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Eine große Zeit

Eine große Zeit

Titel: Eine große Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Militärschießplatz im Osten von Beckton mitgenommen und mich im Gebrauch meiner Dienstwaffe, des Webley-Revolvers Mark VI, unterwiesen. Ich habe viele Dutzend Male auf die Zielscheiben geschossen und dabei ziemlich oft getroffen. Der Rückstoß ist bei diesem schweren Revolver so stark, dass mein Arm nach einer Weile zu schmerzen begann.
    »Hoffentlich werde ich das Ding nie benutzen müssen«, sagte ich.
    »Wir versuchen nur, Sie für alle Eventualitäten zu wappnen, Rief«, antwortete Munro. »Haben Sie schon mal eine Handgranate geworfen?«
    »Nein.«
    »Dann wird es wohl Zeit. Diese Mills-Granate ist sehr einfach zu handhaben, vorausgesetzt, man ist in der Lage, bis fünf zu zählen.«
    Als wir wieder in Islington waren, hat er mir einige wichtige Informationen gegeben. Die Adresse einer sicheren Zuflucht in Genf. Die geheime Telefonnummer des Militärattachés an der dortigen Botschaft – »nur für den äußersten Notfall«. Eine Kontonummer bei der Eidgenössischen Bank, um das benötigte Bestechungsgeld abzuheben. Und ein ausgeklügeltes Doppelkennwort, das mir erlauben würde, Agent Freudenfeuer zu identifizieren – und umgekehrt, natürlich.
    »Sie sollten sich das einprägen«, merkte Munro noch an. »Falls Sie Ihrem Gedächtnis nicht trauen, empfehle ich Ihneneine Tätowierung an einer möglichst intimen Körperstelle.«
    Es ist wohl das erste Mal, dass Munro sich, zumindest in meiner Gegenwart, an einem Witz versucht hat.
    Gestern Abend war ich mit Blanche bei Pinoli’s in Soho essen, das ist eins ihrer Lieblingsrestaurants. Als Nächstes wird sie im Alhambra in Ein Held wider Willen mitwirken, und sie hat mir erzählt, dass die Theater so gut besucht sind wie vor dem Krieg. Ich verspürte einen gewissen Neid und hatte plötzlich das Bedürfnis, zu meinem früheren Leben zurückzukehren, wieder auf der Bühne zu stehen, zu spielen, ein anderer zu sein. Und dann fiel mir ein, dass mir genau das bevorstand. Der Titel ihres Stücks würde ebenso gut zu meinem Vorhaben passen. Diese Einsicht wirkte ziemlich ernüchternd.
    »Du gefällst mir in deiner Uniform«, sagte sie. »Aber ich dachte, du wärst Gefreiter.«
    »Ich wurde befördert«, antwortete ich. »Bald breche ich nach Frankreich auf. Tatsächlich … «
    Stumm sah sie mich an, auf einmal hatte sie Tränen in den Augen.
    »O Gott, nein.«
    Als sie sich wieder gefangen hatte, fügte sie hinzu: »Es tut mir so leid … « Sie warf einen Blick auf ihre Hände – auf den fehlenden Verlobungsring, nahm ich an – und sagte dann ganz unvermittelt: »Warum ist es mit uns beiden so schiefgegangen, Lysander?«
    »Es ist nicht schiefgegangen. Das Leben ist uns dazwischengekommen.«
    »Und jetzt ist uns ein Krieg dazwischengekommen.«
    »Wir können immer noch … «
    »Sag das bloß nicht! Ich kann diese Phrase nicht leiden«, erwiderte sie bissig.
    Ich schwieg also und schnitt eine große Ecke von meinem Kasslersteak ab. Als ich hineinbiss, löste sich meine Krone.
    »Ich kann dir gern eine neue machen«, sagte mir der ehrenwerte Hugh Faulkner. »Allerdings wird es aufgrund der bedauerlichen Umstände eine Weile dauern.«
    »Steck die alte einfach wieder drauf, wenn das irgendwie geht«, antwortete ich. »Ich bin praktisch schon auf dem Sprung nach Frankreich.«
    »Von meinen Studienfreunden sind schon fünf gefallen«, sagte Hugh traurig. »An die Schulkameraden wage ich gar nicht zu denken.«
    Darauf gab es keine vernünftige Antwort, und so schwieg ich. Er schwieg ebenfalls, während er immer wieder mit der Schuhspitze gegen den Stuhlsockel aus Chrom trat. Ich saß in Hughs kippbarem Behandlungsstuhl in seiner Zahnklinik an der Harley Street.
    »Wir brauchen alle ein bisschen Glück«, sagte ich, um ihn aus seinen düsteren Tagträumen zu reißen und den Tritten ein Ende zu setzen.
    »Tja, du kannst tatsächlich von Glück reden, dass du sie nicht verschluckt hast«, entgegnete Hugh, als er meine Krone unter das Licht hielt. »Früher wurden sie aus Elfenbein gefertigt, ist das nicht erstaunlich?« Er knöpfte seine Manschetten auf und rollte sie hoch. »Schön weit aufmachen.«
    Hugh führte die große Lampe näher heran und spähte in meinen Mund. Mir fiel auf, dass er einen dunklen Dreiteiler und eine Krawatte trug, die mir bekannt vorkam, auch wenn ich nicht wusste, woher. Er fing an, mit seiner scharfen Metallsonde in meinem Mund herumzustochern.
    »Deine Zähne sind eigentlich ganz gut in Schuss … «
    »Aaaargh!«
    »Tut mir leid!«
    Ich

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