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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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daran erinnern; alles ging so schnell, war so verwirrend.“
    „Nun“, entgegnete er, „ich wurde nicht entlassen wie Claude St.Cyr.“
    „Dann werden Sie bleiben.“ Das schien sie zu erleichtern. „Ich frage mich … stimmt es, daß Sie nun für mich arbeiten?“
    „So kann man das ausdrücken“, nickte Johnny. „Vorausgesetzt Sie können einen PR-Mann brauchen. Vielleicht sind Sie anderer Meinung. Die Hälfte der Zeit war sich auch Louis nicht sicher.“
    „Sagen Sie mir, welche Anstrengungen unternommen worden sind, um ihn wiederzuerwecken.“
    Kurz erklärte er ihr, was man versucht hatte.
    „Und das ist noch nicht allgemein bekannt?“ fragte sie.
    „Gewiß nicht. Ich weiß es, ein Institutsbesitzer mit dem ungewöhnlichen Namen Herb Schönheit von Vogelsang weiß es, und vermutlich ist die Neuigkeit auch einer Anzahl hochrangiger Leute im Frachtgeschäft inzwischen zu Ohren gekommen. Natürlich, wenn die Zeit vergeht und Louis sich nicht meldet, keine Presseerklärungen abgibt …“
    „Das werden wir übernehmen“, sagte Kathy. „Und so tun, als stammten sie von ihm. Das wird Ihre Aufgabe sein, Mr. Barefoot.“ Sie lächelte erneut. „Mein Großvater wird Presseerklärungen abgeben, bis er schließlich wiederbelebt worden ist oder wir aufgeben. Glauben Sie, daß wir werden aufgeben müssen?“ Nach einer Pause fügte sie leise hinzu: „Ich würde ihn gern sehen. Wenn ich darf. Wenn Sie damit einverstanden sind.“
    „Ich werde Sie zum Geliebte-Menschen-Bestattungsinstitut bringen. Ich muß sowieso in ein paar Stunden dort sein.“
    Kathy nickte und machte sich wieder an ihr Frühstück.
     
    Als Johnny Barefoot neben dem Mädchen stand, das wie gebannt den gläsernen Sarg betrachtete, kam ihm ein bizarrer Gedanke. Vielleicht wird sie an das Glas klopfen und sagen: „Großvater, steh auf.“ Und, dachte er, das wird Erfolg haben. Gewiß ist das die einzige Möglichkeit.
    Herb Schönheit von Vogelsang rang die Hände und murmelte bedrückt: „Ich verstehe es einfach nicht, Mr. Barefoot. Wir haben die ganze Nacht gearbeitet, schichtweise, und wir haben nicht einmal einen einzigen Ausschlag erreicht. Und wenn wir ein Elektroenzephalogramm anlegen, dann zeigt es schwache, aber zweifellos vorhandene Gehirnaktivität an. Wir haben es an jedem Fleck des Schädels versucht, wie Sie sehen können.“ Er deutete auf das Geflecht der haarfeinen Drähte, die den Kopf des Toten mit der Verstärkerausrüstung verbanden, die um den Sarg aufgebaut war.
    „Ist der Gehirnstoffwechsel vorhanden?“ fragte Johnny.
    „Ja, Sir. Wir haben auswärtige Spezialisten hergebeten, und sie haben ihn gemessen; er ist genauso, wie man es bei jemandem erwarten kann, der kürzlich gestorben ist.“
    „Ich weiß, daß es sinnlos ist“, sagte Kathy ruhig. „Er ist ein zu großer Mann. Dies hier ist etwas für bejahrte Verwandte. Für Großmütter, die einmal im Jahr am Wiederauferstehungstag nach draußen schlurfen dürfen.“ Sie wandte sich von dem Sarg ab. „Gehen wir“, bat sie Johnny.
    Gemeinsam, ohne ein Wort, verließen sie das Institut und gingen den Bürgersteig entlang. Es war ein milder Frühlingstag, und hier und da am Straßenrand trugen die Bäume kleine rosa Blüten. Kirschbäume.
    „Tod“, murmelte Kathy schließlich. „Und Wiedergeburt. Ein technologisches Wunder. Vielleicht hat Louis seine Meinung über die Rückkehr geändert, als er die andere Seite sah … vielleicht will er einfach nicht zurückkehren.“
    „Nun“, sagte Johnny, „elektrische Gehirnaktivität ist noch immer vorhanden; er ist dort drinnen und denkt.“ Er hakte Kathy unter, als sie die Straße überquerten. „Jemand hat mir erzählt“, fuhr er ernst fort, „daß Sie sich für Religion interessieren.“
    „Ja“, bestätigte Kathy ruhig. „Sehen Sie, als ich noch drogensüchtig war, habe ich eine Überdosis von irgendeinem Mittel genommen, und das führte dazu, daß mein Herz stehenblieb. Klinisch war ich sieben Minuten lang tot; sie retteten mich, indem sie mir den Brustkorb öffneten und mein Herz massierten und mich mit Elektroschocks behandelten … Sie wissen das. Während dieser Zeit hatte ich ein Erlebnis, das wahrscheinlich identisch ist mit den Erfahrungen, die die Halblebenden machen.“
    „War es besser als hier?“
    „Nein“, erwiderte sie. „Aber es war anders. Es war – traumähnlich. Ich meine damit nicht vage oder irreal. Ich meine die Logik, die Schwerelosigkeit; sehen Sie, daß ist der

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