Eine handvoll Dunkelheit
erklärte Johnny, »dann haben Sie den falschen Mann ausgewählt.« Die Stimme aus dem Telefon und dem Fernseher bedrückte ihn ebenfalls.
»Sie sind ein PR-Mann«, stellte Gam fest. »Können Sie nicht Begeisterung schaffen, wo noch keine ist? Überzeugen Sie mich, Barefoot, und ich werde die ganze Welt überzeugen.« Aus seiner Tasche zog er ein zusammengefaltetes Telegramm hervor. »Das hat Louis mir geschickt. Offenbar kann er die Telegrafenverbindungen ebenso beeinflussen wie die anderen Medien.« Er reichte Johnny das Telegramm, und er las es.
»Als Louis das geschrieben hat«, bemerkte Johnny, »war er noch nicht so durcheinander.«
»Das sage ich doch! Seine Verwirrung nimmt rasch zu. Wenn der Parteitag beginnt – und das ist schon morgen – wie wird es dann um ihn stehen? Ich habe ein furchtbares Gefühl. Und ich wage nicht, mich der bevorstehenden Katastrophe auszusetzen.« Er fügte hinzu: »Und dennoch werde ich mich bewerben. Also, Barefoot – Sie arbeiten mit Louis zusammen für mich; Sie können der Vermittler sein. Der Psychosprecher.«
»Wie meinen Sie das?«
»Der Vermittler zwischen Gott und den Menschen«, antwortete Gam.
»Wenn Sie auch weiterhin so reden, werden Sie nicht nominiert werden; das kann ich Ihnen versichern.«
Mit einem trockenen Lächeln fragte Gam: »Wie wäre es mit etwas zu trinken?« Er wandte sich in Richtung Küche. »Scotch? Bourbon?«
»Bourbon«, sagte Johnny.
»Was halten Sie von dem Mädchen, Louis’ Enkelin?«
»Ich mag sie«, gestand er. Und das stimmte; er mochte sie sehr.
»Obwohl sie eine Psychotikerin ist, eine Drogenabhängige, eine ehemalige Strafgefangene und religiöse Schwärmerin?«
»Ja«, nickte Johnny ernst.
»Ich glaube, Sie sind verrückt«, sagte Gam und kehrte mit den Gläsern ins Wohnzimmer zurück. »Aber ich denke, Sie haben recht. Sie ist ein guter Mensch. Tatsächlich kenne ich sie schon länger. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, warum sie diese Verantwortung auf sich genommen hat. Ich bin kein Psychologe ... möglicherweise hat es etwas mit Louis zu tun. Sie ist auf sonderbare Weise von ihm abhängig, empfindet ihm gegenüber eine Loyalität, die infantil und fanatisch zugleich ist. Ich finde sie bezaubernd.«
Johnny nippte an seinem Whisky. »Das ist ein widerlicher Bourbon.«
»Old Sir Muskrat«, erklärte Gam und schnitt eine Grimasse.
»Sie sollten lieber eine andere Marke zum Trinken anbieten«, sagte Johnny, »oder Sie sind in der Politik bald wirklich unten durch.«
»Deshalb brauche ich Sie«, nickte Gam. »Sie verstehen?«
»Ich verstehe«, versicherte Johnny und trug sein Glas in die Küche, um den Inhalt zurück in die Flasche zu gießen – und um es mit Scotch aufzufüllen.
»Was werden Sie unternehmen, damit ich die Wahl gewinne?« fragte Alfonse Gam.
»Das beste Mittel«, erwiderte Johnny, »und Ihre einzige Möglichkeit ist es, sich der Trauer zu bedienen, die die Menschen wegen Louis’ Tod empfinden. Ich habe die Schlangen der Trauernden gesehen; es war eindrucksvoll, Alfonse. Jeden Tag waren sie da. Als er noch lebte, fürchteten ihn viele, fürchteten seine Macht. Aber nun können sie freier atmen; er ist fort, und der beängstigende Aspekt ...«
Gam unterbrach. »Aber, Johnny, er ist nicht fort; das ist der springende Punkt. Sie wissen doch, daß dieses sabbernde Ding im Telefon und im Fernseher – daß er das ist!«
»Aber sie wissen es nicht«, erinnerte Johnny. »Die Öffentlichkeit ist verwirrt – genau wie der erste Mensch verwirrt war, der die Sendung empfing. Dieser Techniker im Kennedy-Krater.« Betont schloß er: »Warum sollte man eine elektrische Emanation in einer Lichtwoche Entfernung mit Louis Sarapis in Verbindung bringen?«
Nach einer Weile entgegnete Gam: »Ich glaube, Sie machen einen Fehler, Johnny. Aber Louis hat gesagt, ich soll Sie einstellen, und das werde ich auch tun. Und Sie haben freie Hand; ich werde mich auf Ihre Ratschläge verlassen.«
»Danke«, erklärte Johnny. »Sie können sich auch auf mich verlassen.« Aber im Innern war er nicht so sicher. Vielleicht ist die Öffentlichkeit schlauer als ich annehme, dachte er. Vielleicht mache ich einen Fehler. Aber welche andere Wahl blieb ihm? Er konnte sich keine andere Möglichkeit vorstellen; entweder sie benutzten Gams Verbindung zu Louis, oder sie hatten absolut nichts, um ihn aufzuwerten.
Eine schmale Basis für die Nominierungskampagne – und das einen Tag vor Beginn des Parteitags. Das gefiel ihm nicht.
Das
Weitere Kostenlose Bücher