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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fürchtete sie sich nun noch mehr.
     
    3
     
    Der stattliche, gutaussehende Mann mittleren Alters, der eine Weste und eine schmale, altmodische Krawatte trug, erhob sich, als Claude St. Cyr das Außenbüro von St. Cyr und Faine auf dem Weg zum Gericht betrat. „Mr. St. Cyr …“
    St. Cyr musterte ihn und brummte: „Ich bin in Eile; lassen Sie sich von meiner Sekretärin einen Termin geben.“ Und dann erkannte er den Mann. Er sprach mit Alfonse Gam.
    „Ich habe ein Telegramm bekommen“, erklärte Gam. „Von Louis Sarapis.“ Er griff in seine Jackentasche.
    „Tut mir leid“, erwiderte St. Cyr. „Ich bin jetzt für Mr. Phil Harvey tätig; meine geschäftliche Verbindung mit Mr. Sarapis endete vor mehreren Wochen.“ Neugierig blieb er dennoch stehen. Er hatte Garn schon einmal getroffen; vor vier Jahren, während der Wahlkampagne, hatte er Garn in einigen Verleumdungsprozessen vertreten, wo Garn einmal Angeklagter und einmal Kläger gewesen war. Er mochte den Mann nicht.
    „Das Telegramm erreichte mich vorgestern“, sagte Garn.
    „Aber Sarapis ist seit …“ Claude St. Cyr verstummte. „Zeigen Sie her.“ Er streckte die Hand aus, und Gam gab ihm das Telegramm.
    Es war eine Erklärung von Louis an Gam, in dem er Gam absolute Unterstützung für die anstehende Kandidatenwahl während des Parteitages zusagte. Und Gam hatte recht; das Telegramm war vor drei Tagen aufgegeben worden. Es ergab keinen Sinn.
    „Ich kann es nicht erklären, Mr. St. Cyr“, sagte Gam trocken, „aber es klingt nach Louis. Er will, daß ich mich noch einmal bewerbe. Wie Sie selber sehen können. Ich habe nie daran gedacht; soweit es mich betrifft, will ich mit Politik nichts mehr zu tun haben; das Geschäft mit den Perlhühnern beansprucht mich zu sehr. Ich dachte, Sie wüßten etwas über diese Angelegenheit, wer es abgeschickt hat, und warum.“ Er fügte hinzu: „Vorausgesetzt, daß es der alte Louis nicht war.“
    „Wie hätte Louis das denn aufgeben können?“ wandte St. Cyr ein.
    „Ich meine, er hat es vielleicht vor seinem Tode geschrieben und dann jemanden dazu veranlaßt, es an jenem Tag abzuschicken. Vielleicht waren es sogar Sie.“ Gam zuckte die Achseln. „Offensichtlich waren Sie es nicht. Möglicherweise dann Mr. Barefoot.“ Er griff nach seinem Telegramm.
    „Haben Sie tatsächlich vor, noch einmal zu kandidieren?“ fragte St. Cyr.
    „Wenn Louis es von mir verlangt.“
    „Und wieder verlieren? Die Partei zu einer neuen Niederlage zwingen, nur wegen eines sturen, rachsüchtigen, alten Mannes …“ St. Cyr verstummte. „Kehren Sie zu Ihren Perlhühnern zurück. Vergessen Sie die Politik. Sie sind ein Verlierer, Gam. Jeder in der Partei weiß das. Sogar jeder in Amerika.“
    „Wie kann ich mich mit Mr. Barefoot in Verbindung setzen?“
    „Ich habe keine Ahnung“, erklärte St. Cyr. Er wandte sich ab.
    „Ich brauche rechtliche Hilfe“, sagte Gam.
    „Warum? Wer hat Sie verklagt? Sie brauchen keine rechtliche Hilfe, Mr. Garn; Sie brauchen medizinische Hilfe, einen Psychiater, der Ihnen erklärt, warum Sie wieder kandidieren wollen. Hören Sie …“ Er beugte sich vor. „Wenn Louis Sie zu seinen Lebzeiten nicht ins Amt bringen konnte, dann erst recht nicht, wenn er tot ist.“ Er ging dann davon und ließ Gam stehen.
    „Warten Sie“, bat Gam.
    Widerwillig drehte sich St. Cyr um.
    „Diesmal werde ich gewinnen“, erklärte Gam. Er klang vollkommen überzeugt; statt wie gewöhnlich zu zittern, war seine Stimme jetzt fest.
    Unbehaglich erwiderte St. Cyr: „Nun, viel Glück. Für Sie und für Louis.“
    „Dann lebt er also.“ Garns Augen funkelten.
    „Das habe ich nicht gesagt; ich wollte ironisch sein.“
    Nachdenklich murmelte Gam: „Aber er lebt; ich bin davon überzeugt. Ich würde ihn gern sprechen. Ich bin bei einigen Bestattungsinstituten gewesen, aber entweder war er nicht dort, oder sie wollten es nicht zugeben. Ich werde weiter nach ihm suchen; ich muß mich mit ihm beraten.“ Er schloß: „Deshalb bin ich von Io hierhergeflogen.“
    St. Cyr wandte sich nun endgültig ab. Was für eine Null, dachte er. Ein Nichts, eine von Louis’ Marionetten. Er schauderte. Gott bewahre uns vor einem solchen Schicksal und verhüte, daß er Präsident wird. Man stelle sich vor, wir alle würden so wie Gam werden!
    Es war keine angenehme Vorstellung; kein guter Anfang für den Tag, der vor ihm lag. Und ein Haufen Arbeit lastete auf seinen Schultern.
    An diesem Tag würde er, als Phil Harveys Anwalt,

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