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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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der Leiter des Fachbereichs Geschichte an der Stanford-Universität, jetzt nomineller Führer der Kolonie, saß mit Flannery und Jean Dobbs zusammen und untersuchte den eiternden Arm des zehnjährigen Jungen. „Strahlung“, sagte Crowley nachdrücklich. „Der allgemeine Pegel steigt täglich. Die sich niederschlagende Asche sorgt dafür. Wenn wir nicht bald wegkommen, sind wir erledigt.“
    „Es ist nicht die Strahlung“, berichtigte Flannery in seinem jeden Zweifel ausschließenden Tonfall. „Es ist eine Toxinkristall-Vergiftung. Oben in den Hügeln liegt das Zeug knietief. Irgendwo da oben hat er gespielt.“
    „Ist das wahr?“ verlangte Jean Dobbs zu wissen. Der Junge nickte und wagte nicht, sie anzusehen. „Sie haben recht“, sagte sie an Flannery gerichtet.
    „Streichen Sie etwas Salbe darüber“, sagte Flannery. „Und hoffen Sie, er überlebt. Außer Sulfathiazol haben wir nicht sehr viel.“ Plötzlich angespannt, sah er auf seine Uhr. „Es sei denn, sie bringt heute das Penicillin.“
    „Wenn sie’s heute nicht bringt“, meinte Crowley, „dann bringt sie’s nie. Dies ist die letzte Ladung. Sobald sie verstaut ist, starten wir.“
    Flannery rieb sich die Hände und schrie plötzlich: „Dann holen Sie das Geld raus!“
    Crowley grinste. „Richtig.“ Er tastete in einem der Schließfächer des Stahlschranks herum und holte mit einem Ruck eine Handvoll Papierscheine hervor. Einladend hielt er Tellman ein Bündel Scheine entgegen und zog es fächerförmig auseinander. „Treffen Sie Ihre Wahl. Nehmen Sie alles.“
    „Seien Sie vorsichtig damit“, sagte Tellman nervös. „Sie hat wahrscheinlich wieder für alles die Preise erhöht.“
    „Wir haben genug davon.“ Flannery nahm einige Scheine und stopfte sie in einen halb beladenen Karren, der auf dem Weg zum Schiff an ihnen vorbeigerollt wurde. „Das Geld wird um die ganze Welt geweht, zusammen mit der Asche und Knochenstaub. Auf der Venus brauchen wir’s nicht … wir können ihr genausogut alles geben.“
    Auf der Venus, dachte Tellman wütend, würden die Dinge wieder ihren rechtmäßigen Platz einnehmen … und Flannery würde Kloaken ausheben, wie es zu ihm paßte. „Was bringt sie hauptsächlich?“ fragte er Crowley und Jean Dobbs und ignorierte Flannery. „Woraus besteht die letzte Ladung?“
    „Aus Comic-Heftchen“, antwortete Flannery verträumt und wischte sich Schweiß von seiner kahl werdenden Stirn. Er war ein hagerer, großer, dunkelhaariger junger Mann. „Und Mundharmonikas.“
    Crowley zwinkerte ihm zu. „Und Pflöcke, so daß wir den ganzen Tag in unseren Hängematten liegen und Hänschen klein ging allein spielen können.“
    „Und Rührstäbchen“, erinnerte ihn Flannery. „Damit wir unseren Champagner Jahrgang ’38 umrühren können.“
    Tellman kochte. „Ihr … Primitivlinge!“
    Crowley und Flannery schüttelten sich vor Lachen, und Tellman stolzierte davon. Er explodierte fast unter dieser neuen Demütigung. Was für Schwachsinnige und Geisteskranke waren das überhaupt? In einer solchen Lage Witze zu reißen … Unglücklich, fast anklagend, spähte er zum Schiff. War das die Art von Welt, die sie zu entdecken hofften?
    Das Schiff schimmerte und glänzte unter der erbarmungslosen, weißen Hitze der Sonne. Es war ein gewaltiger aufragender Zylinder aus Metallegierungen und einem schützenden Fasergeflecht, und es erhob sich über das Durcheinander aus jämmerlichen Hütten. Noch eine Ladung, und es war soweit. Noch eine weitere Wagenladung Ausrüstungsgegenstände aus ihrer einzigen Quelle, dem dürftigen Rinnsal nicht verunreinigter Waren, das den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeutete.
    Tellman betete, daß nichts schiefging, und erwartete die Ankunft von Mrs. Edna Berthelson und ihrem mitgenommenen roten Lieferwagen. Ihre zerbrechliche Nabelschnur, die sie mit der wohlhabenden, unzerstörten Vergangenheit verband.
     
    Zu beiden Straßenseiten lagen Wäldchen aus üppigen Aprikosenbäumen. Bienen und Fliegen summten schläfrig über verfaulenden Früchten, die am Boden verstreut waren. Hin und wieder tauchte ein Verkaufsstand an der Straße auf, der von somnambulen Kindern geführt wurde. Buicks und Oldsmobiles parkten in Zufahrten. Hier und dort streunten Landhunde umher. An einer Kreuzung befand sich ein elegantes Lokal. Die Neonreklame blinkte geisterhaft bleich im Sonnenschein des späten Vormittags.
    Mrs. Edna Berthelson warf einen finsteren Blick auf das Lokal und die Autos, die davor

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