Eine Handvoll Worte
Aufhänger benutze, um die Sprache der Liebe zu untersuchen. Verstehst du, wie sich Liebesbriefe im Laufe der Jahre verändert haben.«
»Ohne die vorliegenden Briefe einzubeziehen.«
»Ja.« Als sie antwortet, ist Ellie zutiefst erleichtert. Sie will Jennifers Briefe nicht veröffentlichen. Sie sieht sie jetzt vor sich, wie sie auf ihrem Sofa sitzt und mit lebhafter Miene die Geschichte erzählt, die sie Jahrzehnte für sich behalten hat. Sie will nicht zu ihrem Verlustgefühl beitragen. »Ich meine, vielleicht könnte ich ein paar andere Beispiele finden.«
»Bis Dienstag.«
»Na ja, es muss doch Bücher geben, Sammelwerke …«
»Du willst, dass wir bereits veröffentlichtes Material herausbringen?«
Schweigen hat sich über den Raum gelegt. Es ist, als steckte sie mit Melissa in einer Giftblase. Sie ist sich bewusst, dass sie nichts tun kann, um diese Frau noch zufriedenzustellen.
»Du hast so viel Zeit darauf verwendet, in der die meisten Journalisten drei Artikel mit zweitausend Wörtern rausgedonnert hätten.« Melissa tippt mit ihrem Bleistift auf den Schreibtisch. »Schreib den Artikel einfach, Ellie.« Ihre Stimme klingt frostig und matt. »Schreib ihn einfach zu Ende, halte ihn anonym, und dein Kontakt wird wahrscheinlich nie erfahren, wessen Briefe du besprichst. Und ich nehme an, dass es in Anbetracht des Zeitaufwands etwas ganz Außergewöhnliches wird.«
Ihr Lächeln, das sie dem Rest des Raumes schenkt, glitzert. »Gut. Machen wir weiter. Ich habe keine Liste aus dem Gesundheitsressort. Hat jemand eine bekommen?«
Sie erblickt ihn, als sie das Gebäude verlässt. Er tauscht einen Scherz mit Ronald, dem Wachmann, geht leichten Schrittes die Treppe hinunter und verschwindet. Es regnet, und er trägt einen kleinen Rucksack auf dem Rücken, den Kopf gegen die Kälte gesenkt.
»Hey.« Im Dauerlauf holt sie ihn ein.
Er wirft einen Blick auf sie. »Hey«, erwidert er neutral. Er ist auf dem Weg zur U-Bahn und wird nicht langsamer, als er die Treppe erreicht, die hinunterführt.
»Ich dachte … hättest du Lust auf einen Drink?«
»Ich hab zu tun.«
»Wohin willst du?« Sie muss lauter sprechen, um gegen das Donnern von Schritten, die viktorianische Akustik im U-Bahn-System anzukommen.
»Ins neue Gebäude.«
Sie sind umgeben von Pendlern. Ellies Füße werden beinahe vom Boden gehoben, während sie in der Menschenflut nach unten getragen wird. »Wow. Das muss ordentlich Überstunden geben.«
»Nein. Helfe dem Chef nur bei ein paar abschließenden Sachen, damit er sich nicht vollständig verausgabt.«
»Ich habe ihn heute gesehen.«
Als Rory nicht antwortet, fügt sie hinzu: »Er war nett zu mir.«
»Ja. Er ist ein netter Mann.«
Sie schafft es, neben ihm herzugehen, bis sie an die Sperre kommen. Er tritt zur Seite, um andere Fahrgäste durchzulassen.
»Wirklich albern«, sagt sie. »Da geht man jeden Tag an Menschen vorbei, ohne einen blassen Schimmer …«
»Hör zu, Ellie, was willst du?«
Sie beißt sich auf die Lippe. Die Pendler teilen sich wie Wasser vor ihnen, Kopfhörer in den Ohren, manche schnalzen hörbar mit der Zunge über die menschlichen Hindernisse in ihrem Weg. Sie reibt ihre Haare, die inzwischen feucht sind. »Ich wollte mich nur entschuldigen. Wegen gestern Morgen.«
»Cool.«
»Nein. Aber es ist … Hör zu, was passiert ist, hat nichts mit dir zu tun, und ich mag dich wirklich. Das ist nur etwas, das …«
»Weißt du was? Es interessiert mich nicht. Schon gut, Ellie. Wir wollen es dabei belassen.« Er geht durch die Sperre. Sie folgt ihm. Sie hat einen Blick auf seine Miene erhascht, bevor er sich umdrehte, und die war schrecklich. Sie fühlt sich schrecklich.
Auf der Rolltreppe stellt sie sich hinter ihn. Kleine Wasserperlen sind auf seinem grauen Schal verteilt, und sie muss an sich halten, um sie nicht abzuklopfen. »Rory, es tut mir wirklich leid.«
Er starrt auf seine Schuhe. Dann schaut er sie mit kalten Augen an. »Verheiratet, was?«
»Wie bitte?«
»Dein … Freund. Das wurde aus seinen Worten ziemlich deutlich.«
»Sieh mich nicht so an.«
»Wie denn?«
»Ich hatte nicht vor, mich zu verlieben.«
Er stößt ein kurzes, unfrohes Lachen aus. Sie haben das Ende der Rolltreppe erreicht. Sie versucht, mit ihm Schritt zu halten, und muss dabei laufen. Die Luft im Tunnel riecht abgestanden und nach verbranntem Gummi. »Wirklich nicht.«
»Quatsch – du hast dich entschieden. Jeder trifft eine Entscheidung.«
»Dich hat also nie etwas verzückt,
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