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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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übervorteilen.
    »Ich spreche für Mrs. Sharp«, begann Johnny, aber Kathy schnitt ihm das Wort ab.
    »Nein«, sagte sie mit schneller, rauher Stimme. »Ich kann nicht verkaufen. Er ist dagegen.«
    »Sie haben mir bereits die Verhandlungsvollmacht überlassen, Kathy«, erinnerte Johnny.
    »Nun«, entgegnete sie hart, »dann entziehe ich sie Ihnen wieder.«
    »Wenn ich überhaupt mit Ihnen und für Sie arbeiten soll«, erklärte Johnny, »dann müssen Sie meinen Vorschlägen folgen. Wir haben bereits darüber gesprochen und waren einverstanden, daß ...«
    Das Telefon klingelte.
    »Hören Sie selbst«, sagte Kathy. Sie griff nach dem Hörer und hielt ihn Johnny entgegen. »Er wird es Ihnen erklären.«
    Johnny nahm den Hörer und preßte ihn an das Ohr. »Wer spricht dort?« fragte er. Und dann hörte er das Knarren. Das weit entfernte, mürrische, knarrende Geräusch, als ob etwas an einem langen Metalldraht kratzte.
    »... ist es unabdingbar, die Kontrolle zu behalten. Ihr Vorschlag ist absurd. Sie kann sich zusammenreißen; sie hat das Zeug dazu. Panikreaktion; Sie machen sich Sorgen, weil sie krank ist. Ein guter Arzt kann sie wieder auf die Beine bringen. Besorgen Sie einen Anwalt und achten Sie darauf, daß sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Sie darf keine Drogen mehr bekommen. Bestehen Sie ...« Johnny fuhr auf, riß den Hörer von seinem Ohr, weigerte sich, weiter zuzuhören. Zitternd legte er den Hörer auf.
    »Sie haben ihn gehört«, sagte Kathy. »Nicht wahr? Das war Louis.«
    »Ja«, bestätigte Johnny.
    »Er ist gewachsen«, erklärte Kathy. »Nun können wir ihn direkt hören; nicht nur durch das Radioteleskop im Kennedy-Krater. Ich habe ihn gestern nacht zum erstenmal deutlich verstanden, als ich mich schlafen legte.«
    Johnny wandte sich an St. Cyr und Harvey. »Wir werden Ihr Angebot überdenken. Wir müssen den von Ihnen eingebrachten Landbesitz schätzen lassen, und zweifellos benötigen Sie die Bilanzen der Wilhelmina. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.« Er hörte, daß seine Stimme schwankte; er hatte sich noch nicht von dem Schock erholt, den es bedeutete, den Hörer zu ergreifen und die lebendige Stimme von Louis Sarapis zu vernehmen.
     
    Nachdem er mit St. Cyr und Harvey für später am Tag einen Termin vereinbart hatte, führte Johnny Kathy zum Essen aus; widerwillig hatte sie sich mit einem späten Frühstück einverstanden erklärt und zugegeben, daß sie seit gestern nacht nichts mehr gegessen hatte.
    »Ich bin einfach nicht hungrig«, gestand sie, als sie lustlos vor ihrem Teller mit Schinken und Eiern und Marmeladentoast saß.
    »Selbst wenn das Louis Sarapis war«, murmelte Johnny, »brauchen Sie nicht ...«
    »Er war es. Sagen Sie nicht ›selbst‹; Sie wissen, daß er es war. Er gewinnt immer mehr an Stärke, während er dort draußen wartet. Vielleicht von der Sonne.«
    »Also ist es Louis«, gab er benommen zu. »Dennoch müssen Sie in Ihrem und nicht in seinem Interesse handeln.«
    »Unsere Interessen sind identisch«, versicherte Kathy. »Wir beide wollen Archimedean erhalten.«
    »Kann er Ihnen die Hilfe geben, die Sie benötigen? Kann er Ihnen sagen, was falsch ist? Er nimmt nicht einmal Ihre Drogensucht ernst; das ist offensichtlich. Alles, was er getan hat, war, mir zu predigen.« Er empfand Zorn.
    »Johnny«, begann sie, »ich fühle ihn die ganze Zeit über ganz in meiner Nähe; ich brauche nicht den Fernseher oder das Telefon – ich spüre ihn. Es liegt an meinen mystischen Neigungen, glaube ich. An meiner religiösen Intuition; sie hilft mir, den Kontakt mit ihm aufrechtzuerhalten.« Sie nippte an ihrem Orangensaft.
    »Sie meinen, es liegt an Ihrer Amphetamin-Psychose«, erklärte Johnny roh.
    »Ich werde nicht ins Krankenhaus gehen, Johnny. Ich werde mich nicht selbst einweisen; ich bin krank, aber nicht so krank. Ich komme durch diese Krise, weil ich nicht allein bin. Ich habe meinen Großvater. Und ...« Sie lächelte ihn an. »Ich habe Sie. Trotz Sarah Belle.«
    »Sie werden mich nicht haben, Kathy«, sagte er ernst, »wenn Sie nicht an Harvey verkaufen. Wenn Sie nicht das Ganymed-Angebot annehmen.«
    »Sie würden sonst kündigen?«
    »Ja«, nickte er.
    Nach einer Weile sagte Kathy: »Mein Großvater meint, Sie sollen kündigen.« Ihre Augen waren dunkel, geweitet und völlig kalt.
    »Ich glaube nicht, daß er das gesagt hat.«
    »Dann sprechen Sie mit ihm.«
    »Wie?«
    Kathy deutete auf das TV-Gerät in der Ecke des Restaurants. »Schalten Sie

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