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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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gurgelnd verschwanden.
    In Stanleyville gab es Unruhen. Eine Notiz war aus der Auslandsabteilung der Nation gekommen, um Anthony darüber in Kenntnis zu setzen, dass die kongolesischen Rebellen, die selbst ernannte Simba-Armee, angefangen hatten, noch mehr weiße Geiseln ins Victoria Hotel zu treiben, als Vergeltung für die Truppen der kongolesischen Regierung und ihrer weißen Söldner. »Pack die Koffer. Bewegende Story«, hieß es. »Redakteur hat eine besondere Genehmigung für dich erteilt. Mit der Aufforderung, dich weder umbringen noch gefangen nehmen zu lassen.«
    Zum ersten Mal eilte Anthony nicht ins Büro, um die neuesten Nachrichtentelegramme zu lesen. Er rief weder seine Kontakte bei den UN noch bei der Armee an. Er lag auf seinem Hotelbett und dachte an eine Frau, die ihn so geliebt hatte, dass sie ihren Mann verlassen wollte, und dann in einem Zeitraum von vier Jahren verschwunden war.
    Als es an seiner Tür klopfte, schrak er zusammen. Das Zimmermädchen schien alle halbe Stunde putzen zu wollen. Sie hatte die unangenehme Art, bei der Arbeit zu pfeifen, sodass er ihre Gegenwart nie richtig ausblenden konnte. »Kommen Sie später wieder«, rief er und drehte sich auf die Seite.
    War es nur der Schock gewesen, ihn lebend anzutreffen, der dafür gesorgt hatte, dass sie vor ihm buchstäblich vibrierte? War ihr heute klar geworden, dass die Gefühle, die sie einst für ihn gehegt hatte, sich verflüchtigt hatten? Hatte sie ihn nur pro forma unterhalten wie einen alten Freund? Ihre Manieren waren immer makellos gewesen.
    Wieder klopfte es, vorsichtig. Das war fast ärgerlicher, als wenn das Mädchen einfach die Tür aufgemacht hätte und hereingekommen wäre. Wenigstens hätte er sie dann anbrüllen können. Er stand auf und ging an die Tür. »Ich würde lieber …«
    Vor ihm stand Jennifer, den Gürtel eng um die Taille geschnürt. Sie strahlte ihn an. »Jeden Tag«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Jeden Monat. Jeden Tag. Jede Stunde.« Sie hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Mindestens jede Stunde. Vier Jahre lang.«
    Im Flur war es still.
    »Ich habe gedacht, du seist tot, Anthony. Ich habe um dich getrauert, um das Leben, das ich mir mit dir erhofft hatte. Ich habe deine Briefe immer wieder gelesen, bis sie auseinanderfielen. Als ich glaubte, in könnte für deinen Tod verantwortlich sein, habe ich mich so verabscheut, dass ich kaum jeden Tag überstand. Wäre nicht …«
    Sie korrigierte sich: »Und dann, bei einem Umtrunk, zu dem ich nicht einmal hatte hingehen wollen, sah ich dich. Dich. Und du fragst mich, warum ich dich sehen wollte?« Sie holte tief Luft, als wollte sie sich beruhigen.
    Am anderen Ende des Flurs waren Schritte zu hören. Er streckte eine Hand aus. »Komm rein«, sagte er.
    »Ich konnte nicht zu Hause sitzen. Ich musste etwas sagen, bevor du wieder fortgehst. Ich musste es dir sagen.«
    Er trat zurück, und sie ging an ihm vorbei in das große Doppelzimmer, dessen großzügige Ausmaße und respektable Lage Zeugnis für seine bessere Position in der Zeitung ablegten. Er war froh, dass er es ausnahmsweise einmal sauber hinterlassen hatte, ein gewaschenes Hemd hing noch auf einer Stuhllehne, seine guten Schuhe standen an der Wand. Das Fenster stand offen und ließ den Straßenlärm herein, er machte es zu. Sie stellte ihre Handtasche auf den Stuhl und legte ihren Mantel darüber.
    »Das ist ein Schritt nach oben«, sagte er verlegen. »Als ich zum ersten Mal zurückkehrte, wurde ich in einem Hostel in der Bayswater Road untergebracht. Möchtest du etwas trinken?« Er war eigenartig befangen, als sie sich an den kleinen Tisch setzte. »Soll ich etwas bringen lassen? Kaffee vielleicht?«, fuhr er fort.
    Herrgott, er wollte sie berühren.
    »Ich habe nicht geschlafen«, sagte sie und rieb sich reumütig über das Gesicht. »Ich habe nicht geradeaus denken können, als ich dich sah. Ich habe versucht, alles auf die Reihe zu bekommen. Nichts ergibt einen Sinn.«
    »An dem Nachmittag vor vier Jahren, warst du da bei Felipe im Auto?«
    »Felipe?« Sie schaute ihn verständnislos an.
    »Mein Freund aus dem Alberto’s. Er ist um die Zeit gestorben, als ich wegging, bei einem Autounfall. Heute Morgen habe ich mir die Artikel angesehen. Eine nicht namentlich genannte Passagierin wird erwähnt. Nur so kann ich es mir erklären.«
    »Ich weiß es nicht. Wie ich gestern schon sagte, gibt es immer noch Versatzstücke, an die ich mich nicht erinnern kann. Hätte ich deine Briefe nicht gefunden,

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