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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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machte sich auf den Weg zu Phil Harveys Wohnung in der City von Denver.
    Da er sich verspätet hatte, schaltete er das kleine Funkgerät ein, griff nach dem Mikrofon und setzte sich mit Harvey in Verbindung. „Phil“, sagte er, „kannst du mich verstehen? Hier spricht St. Cyr, und ich befinde mich auf dem Weg zu dir.“
    Er horchte.
    Er horchte, und dann drang aus dem Lautsprecher ein fernes Gemurmel, ein Gewisper durcheinandergewürfelter Worte. Er erkannte die Stimme; oft war sie schon über die TV-Nachrichten gesendet worden.
    „… trotz persönlicher Angriffe, die zumeist von Chambers ausgingen, der keine Wahl gewinnen kann, weil er an einer Erkrankung des Magenpförtners leidet. Sie müssen Glauben in sich selbst finden, Alfonse. Die Menschen wissen einen guten Mann zu schätzen; warten Sie nur. Der Glaube versetzt Berge. Ich muß das wissen, denn schauen Sie sich an, was ich in meinem Leben erreicht habe …“
    Es war, erkannte St. Cyr, das Wesen, das aus einer Lichtwoche Entfernung nun stärkere Signale abstrahlte; wie Sonnenflecken überlagerten sie die normalen Radiofrequenzen. Er fluchte, runzelte die Stirn und schaltete den Empfänger dann aus.
    Eine Behinderung des Funkverkehrs, sagte er sich. Das ist verboten; ich sollte die FCC benachrichtigen.
    Bebend steuerte er seinen Kopter über das offene Weideland. Mein Gott, dachte er, die Stimme klang wie die vom alten Louis!
    Hatte Kathy Egmont Sharp vielleicht doch recht?
     
    In der Michiganer Zweigstelle der Archimedean erschien Johnny Barefoot zu seiner Verabredung mit Kathy und traf sie in düsterer Stimmung an.
    „Merken Sie denn nicht, was geschieht?“ fragte sie und deutete auf das Büro, das einst Louis gehört hatte. „Ich packe die Dinge nicht richtig an; jeder weiß das. Merken Sie das denn nicht?“ Mit blitzenden Augen starrte sie ihn an.
    „Ich wußte nichts davon“, erklärte Johnny. Aber im Innern war er davon überzeugt gewesen; sie hatte recht. „Regen Sie sich nicht auf und setzen Sie sich“, bat er. „Harvey und St. Cyr müssen jetzt jede Minute eintreffen, und Sie müssen sich in der Gewalt haben, wenn Sie mit ihnen sprechen.“ Es war ein Treffen, das zu vermeiden er gehofft hatte. Aber, hatte er erkannt, früher oder später mußte es dazu kommen, und so war Kathy von ihm nicht davon abgehalten worden.
    „Ich … muß Ihnen etwas Schreckliches erzählen“, stotterte Kathy.
    „Was ist es? So schrecklich kann es nicht sein.“ Er nahm Platz und wartete furchtsam.
    „Ich bin wieder drogenabhängig, Johnny. All diese Verantwortung und der Druck; das ist zuviel für mich. Es tut mir leid.“
    „Was sind das für Drogen?“
    „Ich möchte es lieber nicht sagen. Ein Amphetamin. Ich habe mich darüber informiert; ich weiß, daß es eine Psychose auslösen kann bei den Dosen, die ich nehme. Aber es kümmert mich nicht.“ Keuchend wandte sie ihm den Rücken zu. Er erkannte jetzt, wie dünn sie geworden war. Und ihr Gesicht war hager und hohläugig; nun wußte er, warum. Hohe Dosen Amphetamin zehrten den Körper aus, verwandelten Materie in Energie. Ihr Stoffwechsel war daran gewöhnt, so daß sie – als die Sucht zurückkehrte – pseudohyperthyroid wurde und ihre somatischen Prozesse beschleunigt waren.
    „Es tut mir leid, das zu hören“, sagte Johnny. Er hatte davor Angst gehabt. Und trotzdem hatte er es nicht bemerkt, als es geschehen war; er hatte warten müssen, bis sie es ihm sagte. „Ich glaube“, fuhr er fort, „daß Sie sich besser ärztlicher Obhut unterstellen sollten.“ Er fragte sich, woher sie die Drogen bekommen hatte. Aber vermutlich war es ihr mit ihrer langjährigen Erfahrung nicht schwergefallen.
    „Man wird davon gefühlsmäßig labil“, murmelte Kathy. „Man bekommt plötzliche Wutanfälle und Weinkrämpfe. Ich möchte, daß Sie das wissen, damit Sie nicht mir die Schuld geben. Damit Sie erkennen, daß es an der Droge liegt.“ Sie versuchte zu lächeln; er sah, wie sehr sie sich bemühte.
    Er trat zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Hören Sie“, bat er, „wenn Harvey und St. Cyr hier eintreffen, dann schlage ich vor, daß Sie ihr Angebot annehmen.“
    „Oh“, nickte sie. „Gut.“
    „Und dann“, erklärte er, „möchte ich, daß Sie freiwillig in ein Krankenhaus gehen.“
    „In eine Klapse“, sagte Kathy bitter.
    „Ohne die Verantwortung, die Sie hier bei der Archimedean zu tragen haben, wird es Ihnen besser gehen. Sie brauchen sehr viel Ruhe. Sie befinden sich in

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