Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
rechteckigen Spielfeldes Pfosten mit Körben ohne Boden aufgestellt, und es ging darum, einen großen Silikonball in diese Körbe zu werfen. Noch weiter draußen traf ich eine Gruppe von Skischülern mit Lehrern in roten Anzügen. Ich schaute mich um, nachdem ich, wie ich glaubte, nur wenige Minuten weitergegangen war, konnte aber die roten Anzüge schon nicht mehr entdecken. Ich sah auch die Einzelheiten von Little America nicht mehr – nur noch einen grauweißen Schatten. »Piep-piep« machte mein Funkgerät, und ich ging weiter. Runstead würde bald von mir hören.
Die Einsamkeit war eigenartig, aber nicht unheimlich. Little America war nicht mehr zu erkennen, nicht einmal mehr als grauweißer Schleier.
Das machte mir nichts aus. Hatte sich Jack O’Shea so gefühlt? Suchte er deshalb nach Worten, um die Venus zu beschreiben, und war er deshalb niemals zufrieden mit den Worten, die er fand?
Ich geriet mit den Füßen in eine Schneewehe, holte die Skier aus meinem Gepäck und klappte sie auseinander. Sie ließen sich mühelos befestigen, und nach einigen unbeholfenen Versuchen kam ich ganz gut voran, eine bemerkenswert angenehme, gleitende Art der Fortbewegung. Kein Schweben, aber auch nicht das solide Gehen, bei dem die Schuhsohle das feste Pflaster berührt – die einzige Art, die ich bis jetzt in meinen gut dreißig Jahren kennengelernt hatte.
Ich hielt die Richtung ein, indem ich Orientierungspunkte wählte und auf sie zuhielt; einen merkwürdig zurückgebogenen Eishügel zum Beispiel, oder einen blauen Schatten in einer Schneesenke. Das Peilgerät bestätigte die Richtigkeit meines Kurses. Ich war stolz darauf, dass ich die Wildnis meisterte, und nach zwei Stunden hatte ich plötzlich einen fürchterlichen Hunger.
Ich musste mich niederkauern und eine Glocke aus Silikongewebe öffnen, in die ich genau hineinpasste. Von Zeit zu Zeit steckte ich vorsichtig prüfend die Nase aus meinem Anzug, und nach fünf Minuten war es warm genug. Gierig verschlang ich ein selbsterhitztes Eintopfgericht und Tee und versuchte, eine Zigarette zu rauchen. Beim zweiten Zug war das kleine Zelt voller Rauch, und mir standen Tränen in den Augen. Reumütig drückte ich die Zigarette an meinem Schuh aus, schloss die Gesichtsmaske, verstaute das Zelt und reckte mich zufrieden.
Nachdem ich mich noch einmal davon überzeugt hatte, dass die Richtung stimmte, machte ich mich wieder auf den Weg. Teufel auch, sagte ich mir. Diese Geschichte mit Runstead ist nur eine Frage des Temperaments. Er kann die offenen Flächen, das weite Land, einfach nicht sehen. Er meint es nicht böse. Er hält das Projekt für eine verrückte Idee, weil er nicht merkt, dass es Menschen gibt, die so etwas gut finden. Man muss es ihm nur erklären.
Dieses Argument, aus dem Gefühl des Wohlbehagens geboren, fiel bei der ersten Berührung mit der Vernunft in sich zusammen. Auch Runstead war auf dem Gletscher. Ganz ohne Zweifel hatte er Sinn für Raum und Weite, wenn er sich unter allen Orten der Erde gerade den Starrzelius-Gletscher als Erholungsort auswählte. Nun, in Kürze würde die Begegnung stattfinden. »Piep-piep.«
Ich sah auf den Kompass und peilte einen schwarzen Gegenstand an, der sich genau auf meinem Kurs befand. Ich konnte nicht richtig erkennen, was es war, aber es war deutlich sichtbar und bewegte sich nicht. Ich fiel in einen schlurfenden Laufschritt, kam ins Keuchen und verlangsamte gegen meinen Willen das Tempo. Es war ein Mensch. Als ich noch zwanzig Meter entfernt war, blickte der Mann ungeduldig auf die Uhr, und ich begann wieder unbeholfen zu laufen.
»Matt!«, rief ich. »Matt Runstead!«
»Ganz richtig, Mitch«, sagte er, unhöflich wie immer. »Sie sind ja heute schwer in Form.« Ich betrachtete ihn sehr eingehend und sehr gründlich, während ich mir meine Eröffnungsworte zurechtlegte. Er hatte die zusammengeklappten Skier neben sich in den Schnee gesteckt.
»Was ist – was ist – ?«, stotterte ich.
»Ich habe zwar viel Zeit«, sagte er, »aber Sie haben bereits zu viel davon verschwendet. Auf Wiedersehen, Mitch.«
Während ich verblüfft dastand, nahm er die Skier, schwang sie durch die Luft und versetzte mir einen Schlag damit. Ich ging zu Boden; Schmerz, Bestürzung und ohnmächtige Wut drohten meinen Kopf zu sprengen. Ich spürte, wie er an meiner Brust herumfingerte, dann fühlte ich eine ganze Weile überhaupt nichts mehr.
Als ich erwachte, glaubte ich, meine Decke sei weggerutscht, und fand es ziemlich kalt
Weitere Kostenlose Bücher