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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Fassung wiedergewonnen; er schien Vergnügen an dem Disput zu finden. »Sie glauben, Sie befänden sich wirklich in der Vergangenheit. Ja, diese Ausstellung ist außerordentlich genau. Sie haben immer gute Arbeit geleistet. Die Authentizität der Details wird von keiner anderen Ausstellung erreicht.«
    »Ich habe mich bemüht, meine Arbeit vernünftig zu erledigen«, murmelte Miller.
    »Sie tragen altmodische Kleidung und benutzen altertümliche Redewendungen. Sie haben alles mögliche unternommen, um sich zurückzuversetzen. Sie haben sich nur noch um Ihre Arbeit gekümmert.« Carnap strich mit dem Fingernagel über das Sicherheitsgeländer. »Es wäre eine Schande, Miller. Eine wahre Schande, solch eine präzise Reproduktion zu zerstören.«
    »Ich verstehe Ihren Standpunkt«, sagte Miller nach einer Weile. »In gewisser Weise stimme ich Ihnen zu. Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit – ich würde es hassen, alles vernichtet sehen zu müssen. Aber das wird Ihnen nichts nützen. Alles, was Sie erreichen können, ist, das Zeittor zu schließen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich. Die Ausstellung ist nur eine Brücke, eine Verbindung zur Vergangenheit. Ich bin durch die Ausstellung gegangen, aber ich bin nicht mehr dort. Ich bin nun jenseits der Ausstellung.« Er lächelte breit. »Ihre Zerstörung kann mich nicht beeinflussen. Aber schließen Sie ruhig das Tor, wenn Sie wollen. Ich glaube nicht, daß ich jemals zurückkehren möchte. Ich wünschte, Sie könnten diese Seite sehen, Carnap. Es ist ein hübscher Ort. Freiheit, Chancen. Es gibt hier keine Euthanasie. Kommen Sie herüber. Ich werde Sie meiner Frau vorstellen.«
    »Wir kriegen Sie schon«, versicherte Carnap. »Und zwar mitsamt Ihren psychotischen Halluzinationen.«
    »Ich bezweifle, ob sich eine meiner ›psychotischen Halluzinationen‹ deswegen Sorgen machen wird. Grunberg gewiß nicht. Und ich glaube nicht, daß Marjorie ...«
    »Wir haben bereits mit dem Abbruch begonnen«, erklärte Carnap ruhig. »Wir werden die Ausstellung Stück für Stück auseinandernehmen, nicht alles auf einmal. So haben Sie Gelegenheit, die wissenschaftliche und ... künstlerische Art und Weise zu bewundern, mit der wir Ihre Traumwelt zerstören.«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit«, widersprach Miller. Er drehte sich um und ging über den Bürgersteig davon, den Kiesweg entlang und stieg auf die Veranda seines Hauses.
    Im Wohnzimmer ließ er sich in den Lehnstuhl fallen und schaltete den Fernseher ein. Dann betrat er die Küche und holte sich eine Flasche eiskalten Bieres. Er trug sie glücklich in das sichere, gemütlich eingerichtete Wohnzimmer.
    Als er sich vor den Fernseher setzte, fiel sein Blick auf einen zusammengerollten Gegenstand unter dem niedrigen Tisch.
    Er lächelte trocken. Es war die Morgenzeitung, nach der er so dringend gesucht hatte. Marjorie hatte sie wie immer mit der Milch hereingebracht. Und natürlich vergessen, es ihm zu sagen. Er gähnte zufrieden und griff danach. Mit einem behaglichen Gefühl schlug er sie auf – und las die großen schwarzen Schlagzeilen.
     
    RUSSLAND BESITZT DIE KOBALTBOMBE VÖLLIGE VERNICHTUNG DER WELT STEHT BEVOR
     
     
Kriegsspiel
    (WAR GAME)
     
    In dem Büro des Terran Import Bureau of Standards nahm der hochgewachsene Mann die morgendlichen Memos aus dem Drahtkorb, setzte sich an den Schreibtisch und breitete sie zum Lesen vor sich aus. Dann legte er die Irislinsen an und entzündete eine Zigarette.
    »Guten Morgen«, sagte das erste Memo mit seiner dünnen, klirrenden Stimme, als Wiseman mit dem Daumen über die Linie des aufgeklebten Tonbandes fuhr. Er blickte durch das offene Fenster auf den Parkplatz und hörte gedankenverloren zu. »Sagen Sie, was ist eigentlich mit den Leuten da unten los? Wir haben einen Haufen ...« – eine kurze Pause folgte, in der der Sprecher, der Verkaufsmanager einer Kette New Yorker Warenhäuser, in seinen Unterlagen nachsah – »... einen Haufen dieser ganymedischen Spielzeuge bestellt. Sie wissen, daß wir sie rechtzeitig bis zum Einkaufstermin im Herbst testen müssen, um sie für Weihnachten in unser Warenangebot aufnehmen zu können.« Brummend fuhr der Verkaufsmanager fort: »Kriegsspielzeuge werden auch dieses Jahr wieder ein sicheres Geschäft sein. Wir planen, einen großen Posten zu bestellen.«
    Wiseman glitt mit dem Daumen zu jener Stelle, wo Name und Titel des Sprechers gespeichert waren.
    »Joe Hauck«, plärrte die Memostimme. »Appeley’s Children’s.«
    »Ah«, machte

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