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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Hauptunterschied. Man ist von der Gravitation befreit. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie wichtig das ist, aber denken Sie daran, wie viele Aspekte des Träumens von diesem einen Umstand geprägt werden.“
    „Und es hat Sie verändert“, stellte Johnny fest.
    „Es gelang mir, die Suchtanfälligkeit meiner Persönlichkeit zu überwinden, wenn Sie das meinen. Ich habe gelernt, meinen Appetit zu zügeln. Meine Gier.“ Vor einem Zeitungsstand blieb Kathy stehen, um die Schlagzeilen zu lesen. „Schauen Sie“, forderte ihn das Mädchen auf.
     
    STIMME AUS DEM WELTRAUM VERWIRRT WISSENSCHAFTLER
     
    „Interessant“, bemerkte Johnny.
    Kathy griff nach der Zeitung und las den Artikel unter der Schlagzeile. „Wie seltsam“, sagte sie. „Man hat die Sendung eines Lebewesens empfangen … hier steht es.“ Sie gab ihm die Zeitung. „Mir ist das gleiche geschehen, als ich tot war … Ich trieb hinaus, befreit von der Gravitation der Planeten und der Sonne, entfernte mich aus dem System. Ich möchte wissen, wer es ist.“ Sie nahm die Zeitung wieder an sich und las den Artikel erneut.
    „Zehn Cents, Sir oder Madam“, sagte der Robotverkäufer plötzlich.
    Johnny warf die Münze ein.
    „Glauben Sie, daß das mein Großvater ist?“ fragte Kathy.
    „Kaum möglich“, erwiderte Johnny.
    „Ich glaube, er ist es“, fuhr Kathy fort und blickte tief in Gedanken versunken an ihm vorbei. „Ich weiß, daß er es ist; schauen Sie, es begann eine Woche nach seinem Tod, und die Stimme kommt aus einer Entfernung von einer Lichtwoche. Und hier ist die Niederschrift seiner Worte.“ Sie wies auf den Bericht. „Alles über Sie, Johnny, und über mich und über Claude St. Cyr, den Rechtsanwalt, den er gefeuert hat, und über den Parteitag; alles steht hier, wenn auch verzerrt. So sind die Gedanken, wenn man tot ist; komprimiert, statt hintereinanderfolgend.“ Sie lächelte zu Johnny hinauf. „Also stehen wir einem schrecklichen Problem gegenüber. Wir können ihn hören, durch dieses Radioteleskop im Kennedy-Krater. Aber er kann uns nicht hören.“
    „Sie wissen doch nicht wirklich, ob …“
    „Oh, doch“, unterbrach sie unerschütterlich. „Ich wußte, daß er sich nicht an das Halbleben gewöhnen würde; er führt nun ein richtiges, volles Leben dort draußen im Weltraum, jenseits des äußersten Planeten unseres Systems. Und wir haben keine Möglichkeit, uns mit ihm in Verbindung zu setzen; und was auch immer er da macht …“ Sie setzte sich wieder in Bewegung, und Johnny folgte ihr. „Was auch immer es ist, er wird mindestens genauso erfolgreich sein wie damals, als er noch hier auf Erden lebte. Darauf können Sie sich verlassen. Haben Sie Angst?“
    „Zum Teufel“, wehrte Johnny ab, „ich bin nicht einmal beunruhigt, von Angst ganz zu schweigen.“ Und dennoch – vielleicht hatte sie recht. Sie schien so überzeugt davon zu sein. Er konnte sich einer gewissen Betroffenheit, einer gewissen Sorge nicht erwehren.
    „Sie sollten Angst haben“, riet Kathy. „Vielleicht ist er dort draußen sehr mächtig. Vielleicht kann er viel erreichen. Viel bewirken … uns in dem, was wir tun und sagen und glauben beeinflussen. Selbst ohne das Radioteleskop – vielleicht hat er uns jetzt schon erreicht. Unbewußt.“
    „Ich glaube das nicht“, erklärte Johnny. Aber er log. Sie hatte recht; das war genau das, was Louis Sarapis tun würde.
    „Wir werden mehr wissen“, murmelte Kathy, „wenn der Parteitag beginnt, denn darum geht es ihm. Beim letztenmal ist es ihm nicht gelungen, Garn die Wahl gewinnen zu lassen, und das war einer der wenigen Anlässe in seinem Leben, bei denen er eine Niederlage erlitten hat.“
    „Garn!“ wiederholte Johnny verblüfft. „Dieser Gernegroß? Gibt es den denn immer noch? Vor vier Jahren ist er doch spurlos verschwunden …“
    „Mein Großvater wird ihn nicht aufgeben“, versicherte Kathy versunken. „Und er lebt; er ist Truthahnzüchter oder so etwas Ähnliches, irgendwo oben auf Io. Vielleicht züchtet er auch Enten. Jedenfalls ist er dort. Und wartet.“
    „Worauf wartet er?“
    „Auf meinen Großvater“, antwortete Kathy, „darauf, daß er sich wieder mit ihm in Verbindung setzt. Wie damals, vor vier Jahren, auf dem Parteitag.“
    „Niemand würde noch einmal für Garn stimmen!“
    Kathy lächelte und schwieg. Aber sie drückte seinen Arm, klammerte sich an ihn. Als ob sie wieder Angst hatte, dachte er, wie in der Nacht, als er mit ihr gesprochen hatte. Vielleicht

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