Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
soeben ihr Baby bekommen.«
    Der Roboter konsultierte seine Tafel. »Hier entlang, Sir.« Er rollte den Korridor hinunter.
    Ed folgte nervös. »Ist mit ihr alles in Ordnung? Bin ich noch rechtzeitig gekommen?«
    »Es geht ihr gut, Sir.« Der Roboter hob seinen Metallarm, und eine Seitentür glitt auf. »Hier herein, Sir.«
    Janet, mit einem reizenden blaumaschigen Kostüm bekleidet, saß an einem Mahagonitisch, hielt eine Zigarette in der Hand, hatte die schlanken Beine übereinandergeschlagen und redete hastig auf jemand ein. An der anderen Seite des Tisches saß ein gutgekleideter Arzt und hörte ihr zu.
    »Janet!« rief Ed und betrat das Zimmer.
    »Hallo, Ed.« Sie blickte zu ihm auf. »Bist du gerade erst gekommen?«
    »Sicher. Ist ... ist alles vorbei? Du ... ich meine, ist es geschehen?«
    Janet lachte, und ihre ebenmäßigen weißen Zähne blitzten. »Natürlich. Komm herein und setz dich. Das ist Doktor Bish.«
    »Hallo, Doktor.« Ed nahm nervös Platz. »Dann ist also alles vorbei?«
    »Das Ereignis hat stattgefunden«, erklärte Doktor Bish. Seine Stimme klang dünn und metallisch. Mit einem plötzlichen Schock, erkannte Ed, daß der Arzt ein Roboter war. Ein hochentwickelter Roboter von humanoider Gestalt, ganz anders als die gewöhnlichen metallgliedrigen Arbeiter. Er hatte ihn tatsächlich getäuscht – zu lange war er fort gewesen. Doktor Bish wirkte plump und wohlgenährt, er besaß ein freundliches Gesicht und trug eine Brille. Seine großen fleischigen Hände ruhten auf dem Tisch, und an jedem Finger befand sich ein Ring. Nadelstreifenanzug und Krawatte. Diamantenbesetzte Krawattennadel. Sorgfältig manikürte Fingernägel. Das Haar schwarz und sorgsam gescheitelt.
    Aber seine Stimme hatte ihn verraten. Es schien einfach unmöglich zu sein, ihren Stimmen einen menschlichen Klang zu verleihen. Die Kompressorluft und das Disksystem arbeiteten einfach nicht perfekt genug. Aber ansonsten war er sehr überzeugend.
    »Wie ich hörte, waren Sie in der Nähe von Proxima, Mr. Doyle«, bemerkte Doktor Bish freundlich.
    Ed nickte. »Ja.«
    »Ein verdammt weiter Weg, nicht wahr? Ich war noch nie dort draußen. Aber es hat mich schon immer fasziniert. Stimmt es, daß man inzwischen weit genug ist, um bis Sirius vorzustoßen?«
    »Schauen Sie, Doktor ...«
    »Ed, sei nicht ungeduldig.« Janet drückte ihre Zigarette aus und sah ihn verweisend an. Sie hatte sich in den sechs Monaten nicht verändert. Ein schmales Gesicht, blonde Haare, ein roter Mund und kalte Augen wie kleine blaue Steinchen. Und jetzt hatte sie auch wieder ihre makellose Figur. »Sie werden ihn hierherbringen. Es dauert nur ein paar Minuten. Sie müssen ihn noch abwaschen und Tropfen in seine Augen träufeln und sein Gehirnwellenmuster aufzeichnen.«
    »Seine Augen? Ist es denn ein Junge?«
    »Natürlich. Erinnerst du dich nicht? Du bist doch dabeigewesen, als ich mir die Spritzen geben ließ. Wir waren uns damals doch einig. Du hast deine Meinung doch nicht geändert, oder?«
    »Es ist jetzt zu spät, um Ihre Meinung zu ändern, Mr. Doyle.« Doktor Bishs tonlose Stimme war hell und ruhig. »Ihre Frau hat sich entschlossen, ihn Peter zu nennen.«
    »Peter.« Ed nickte ein wenig benommen. »Das geht schon in Ordnung. Wir hatten den Namen zusammen ausgesucht, oder? Peter.« Er schien sich an dem Klang zu ergötzen. »Ja. Das klingt hübsch. Er gefällt mir.«
    Plötzlich verblaßte die Wand, verlor ihre milchige Trübe und wurde durchsichtig. Ed drehte sich schnell um. Er konnte in einen hellerleuchteten Raum blicken, der mit medizinischen Apparaturen und weißgekleideten Robotpflegern gefüllt war. Einer der Roboter bewegte sich auf sie zu und zog einen Wagen hinter sich her. Auf dem Wagen war ein Behälter befestigt, ein großer Metallkasten.
    Ed hielt den Atem an. Schwäche erfaßte ihn. Er trat an die transparente Wand und betrachtete den Metallkasten auf dem Wagen.
    Doktor Bish erhob sich. »Möchten Sie nicht auch zusehen, Mrs. Doyle?«
    »Natürlich.« Janet ging zur Wand und blieb neben Ed stehen. Kritisch, mit verschränkten Armen beobachtete sie.
    Doktor Bish machte ein Zeichen. Der Pfleger griff in den Kasten und hob einen Drahtkorb heraus, dessen Henkel er mit seinen Magnetfingern festhielt. In dem Korb lag Peter Doyle, noch immer so naß vom Bad, daß Wasser durch das Drahtgespinst tropfte, und seine Augen waren vor Staunen geweitet. Er war vollkommen rosa, bis auf den dünnen Haarkranz am Kopf und die großen blauen Augen. Er war

Weitere Kostenlose Bücher