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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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trat ans TV-Gerät an der gegenüberliegenden Wand und schaltete es ein. Der Bildschirm wurde hell, doch er zeigte eine seltsame Szene. Die trüben Umrisse eines – es schien ein Gesicht zu sein.
    Und jeder, erkannte er, sieht es. Er schaltete auf einen anderen Kanal. Wieder das verschwommen erkennbare Gesicht des alten Mannes, der halb auf dem Fernsehschirm materialisiert war. Und aus dem Lautsprecher klang das Geraune der undeutlichen Gedanken. »... habe ich Ihnen immer wieder gesagt, daß es Ihre oberste Pflicht ist ...« Johnny schaltete aus; das flackernde Gesicht verschwand, und die Worte brachen ab, und nur das Klingeln des Telefones war noch zu hören.
    Er ging an den Apparat und sagte: »Louis, können Sie mich verstehen?«
    »... wenn die Wahl kommt, werden sie verstehen. Ein Mann, der die Energie besitzt, zum zweitenmal zu kandidieren, und das finanzielle Risiko auf sich nimmt ... schließlich ist das heutzutage nur etwas für die Reichen, wenn man die Kosten für die Bewerbung bedenkt ...« Die Stimme erstarb. Nein, der alte Mann konnte ihn nicht hören. Es war kein Gespräch; es war ein Monolog. Es war keine richtige Verständigung.
    Und dennoch wußte der alte Mann, was auf der Erde geschah, er schien zu wissen, es irgendwie zu ahnen, daß Johnny seine Stellung gekündigt hatte.
    Er legte den Hörer auf, setzte sich und zündete eine Zigarette an.
    Ich kann nicht zu Kathy zurück, erkannte er, wenn ich meine Meinung nicht ändere und ihr sage, sie soll nicht verkaufen. Und das ist unmöglich; ich kann es nicht. Also ist diese Sache damit erledigt. Was bleibt mir noch übrig?
    Wie lange wird mich Sarapis verfolgen? Gibt es einen Ort, wo ich mich verbergen kann?
    Er schritt zurück zum Fenster und sah wieder hinunter auf die Straße.
    Am Zeitungsstand warf St. Cyr eine Münze in den Zahlschlitz und holte die Zeitung heraus.
    »Danke, Sir oder Madam«, sagte der Robotverkäufer.
    Der Leitartikel ... St. Cyr zwinkerte und fragte sich, ob er den Verstand verloren hatte. Es war unmöglich, was er da las. Es ergab keinen Sinn; das homöosthatische Nachrichtennetz, die vollautomatische Mikrorelaiszeitung war offensichtlich beschädigt. Alles, was er sah, war eine Ansammlung von Worten, die zufällig aneinandergereiht waren. Schlimmer als Zettels Traum.
    Aber war es wirklich Zufall? Ein Artikel rief seine Aufmerksamkeit wach.
     
    Er steht am Hotelfenster und ist zum Sprung bereit. Wenn Sie vorhaben, in Zukunft noch Geschäfte mit ihr zu machen, dann sollten Sie besser hinaufgehen. Sie ist abhängig von ihm, sie braucht einen Mann, seitdem ihr Gatte, dieser Paul Sharp, sie verlassen hat. Antler Hotel, Zimmer 604. Ich glaube, Sie können rechtzeitig dort sein. Johnny ist zu hitzköpfig; er hätte nicht versuchen dürfen, sie zu bluffen. Menschen wie mich kann man nicht bluffen, und sie ist von meinem Blut. Ich ...
     
    St. Cyr wandte sich hastig an Harvey, der neben ihm stand. »Johnny Barefoot befindet sich in seinem Zimmer im Antler Hotel und will springen, und dieser alte Sarapis warnt uns davor. Wir gehen besser zu ihm.«
    Harvey sah ihn an. »Barefoot steht auf unserer Seite; wir können nicht zulassen, daß er sich das Leben nimmt. Aber warum sollte Sarapis ...«
    »Gehen wir jetzt«, unterbrach St. Cyr und eilte auf seinen wartenden Kopter zu. Harvey folgte ihm hastig.
     
    4
     
    Mit einemmal verstummte das Klingeln des Telefons. Johnny wandte sich vom Fenster ab – und erkannte, daß Kathy neben dem Apparat stand und den Hörer in der Hand hielt. »Er hat mich gerufen«, erklärte sie. »Und er hat mir gesagt, Johnny, wo Sie sich befinden und was Sie vorhaben.«
    »Unsinn«, gab er zurück. »Ich habe überhaupt nichts vor.« Er entfernte sich vom Fenster.
    »Er war allerdings dieser Meinung«, sagte Kathy.
    »Ja, und das beweist, daß er sich irren kann.« Seine Zigarette, stellte er fest, war bis auf den Filter heruntergebrannt; er warf sie in den Aschenbecher auf dem Kleiderschrank und drückte sie aus.
    »Mein Großvater hat immer sehr viel von Ihnen gehalten«, bemerkte Kathy. »Er möchte nicht, daß Ihnen etwas zustößt.«
    Achselzuckend entgegnete Johnny: »Soweit es mich betrifft, habe ich mit Louis Sarapis nichts mehr zu tun.«
    Kathy hielt den Hörer an ihr Ohr; sie schenkte Johnny keine Aufmerksamkeit mehr – sie lauschte den Worten ihres Großvaters, erkannte er, und so schwieg er. Es war unwichtig.
    »Er sagt«, erklärte Kathy, »daß Claude St. Cyr und Phil Harvey sich auf dem Weg

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