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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Handtasche, holte eine Bürste heraus und nahm ihre Haare mit kurzen, festen Streichbewegungen in Angriff.
    »Das verstehe ich nicht.«
    Als sie sich zu ihm umdrehte, war ihr Gesicht verschlossen, als wäre eine Maske darübergezogen worden. »Anthony, tut mir leid, aber wir … wir können uns nicht mehr sehen.«
    »Was?«
    Sie holte eine Puderdose hervor und begann die verschmierte Wimperntusche unter ihren Augen abzuwischen.
    »Das kannst du nicht sagen, nachdem was wir gerade gemacht haben. Du kannst das nicht alles abschalten. Was zum Teufel geht hier vor?«
    Sie war starr. »Es wird dir gut gehen. Das ist immer so. Hör zu, ich … ich muss gehen. Tut mir sehr leid.«
    Im Vorbeigehen schnappte sie sich ihre Handtasche und ihren Mantel. Die Tür fiel mit entschlossenem Klicken hinter ihr ins Schloss.
    Anthony rannte hinter Jennifer her und riss die Tür auf. »Tu das nicht, Jennifer! Verlass mich nicht wieder!« Seine Stimme hallte durch den bereits leeren Gang, prallte an den verschlossenen Zimmertüren ab. »Das hier ist kein Spiel! Ich werde nicht noch einmal vier Jahre auf dich warten!«
    Er war starr vor Schreck, fluchte vor sich hin, bis er sich zusammennahm und wieder in sein Zimmer lief, um Hemd und Schuhe anzuziehen.
    Er nahm sein Jackett und rannte mit rasendem Herzschlag in den Flur. Er hastete die Treppe hinunter, zwei Stufen auf einmal, ins Foyer. Die Aufzugtüren gingen auf, und da war sie, ihre Absätze klapperten forsch über den Marmorboden, sie war gefasst, wiederhergestellt, unendlich weit entfernt von der Person, die sie kurz zuvor noch gewesen war. Er wollte ihr schon etwas zurufen, als er den Aufschrei vernahm: »Mummy!«
    Jennifer ging in die Hocke, die Arme schon weit ausgebreitet. Eine Frau mittleren Alters ging auf sie zu, das Kind riss sich von ihr los. Das kleine Mädchen warf sich in Jennifers Arme und wurde hochgehoben, ihre Stimme brabbelte über das allgemeine Gedränge hinweg. »Gehen wir zu Hamsleys? Mrs Cordoza hat das gesagt.«
    »Ja, mein Schatz. Wir gehen jetzt sofort. Ich muss nur noch etwas an der Rezeption klären.«
    Sie stellte das Kind auf den Boden und nahm es an die Hand. Vielleicht lag es an der Intensität seines Blicks, doch irgendetwas ließ sie zurückschauen, als sie zum Empfangstresen ging. Sie sah ihn. Ihre Blicke verbanden sich, und dann erhaschte er eine Andeutung von Entschuldigung – und Schuld.
    Sie schaute zur Seite, kritzelte etwas hin, wandte sich dann wieder an die Empfangsdame, die Handtasche auf dem Empfangstresen. Ein paar Worte wurden gewechselt, schon war sie durch die Glastür in den nachmittäglichen Sonnenschein hinausgetreten, das kleine Mädchen plappernd neben ihr.
    Die Bedeutung dessen, was er gesehen hatte, drang in Anthony ein wie Füße in Treibsand. Er wartete, bis sie seinen Blicken entschwunden war, und dann warf er wie ein Mann, der aus einem Traum erwacht, sein Jackett über die Schulter.
    Er wollte schon hinausgehen, als die Empfangsdame auf ihn zueilte. »Mr Boot? Die Dame bat mich, Ihnen das hier zu geben.« Eine Notiz wurde ihm in die Hand gedrückt.
    Er faltete das kleine Stück Briefpapier vom Hotel auf.
    Verzeih mir. Ich musste es einfach nur wissen.

Wir erwägen in unserem Herzen nicht, einen Gatten zu nehmen, empfehlen aber vehement dieses Leben als Alleinstehende.
    Queen Elizabeth I. an Prinz Erik von Schweden, per Brief

15
    M oira Parker ging ins Schreibzimmer hinüber und schaltete das Transistorradio aus, das auf einem Stapel Telefonbücher balancierte.
    »Hey!«, protestierte Annie Jessop. »Ich habe mir das angehört.«
    »Es ziemt sich nicht, in einem Büro lautstarke Schlagermusik laufen zu lassen«, sagte Moira mit Nachdruck. »Mr Stirling möchte von solchem Lärm nicht gestört werden. Das hier ist ein Arbeitsplatz.« Es war in der Woche das vierte Mal.
    »Eher wie ein Bestattungsunternehmen. Komm schon, Moira. Wir stellen es leiser. Damit geht der Tag schneller vorbei.«
    »Mit harter Arbeit geht der Tag schneller vorbei.«
    Sie vernahm das spöttische Gelächter und schob das Kinn vor. »Ihr tätet gut daran, wenn ihr lernen würdet, dass ihr bei Acme Mineral and Mining nur mit professionellem Auftreten weiterkommt.«
    »Und lockerem Gummi im Schlüpfer«, murmelte jemand hinter ihr.
    »Wie bitte?«
    »Nichts, Miss Parker. Sollen wir auf Lieblingsmelodien aus dem Krieg umschalten? Wären Sie damit glücklich? ›Wir trocknen unsere Wäsche an der Siegfried-Linie‹ …« Erneut dröhnendes

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