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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hinter das Lenkrad und schlug heftig die Tür zu. Sie schloß nicht richtig. Das Blech besaß einen Sprung – oder es war nicht richtig angepaßt. Sein Ärger wuchs. Der Wagen war ebenfalls eine fehlerhafte Kopie – eine winzige, mikroskopisch kleine Unebenheit hatte sich beim Kopieren eingeschlichen. Also war auch sein eleganter, luxuriöser Buick nur Matsche. Und das bedeutete, daß sich der Biltong in seiner Siedlung ebenfalls abnutzte.
    Früher oder später würde das, was der Chicago-Siedlung zugestoßen war, auch nach ihnen allen greifen ...
    Entlang des Parks standen zahllose Autos still und reglos da. Der Park war voller Menschen. Fast alle Einwohner der Siedlung hielten sich in ihm auf. Jeder besaß etwas, das er dringend kopieren lassen mußte. Fergesson schaltete den Motor aus und schob den Zündschlüssel in seine Tasche.
    »Wirst du es schaffen?« fragte er Charlotte. »Vielleicht solltest du besser hierbleiben.«
    »Es wird schon gehen«, erklärte Charlotte, und sie versuchte, zu lächeln.
    Sie hatte ein Sporthemd und eine Hose angezogen, die Fergesson für sie aus den Ruinen eines zerfallenen Kleidergeschäftes herausgesucht hatte. Er spürte keine Gewissensbisse – viele Männer und Frauen wühlten lustlos in den verstreut herumliegenden Waren auf dem Bürgersteig.
    Fergesson hatte sich die Zeit genommen, Charlottes Garderobe neu zusammenzustellen. Er war auf einen Haufen grober Hemden und Hosen im Lager des Geschäftes gestoßen, Kleidungsstücke, die noch weit davon entfernt waren, zu schwarzem Staub zu zerfallen. Kopien, die erst kürzlich erzeugt worden waren? Oder vielleicht – unvorstellbar, aber möglich – Originale, die der Ladenbesitzer als Vorlagen für die Kopien benutzt hatte? In einem noch nicht aufgegebenen Schuhgeschäft entdeckte er ein Paar Sandalen mit niedrigen Absätzen. Der Gürtel, den sie trug, gehörte ihm – jenen, den er für sie in dem Kleidergeschäft gefunden hatte, war in seinen Händen verrottet, als er ihn ihr umgeschnallt hatte.
    Untermeyer umklammerte die Stahlschachtel mit beiden Händen, als die vier das Zentrum des Parks erreichten. Die Leute in ihrer Nähe schwiegen und besaßen grimmige Gesichter. Niemand sagte ein Wort. Jeder hatte irgendwelche Dinge bei sich, Originale, die man während der Jahrhunderte wohlbehütet hatte, oder gute Kopien mit nur geringen Fehlern. Ihre Mienen verrieten verzweifelte Hoffnung und Furcht.
    »Hier sind sie«, bemerkte Dawes, der ihnen langsam folgte. »Die unfruchtbaren Eier.«
    In einem kleinen Wäldchen am Rande des Parks bildeten graubraune Kugeln von der Größe eines Basketballs einen Kreis. Sie waren hart, verkalkt. Einige waren zerbrochen. Überall lagen Eierschalen.
    Untermeyer trat gegen eines der Eier; es brach auseinander, war spröde und leer. »Von irgendwelchen Tieren ausgesaugt«, stellte er fest. »Das Ende zeichnet sich ab, Fergesson. Ich glaube, daß sich die Hunde des Nachts hereinschleichen und sie sich schnappen. Er ist zu schwach, um sie zu beschützen.«
    Unterschwellige Wut ging von den wartenden Männern und Frauen aus. Ihre Augen waren vor Zorn gerötet, während sie dastanden und ihre Waren umklammerten, eine dichte Menge bildeten, einen Kreis ungeduldiger, gereizter Menschen, die das Zentrum des Parks umringten. Sie hatten schon lange gewartet. Und sie waren jetzt des Wartens müde.
    »Was, zum Teufel, ist das?« Untermeyer kniete vor einem formlosen Gegenstand nieder, der unter einem Baum lag. Mit den Fingern fuhr er über das rauhe Metall. Das Objekt schien wie Wachs zusammengeschmolzen zu sein – das frühere Aussehen war nicht zu ermitteln. »Ich kann es nicht identifizieren.«
    »Das ist ein elektrischer Rasenmäher«, sagte ein in der Nähe stehender Mann mit mürrischer Stimme.
    »Wann hat er ihn kopiert?« wollte Fergesson wissen.
    »Vor vier Tagen.« Wütend trat der Mann dagegen. »Man kann nicht einmal sagen, was das gewesen ist – man kann sich alles darunter vorstellen. Mein alter Rasenmäher hatte den Dienst aufgegeben. Ich rollte das Original der Siedlung aus dem Lager hierher und habe mich den ganzen Tag lang angestellt – und sehen Sie sich an, was ich bekommen habe.« Er spuckte geringschätzig aus. »Dieses Ding ist keinen verdammten Heller wert. Ich habe es hier zurückgelassen – sinnlos, es mit nach Hause zu nehmen.«
    Seine Frau meldete sich schrill und barsch zu Wort. »Was sollen wir nur tun? Wir können den alten nicht mehr benutzen. Er ist wie alles andere

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