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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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näherte sich dem Auto. »Ich werde dich als meine Frau eintragen lassen. Du kannst später entscheiden, ob du es wirklich werden willst oder nicht.«
    »Was ist mit Ben?« fragte Charlotte leise.
    »Ich kann ihn nicht auch heiraten.« Fergesson beschleunigte seine Schritte. »Ich kann ihn mitnehmen, aber man wird ihn nicht bleiben lassen. Sie haben da ein Quotensystem. Später, wenn ihnen klar wird, daß ein Notfall ...«
    »Geht aus dem Weg«, forderte Untermeyer die Männer auf. Düster stapfte er auf sie zu. Nach einem Moment zogen sich die Männer unsicher zurück und gaben schließlich auf. Untermeyer blieb vor der Wagentür stehen, den massigen Leib aufgerichtet und angespannt.
    »Bringen Sie sie her – und seien Sie vorsichtig!« rief er Fergesson zu.
    Fergesson und Dawes nahmen Charlotte in die Mitte und schoben sich durch die Linie der Männer. Fergesson gab dem dicken Mann die Schlüssel, und Untermeyer riß die Fahrertür auf. Er stieß Charlotte hinein und winkte dann Fergesson zu, auf der anderen Seite einzusteigen.
    Die Männer setzten sich in Bewegung.
    Mit seiner großen Faust traf Untermeyer den Anführer und schleuderte ihn gegen die Nachfolgenden. Er glitt an Charlotte vorbei und hinter das Lenkrad. Brummend sprang der Motor an. Untermeyer schaltete in den ersten Gang und trat heftig auf das Gaspedal. Der Wagen schoß vorwärts. Haßerfüllt klammerten sich einige Männer an ihm fest und griffen durch die offene Wagentür nach dem Mann und der Frau im Innern.
    Untermeyer schlug die Türen zu und verriegelte sie. Als das Auto an Geschwindigkeit gewann, erhaschte Fergesson einen kurzen Blick auf das schwitzende, furchtverzerrte Gesicht des fetten Mannes.
    Vergeblich versuchten die Männer, sich an den Kotflügeln festzuhalten. Nacheinander mußten sie loslassen. Ein großer, rothaariger Bursche klammerte sich verbissen an der Kühlerhaube fest und schlug durch die zersplitterte Windschutzscheibe nach dem Gesicht des Fahrers. Untermeyer riß den Wagen heftig herum; der Rothaarige hielt sich noch einen Moment fest, dann verlor er den Halt und prallte stumm mit dem Gesicht zuerst auf das Straßenpflaster.
    Der Wagen schleuderte und verschwand schließlich hinter einigen eingestürzten Gebäuden. Das Geräusch der quietschenden Reifen verstummte. Untermeyer und Charlotte waren auf dem Weg in die Sicherheit der Pittsburgh-Siedlung.
    Fergesson sah dem Auto nach, bis ihn der Druck von Dawes’ dünner Hand auf seiner Schulter sich umdrehen ließ. »Nun«, brummte er, »da fahren sie hin. Jedenfalls ist Charlotte entkommen.«
    »Folgen Sie mir«, bat Dawes drängend.
    Fergesson blinzelte. »Gehen? Wohin?«
    »Unser nächstes Lager ist fünfundvierzig Kilometer von hier entfernt. Ich glaube, das könnten wir schaffen.« Er ging davon, und nach einem Moment folgte Fergesson ihm. »Ich habe es schon einmal geschafft. Und ich werde es wieder schaffen.«
    Hinter ihnen sammelte sich die Menge wieder und wandte ihre Aufmerksamkeit der reglosen Masse des sterbenden Biltong zu. Zorn wallte auf – die Enttäuschung und die Wut über das Entkommen des Wagens wuchs zu der häßlichen Kakophonie zunehmender Gewalttätigkeit. Langsam, wie Wasser, das überlief, näherte sich die drohende, erregte Menge der Betonplattform.
    Auf der Plattform lag hilflos der uralte sterbende Biltong. Er wußte, was ihn erwartete. Schlaff bewegten sich seine Pseudopodien, erbebten in einer letzten Kraftanstrengung.
    Dann sah Fergesson etwas Schreckliches – etwas, das Scham in ihm hochsteigen ließ, bis seine Finger die Metallbox fallen ließen. Benommen hob er sie wieder auf und hielt sie fest, stand hilflos da. Er wollte blindlings, ziellos fortlaufen. Hinaus in die Stille und in die Dunkelheit und die Schatten jenseits der Siedlung.
    Der Biltong versuchte, sich einen Schutzschild zu kopieren, eine Mauer aus Asche, als der Mob zu ihm hinaufkletterte ...
     
    Nachdem sie einige Stunden gewandert waren, blieb Dawes stehen und warf sich in die schwarze Asche, die sich in alle Richtungen erstreckte. »Wir werden eine Weile ausruhen«, knurrte er. »Ich habe etwas zu essen dabei, das wir kochen können. Wir nehmen Ihr Ronson-Feuerzeug, sofern sich noch Gas darin befindet.«
    Fergesson öffnete die Metallbox und reichte ihm das Feuerzeug. Ein kalter, übelriechender Wind umpfiff sie, wehte Asche in düsteren Wolken über die öde Oberfläche des Planeten. In der Ferne reckten sich einige zernarbte Mauern wie Knochensplitter in den Himmel.

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