieser flachen Lage tatsächlich noch wie aufgeblasen empor, und er schämte sich, daß er der jungen hübschen Franca einen solchen Anblick bot. Dr. Salieri, als kosmetischer Chirurg auch ein guter Psychologe, eine Kombination, die fast immer zufriedene Patienten hinterläßt, kam an den Tisch und wußte sofort, was Wegener dachte.
    »Hier haben schon menschliche Elefanten gelegen«, sagte er. »Ihr Bauch ist zwar nicht sexy, aber Franca kennt andere Formate.« Er nahm einen Wattebausch, rieb den Oberarm mit Alkohol sauber, zog in einer Einwegspritze eine Ampulle auf und drückte die Luft aus dem Kolben. Dann stach er schnell zu und injizierte das lokale Betäubungsmittel. »Gleich wird's eiskalt in Ihrem Arm«, meinte er dabei. »Und wenn Sie merken, daß Ihr Magen rotieren will, sagen Sie's rechtzeitig.«
    »Quatsch! Nehmen Sie das Messer und schneiden Sie endlich!« Wegener starrte an die weiße Decke. Dr. Salieri hatte noch nicht einmal die großen OP-Scheinwerfer eingeschaltet, sondern nur ein einfaches Arbeitslicht, so unbedeutend war der Eingriff.
    »In fünf Minuten geht's los!« Der Arzt lehnte sich gegen das Chromgestänge des OP-Tisches. »Sie sind also in Hongkong?«
    »Ja. Warum?«
    »Ich bewundere Ihre Kaltblütigkeit! Wenn Sie nun jemand aus Ihren Werken in Hongkong erreichen will?«
    »Ich habe angeordnet, daß ich nicht belästigt werde. Mein Syndikus Dr. Schwangler leitet die Fabriken in meiner Abwesenheit.«
    »Und Ihre Frau?«
    »Was wollen Sie von meiner Frau?« Wegener spürte, wie der Arm vereiste. Ein komisches Gefühl: von der Schulter bis zum Ellenbogen lähmte ihn die Kälte, aber der ganze übrige Körper mißachtete das und fror nicht einmal.
    »Ich könnte mir denken, daß Ihre Frau aus Hongkong mindestens eine Ansichtskarte haben will.«
    »Irmi? Nein!« Wegener schloß für einen Moment die Augen. Wann habe ich ihr die letzte Ansichtskarte geschrieben, grübelte er. Das war aus Rom. Bei meinem ersten Rombesuch. Zwei Tage nach der ersten Begegnung mit Elietta Dagliatti.
    Er hatte die Karte geschrieben – eine Ansicht der Engelsburg --, und von seinen Fingern wehte noch das Parfüm Eliettas. Und während er schrieb: »Irmikind, Rom ist eine Reise wert, ich muß da dem alten Goethe recht geben. Im nächsten Frühjahr machen wir hier mal Urlaub und werden uns wie die Gammler auf die riesige Spanische Treppe setzen, so jung, wie wir noch sind« – während er das schrieb, brannte sein ganzer Körper von Eliettas Kratz- und Bißwunden und spürte er in seinen Lenden noch das stechende Ziehen der Überanstrengung.
    »Wenn ich sage, ich bin in Hongkong, dann glaubt sie das. Meine Frau glaubt alles, was ich sage.«
    »Erstaunlich.«
    »Wieso? Wir führen eine glückliche Ehe, auf der Basis gegenseitigen Vertrauens.«
    »Wenn ich nicht Ihre treublickenden Augen sehen würde, hielte ich Sie für einen wüsten Sarkastiker! Sie meinen wirklich ehrlich, was Sie da sagen?«
    »Natürlich.«
    »Hat Ihre Gattin auch ein Gegenstück zu Elietta Dagliatti?«
    »Woher wissen Sie den Namen?«
    »Lieber Kollege, als Sie damals so von Leidenschaft und Fingernägeln, spitzen Zähnen und saugenden Lippen zerfetzt zu mir kamen, packte mich die Neugier. Eine rein männliche Neugier. Über Betrucci erfuhr ich dann, wer das herrliche Raubtier ist. Gratuliere nochmals!«
    »Die Sache ist erledigt«, sagte Wegener steif. Sein Arm war jetzt ein Eisblock. »Endgültig! Der Absprung war schwer, aber ich sage Ihnen ja: Ich bin hart im Nehmen!« Er zögerte, fragte sich, ob er es riskieren sollte, und sagte es dann doch: »Hat Ihnen Betrucci gesagt, was aus Elietta geworden ist?«
    »Ich glaube, sie hat einen Südamerika-Trip angetreten. Sucht Vergessen. Bei ihr saß es anscheinend tiefer als bei Ihnen.«
    »Das stimmt nicht. Ich habe sie geliebt bis zur Selbstaufgabe. Es war ein Naturereignis. Ist es jemals gelungen, den Vesuv zuzuschütten?«
    »Und trotzdem

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