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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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kriminaltechnisches Labor, standen an der halbmondförmigen Auffahrt vor der Veranda. Seitlich neben dem Haus parkte ein gelber Nissan Pathfinder, der vermutlich Stuart Latham gehörte.
    Hinter dem Haus, wo die asphaltierte Auffahrt in eine Kiesfläche überging, erhob sich eine große, weiß getünchte Scheune mit Wetterfahne und Blitzableiter auf dem Dach. Ich war oft an der Farm vorbeigefahren, doch war mir nie klar gewesen, wie groß und vor allem wie schön sie war. Hinter der Scheune führte ein Feldweg hinaus ins Weideland, wo in einer flachen Senke ein Weiher glitzerte. Der Feldweg führte im Bogen um den Weiher herum und einen Hügel hinauf. Der einzige Missklang in dieser ganzen ländlichen Idylle, nur gut drei Kilometer vom Zentrum von Knoxville entfernt, waren der schwarze Kreis im Gras und das blaue Stroboskoplicht auf dem Dach des zivilen Dienstfahrzeugs von Darren Cash, das mir verriet, wo ich ihn finden würde.
    Ich kurbelte das Fenster herunter – der Morgen war schon heiß, wenn auch noch nicht unerträglich – und atmete den süßen, staubigen Duft von Heu ein, eine willkommene Abwechslung von den chemischen Dämpfen, die sich erst vor wenigen Minuten in mein Auto gedrängt hatten. Ich rollte an der Scheune vorbei, um den Weiher herum und die Steigung hinauf zu Cash. Ich ließ mir Zeit, um die Aussicht zu genießen. Cash saß halb, halb lehnte er mit verschränkten Armen am Kofferraum seines Wagens, und sein Bizeps dehnte den Stoff eines marineblauen Polohemds. Als ich neben ihn fuhr und direkt vor dem versengten Kreis parkte, drückte Cash sich mit einem Fuß vom Hinterrad ab und streckte mir durch mein offenes Fenster die Hand hin. Jetzt, wo mein Motor aus war, konnte ich das stete Rauschen des Verkehrs hinter dem Wäldchen nördlich von hier hören – nicht laut, aber überraschend, da man die Umgehungsstraße von hier nicht sehen konnte.
    »Morgen, Doc«, sagte Cash. »Hübsches Fleckchen, was?«
    »Sehr hübsch«, stimmte ich zu und stieg aus. »Ich hätte nichts dagegen, so ein Fleckchen zu besitzen.«
    »Nun, es könnte bald auf den Markt kommen«, meinte er. »Wenn wir klug sind oder Glück haben.«
    »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Ungefähr eine Stunde. Wir haben unten an der Auffahrt am Tor auf Latham gewartet, als er zur Arbeit fahren wollte. Er war nicht gerade begeistert, als er unsere kleine Karawane sah.«
    »Ist er zur Arbeit gefahren?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Cash. »Er ist im Haus, spielt den Empörten und sieht den Leuten von der Spurensicherung mit Argusaugen auf die Finger. Versucht wohl dahinterzukommen, wonach sie suchen.«
    Ich musterte den verbrannten Kreis, der einen Durchmesser von rund zwanzig Metern hatte, dann drehte ich mich um und schaute zum Haus, das von hier kaum zu sehen war. »Für einen Ort, der auch nicht weiter weg ist von der Innenstadt als mein Haus, liegt das hier ganz schön isoliert«, sagte ich. »Ich begreife, warum niemand zufällig vorbeigekommen ist und eine Leiche im Auto gesehen hat.«
    Er nickte. »Latham sagt, sie hat sich gerne hier oben aufgehalten, wenn sie nachdenken wollte. Hat dagesessen und geraucht und die Aussicht genossen.«
    Ich ließ den Blick über das Weideland schweifen. Von der Anhöhe, wo wir standen, bot sich nach Osten wie nach Westen eine hübsche Aussicht. »Den Teil der Geschichte kaufe ich ihm sogar ab«, sagte ich. »Ich würde wahrscheinlich dasselbe machen, wenn ich diesen Flecken Land besäße. Abgesehen vom Rauchen.«
    »Das hat Latham in seiner Aussage dreimal erwähnt. Er sagte wörtlich:  ›Wahrscheinlich hat eine Zigarettenkippe das Gras in Brand gesetzt.‹ Als ich neulich seine Aussage las, habe ich förmlich gespürt, wie er mir jedes Mal, wenn er das Rauchen erwähnte, den Ellbogen in die Rippen stieß.«
    »Weil er glaubt, die Polizei wäre dumm«, sagte ich. »Er wollte ganz sichergehen, dass sie’s kapiert.«
    »Noch was ist an diesem Ort hier interessant«, meinte Cash. »Sobald das Auto brannte, haben Hunderte von Menschen den Rauch von der I-640 aus gesehen – durch den Wald ist das gerade mal ein halber Kilometer. Ein halbes Dutzend Leute haben die Polizei angerufen und einen Brand gemeldet – genau das hat er mit Sicherheit beabsichtigt.«
    »Um den Zeitpunkt des Brands nachzuweisen«, sagte ich.
    »Ganz genau. Der erste Anruf ging um fünfzehn Uhr fünfunddreißig ein – während er im Bellagio an einem einarmigen Banditen saß.«
    Cash führte mich in den verbrannten Kreis und wies

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