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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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für den Frühherbst. Dann schnitt mir der eisblaue antarktische Himmel wie ein Messer in die Augen, und ich spürte den körnigen Schnee unter mir. Die Wirklichkeit hatte mich wieder. Mein Kopf schmerzte fürchterlich, und mir war kalt. Zu kalt. Ich tastete nach dem Funkgerät und merkte, dass es verschwunden war. Anzug, Handschuhe und Stiefel waren ungeheizt. Das Peilgerät funktionierte nicht mehr. Es hatte keinen Sinn, den Griff des Notsignals zu ziehen. Ich kam nur mühsam auf die Füße; die Kälte packte mich wie ein Schraubstock. Im Schnee waren Fußstapfen, die von mir fortführten – wohin? Da war auch die Spur meiner Skier. Steif machte ich einen Schritt zurück entlang der Spur, dann noch einen und noch einen.
    Die Verpflegung. Ich konnte sie in den Anzug werfen, das Hitzesiegel erbrechen und mich auf diese Weise vorübergehend erwärmen. Schritt für Schritt stapfte ich mühsam vorwärts und überlegte: Soll ich anhalten und ausruhen, während ich mich wärme, oder lieber weitergehen? Du brauchst eine Verschnaufpause, sagte ich mir. Etwas Unmögliches ist geschehen, dein Kopf schmerzt. Du wirst dich wohler fühlen, wenn du dich jetzt einen Augenblick setzt, ein oder zwei Rationen öffnest und dann weitergehst.
    Ich setzte mich nicht nieder, weil ich wusste, was das bedeuten würde; langsam und unbeholfen holte ich mit schmerzenden, klammen Fingern eine Coffiest-Dose aus der Tasche und schob sie in meinen Anzug. Die Finger gehorchten mir kaum. Mein Daumen schien nicht einmal mehr kräftig genug, um das Siegel zu erbrechen, und ich sagte mir: Setz dich einen Augenblick hin und sammle deine Kräfte. Du brauchst dich ja gar nicht hinzulegen, so angenehm das auch wäre … mein Daumen löste das Siegel, die kribbelnde Hitze tat weh.
    Die Landschaft verschwamm mir vor den Augen. Ich öffnete weitere Dosen, dann konnte ich sie nicht mehr aus ihrer Verpackung lösen. Ich setzte mich schließlich doch, stand aber wieder auf. Dann setzte ich mich erneut voller Schuld und Scham über meine Verweichlichung und beschloss, in der nächsten Sekunde um Kathys willen aufzustehen, noch zwei Sekunden für Kathy, drei Sekunden für Kathy.
    Aber ich tat es nicht.

7
    Ich legte mich auf einem Eisberg schlafen und erwachte in einem klopfenden, hämmernden Inferno, mit rotem Feuer und brutal aussehenden Teufeln. Genau dorthin hätte ich einen Texter von Taunton geschickt. Es verwirrte mich, dass stattdessen ich hier war.
    Die Verwirrung hielt nicht lange an. Einer der Teufel rüttelte mich grob an der Schulter und sagte: »Los, pack an, Schlafmütze. Ich muss meine Hängematte unterbringen.« Das ernüchterte mich. Es stand eindeutig fest, dass er nichts anderes als ein Verbraucher der unteren Klasse war – vielleicht Krankenpfleger?
    »Was ist das hier?«, fragte ich. »Sind wir wieder in Little America?«
    »Mann, du machst vielleicht Witze«, sagte er. »Fass an, ja?«
    »Auf gar keinen Fall!«, beschied ich ihn. »Ich bin ein Texter der Starklasse.«
    Er blickte mich mitleidig an, sagte »Idiot« und verschwand in der hämmernden, rotglühenden Dunkelheit.
    Ich stand auf, schwankte und packte einen an mir vorbeieilenden Mann am Ellenbogen. »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Wo bin ich hier? Ist das ein Krankenhaus?«
    Auch dieser Mann war ein einfacher Verbraucher, ebenso schlechtgelaunt wie der erste. »Lass meinen Arm los!«, grunzte er. »Wenn du dich krankmelden willst, warte, bis wir an Land sind«, sagte er.
    »Land?«
    »Ja, Land. Hör mal, Kumpel, weißt du nicht, wofür du dich verpflichtet hast?«
    »Verpflichtet? Nein, weiß ich nicht. Aber Sie werden mir ein bisschen zu persönlich. Ich bin ein Texter der Starklasse.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Aha«, sagte er wissend. »Da kann ich dir helfen. Sekunde, Kumpel. Bin gleich wieder da mit dem Zeug.«
    Er hielt Wort. »Das Zeug« war eine kleine grüne Kapsel. »Nur fünfhundert«, schwatzte er weiter. »Vielleicht die letzte an Bord. Kannst wohl die Erschütterungen nicht vertragen, was? Das hier macht dich fit für die Landung.«
    »Was für eine Landung?«, rief ich. »Was soll das Ganze? Ich habe keine Ahnung, und ich will Ihr Betäubungsmittel nicht. Sagen Sie mir, wo ich bin und wofür ich mich angeblich verpflichtet habe, das genügt.«
    Er blickte mich prüfend an und sagte: »Dich hat’s ja schlimm erwischt. Vielleicht ein Schlag auf den Kopf? Na ja, Kumpel, du bist in Laderaum Nummer sechs auf dem Arbeiterfrachter ›Thomas R.

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