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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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brummte Hardy, »wenn Sie das wirklich glauben, dann sollten Sie vielleicht persönlich die Röhre untersuchen.«
    »Das werde ich auch tun. Vielleicht entdecke ich eine – eine Falltür.«
    »Überzeugen Sie sich selbst«, sagte Hardy und lächelte. Er schaltete die Hitzezufuhr aus und öffnete die breite Metalltür.
    »Geben Sie mir die Taschenlampe«, bat Grote. Hardy reichte ihm die Taschenlampe, und er kroch grunzend in die Röhre. Hohl hallte seine Stimme wider. »Aber jetzt keine Tricks.«
    Hardy sah zu, wie er verschwand. Er bückte sich und schaute in die Röhre. Grote hatte keuchend und unter großen Anstrengungen die Hälfte des Weges zurückgelegt. »Was ist los?« fragte Hardy.
    »Zu eng ...«
    »Oh?« Hardys Lächeln wurde breiter. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und legte sie auf den Tisch. »Nun, vielleicht können wir dem abhelfen.«
    Er knallte die Metalltür zu. Er eilte zum anderen Ende der Röhre und legte einige Schalter um. Röhren leuchteten auf und Relais klickten.
    Hardy verschränkte die Arme. »Nun spring schön, mein lieber Frosch«, sagte er. »Spring, so gut du kannst.«
    Er trat an den Hitzeregler und stellte ihn höher.
     
    Es war sehr dunkel. Grote lag lange Zeit da, ohne sich zu bewegen. Zahllose Gedanken summten in seinem Kopf. Was war mit Hardy los? Was führte er im Schilde? Schließlich stützte er sich auf die Ellbogen und stieß mit dem Kopf gegen die Decke der Röhre.
    Es begann warm zu werden. »Hardy!« Laut und panikerfüllt dröhnte seine Stimme auf. »Öffnen Sie die Tür. Was soll das Ganze?«
    Er versuchte sich in der Röhre zu drehen, nach der Tür zu greifen, aber es war unmöglich. Er kroch nun und fluchte halblaut vor sich hin. »Na warten Sie, Hardy. Sie und Ihre Scherze. Ich weiß nicht, was Sie sich davon versprechen ...«
    Plötzlich durchlief eine Erschütterung die Röhre. Er fiel und prallte mit dem Kinn gegen Metall. Er blinzelte. Die Röhre war größer geworden; jetzt hatte er mehr als genug Platz. Und seine Kleidung! Hemd und Hose umgaben ihn wie ein Zelt.
    »Oh, Gott im Himmel«, stieß Grote heiser hervor. Er erhob sich auf die Knie. Mühsam drehte er sich herum. Dann kroch er durch die Röhre zurück und näherte sich der Tür. Er drückte dagegen, aber nichts geschah. Sie war nun zu groß für ihn, als daß er sie mit Gewalt hätte öffnen können.
    Lange Zeit saß er reglos da. Als der Metallboden unter ihm zu warm wurde, kroch er widerwillig durch die Röhre und suchte sich einen kühleren Platz. Er kauerte sich zusammen und starrte wütend in die Finsternis. Was soll ich nur tun, fragte er sich.
    Nach einer Weile begann er wieder Mut zu fassen. Ich muß logisch denken. Ich habe bereits einmal Kontakt mit dem Kraftfeld gehabt und bin demnach auf die Hälfte meiner früheren Größe zusammengeschrumpft. Ich muß jetzt ungefähr neunzig Zentimeter groß sein.
    Er holte die Taschenlampe und einige Blätter aus seiner riesigen Tasche und begann zu rechnen. Es war beinahe unmöglich für ihn, mit der Taschenlampe umzugehen.
    Unter ihm wurde der Boden wärmer. Automatisch bewegte er sich tiefer in die Röhre hinein, um der Hitze zu entkommen. »Wenn ich hier lange genug bleibe«, murmelte er, »dann kann ich vielleicht ...«
    Erneut tanzte die Röhre um ihn und schien nach allen Seiten vor ihm zu fliehen. Er fand sich in einem unruhigen Meer aus rauher Wolle wieder, und er ächzte und keuchte. Schließlich gelang es ihm, sich freizukämpfen.
    »Fünfundvierzig Zentimeter«, sagte Grote und blickte sich um. »Ich darf unter keinen Umständen weiter hinein.«
    Aber als sich der Boden unter ihm erhitzte, blieb ihm keine andere Wahl. »Knappe zweiundzwanzig Zentimeter.« Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Zweiundzwanzig Zentimeter.« Er blickte in die Röhre hinein. Weit, weit am Ende befand sich ein heller Fleck, die Lichtschranke, die die Röhre versperrte. Wenn er sie doch erreichen könnte, wenn er sie doch nur erreichen könnte ...
    Eine Zeitlang grübelte er über seine Berechnungen nach. »Nun«, sagte er dann, »ich hoffe, daß ich keinen Fehler gemacht habe. Nach meinen Berechnungen müßte ich die Lichtschranke in neun Stunden und dreißig Minuten erreichen, wenn ich immer weitergehe.« Er holte tief Luft und wuchtete die Taschenlampe auf die Schulter.
    »Wie dem auch sei«, murmelte er, »zu diesem Zeitpunkt werde ich schon sehr klein sein ...« Mit vorgestrecktem Kinn machte er sich auf den Weg.
     
    Professor Hardy wandte sich an Pitner.

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