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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dicht an seinem Ohr. „Ungers Kennziffer ist aufgetaucht.“
    Sie sahen einander an.
    „Wann hat man Sie benachrichtigt?“ fragte Patterson.
    „Ich war gerade auf dem Weg hierher. Ich habe getan, was Sie gesagt haben – ich habe mich mit der Militärverwaltung in Verbindung gesetzt.“
    „Wann?“
    „Soeben.“ Evelyns Gesicht zuckte. „Vachel, er ist hier !“
    Es dauerte einen Moment, bis Patterson begriff. „Sie meinen, man hat ihn hierhergeschickt? Ins Krankenhaus?“
    „Ich habe sie darum gebeten. Ich sagte ihnen, wenn er sich freiwillig meldet und er seine Kennziffer bekommt …“
    Patterson ergriff ihren Arm und zerrte sie aus dem Therapiehaus, hinaus in das helle Sonnenlicht. Er zog sie zur Aufwärtsrampe und drängte sie weiter. „Wo befindet er sich jetzt?“
    „Im Wartesaal. Sie haben ihm gesagt, daß es sich um eine routinemäßige medizinische Untersuchung handelt. Irgendein Test.“ Evelyn war entsetzt. „Was sollen wir nur tun? Können wir denn etwas tun?“
    „Gannet glaubt es zumindest.“
    „Angenommen wir … halten ihn auf? Vielleicht können wir ihn beiseite schaffen?“ Benommen schüttelte sie den Kopf. „Was würde geschehen? Wie würde die Zukunft aussehen, wenn wir ihn hier aufhalten? Sie können ihn untauglich schreiben – Sie sind Arzt. Ein kleiner roter Vermerk auf seiner Gesundheitskarte.“ Sie begann hysterisch zu lachen. „Ich sehe es die ganze Zeit vor mir. Ein kleiner roter Vermerk, und kein David Unger mehr. Gannet wird ihm niemals begegnen. Gannet wird niemals erfahren, daß die Erde nicht siegen kann, und dann wird die Erde siegen, und V-Stephens wird nicht als Geisteskranker eingesperrt werden, und dieses Schwimmfuß-Mädchen …“
    Patterson schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. „Hören Sie auf damit! Dafür haben wir keine Zeit!“
    Evelyn schauderte; er preßte sie an sich, bis sie schließlich den Kopf hob. Ein roter Fleck bildete sich langsam auf ihrer Wange. „Es tut mir leid“, stieß sie hervor. „Danke. Jetzt ist wieder alles in Ordnung.“
    Der Aufzug hatte die Hauptetage erreicht. Die Tür öffnete sich, und Patterson führte sie hinaus auf den Korridor. „Sie haben ihn nicht gesehen?“
    „Nein. Als man mir sagte, daß seine Kennziffer vergeben worden und er auf dem Weg sei …“ – Evelyn eilte atemlos hinter Patterson her – „… da bin ich so schnell wie möglich zu Ihnen gekommen. Vielleicht ist es schon zu spät. Vielleicht ist er des Wartens müde geworden und fortgegangen. Er ist ein fünfzehn Jahre alter Junge. Er will kämpfen. Vielleicht ist er schon fort!“
    Patterson stoppte einen Robotpfleger. „Bist du beschäftigt?“
    „Nein, Sir“, antwortete der Roboter.
    Patterson nannte dem Roboter David Ungers ID-Nummer. „Hole diesen Mann aus dem Wartesaal. Schick ihn hierher und schließe dann diesen Gang. Verriegle ihn von beiden Seiten, so daß niemand herein oder hinaus kann.“
    Der Roboter klickte unsicher. „Haben Sie noch weitere Befehle? Dieses Syndrom erfordert keine …“
    „Ich werde dich später instruieren. Sorge dafür, daß niemand mit ihm herauskommt. Ich möchte allein mit ihm sprechen.“
    Der Roboter verschwand im Warteraum.
    Patterson ergriff Evelyns Arm. „Besorgt?“
    „Ich habe Angst.“
    „Ich erledige das schon. Bleiben Sie einfach da stehen.“ Er gab ihr seine Zigaretten. „Stecken Sie uns beide eine an.“
    „Besser drei. Eine für Unger.“
    Patterson lächelte. „Er ist noch zu jung, wissen Sie das nicht? Er ist noch nicht alt genug, um rauchen zu dürfen.“
    Der Roboter kehrte zurück. In seiner Begleitung befand sich ein blonder, dicker, blauäugiger Junge, auf dessen Gesicht sich Verwirrung abzeichnete. „Sie wollten mich sprechen, Doktor?“ Unsicher kam er auf Patterson zu. „Stimmt mit mir irgend etwas nicht? Man hat mir gesagt, daß ich hierherkommen soll, aber nicht, warum.“ Seine Furcht wuchs. „Ich bin doch nicht untauglich, oder?“
    Patterson griff nach der frisch ausgestellten ID-Karte des Jungen, sah sie an und reichte sie dann an Evelyn weiter. Sie nahm sie mit steifen Fingern entgegen, die Augen unverwandt auf den blonden Jungen gerichtet.
    Er war nicht David Unger.
     
    „Wie heißt du?“ fragte Patterson.
    Scheu stammelte der Junge seinen Namen. „Bert Robinson. Steht das nicht auf meiner Karte?“
    Patterson wandte sich an Evelyn. „Die Nummer stimmt. Aber das ist nicht Unger. Etwas ist geschehen.“
    „Sagen Sie, Doktor“, begann Robinson besorgt,

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