Eine Handvoll Worte
wir uns einen Krug bestellen? Was gibt es denn hier Gutes?«
»Ich nehme einen Mai Tai«, sagte Anne.
»Und ich einen Royal Pineapple«, meldete sich Yvonne mit einem Blick in die Getränkekarte, auf der eine Frau in Bastrock abgebildet war.
»Was möchtest du, Larry? Lass mich raten. Einen ›Bali Hai Scorpion‹. Etwas mit einem Stachel am Schwanz?« Bill hatte sich die Getränkekarte geschnappt.
»Klingt ekelhaft. Ich nehme einen Whisky.«
»Dann lass mich etwas für die reizende Jennifer aussuchen. Jenny, Schätzchen, wie wär’s mit einem Hidden Pearl? Oder einem Hula Girl’s Downfall? Möchtest du den?«
Jennifer lachte. »Wenn du meinst, Bill.«
»Und ich bestelle mir einen Suffering Bastard, weil ich einer bin«, sagte er fröhlich. »Gut. Wann fangen wir an zu tanzen?«
Nachdem sie ein paar Gläser getrunken hatten, kam das Essen: Kotelett vom polynesischen Schwein, Krabben in Mandelsoße sowie Pfeffersteak. Jennifer, die nach den starken Cocktails rasch beschwipst war, stellte fest, dass sie ihr Gericht kaum anrühren konnte. Der Raum war lauter geworden; eine Band spielte in der Ecke auf, Paare begaben sich auf die Tanzfläche, und die Tische wetteiferten in ihrer Lautstärke, um sich verständlich zu machen. Das Licht wurde gedämmt, die Tischlampen aus buntem Glas verbreiteten einen wirbelnden rotgoldenen Schein. Sie ließ den Blick über ihre Freunde schweifen. Bill schaute immer wieder zu ihr herüber, als heische er um ihre Anerkennung. Yvonne hatte einen Arm auf Francis’ Schulter gelegt, während sie etwas erzählte. Anne hörte auf, ihren vielfarbigen Drink aus einem Strohhalm zu saugen, und lachte laut auf. Wieder schlich sich das Gefühl ein, unnachgiebig wie die Flut: dass sie woanders sein sollte. Sie hatte das Gefühl, in einer Luftblase zu stecken, entfernt von allen um sie herum – und sie hatte Heimweh, erkannte sie bestürzt. Ich habe zu viel getrunken, schalt sie sich. Dummes Mädchen. Sie begegnete dem Blick ihres Mannes und lächelte ihn an in der Hoffnung, man möge ihr nicht ansehen, wie unbehaglich sie sich fühlte. Er erwiderte ihr Lächeln nicht. Ich bin zu durchsichtig, dachte sie traurig.
»Worum geht es denn eigentlich?«, fragte Laurence, an Francis gewandt. »Was feiern wir denn?«
»Brauchen wir einen Grund, um uns zu amüsieren?«, sagte Bill. Er trank inzwischen mit einem langen, gestreiften Trinkhalm aus Yvonnes Glas. Anscheinend bemerkte sie es nicht.
»Wir haben ein paar Neuigkeiten, nicht wahr, Liebling?«, verkündete Francis.
Yvonne lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, griff in ihre Handtasche und zündete sich eine Zigarette an. »Auf jeden Fall.«
»Wir wollten euch – unsere besten Freunde – heute Abend hier versammeln, um euch mitzuteilen, bevor es ein anderer macht, dass …« Francis schaute seine Frau an, »… wir in ungefähr sechs Monaten einen kleinen Moncrieff haben werden.«
Kurzes Schweigen trat ein. Anne riss die Augen auf. »Ihr bekommt ein Kind?«
»Kaufen werden wir jedenfalls keins.« Yvonne verzog amüsiert den stark geschminkten Mund. Anne war schon aufgesprungen und kam um den Tisch, um ihre Freundin zu umarmen. »Oh, das sind wunderbare Neuigkeiten. Du kluges Ding.«
Francis lachte. »Glaub mir. Es war nichts.«
»Auf jeden Fall hat es sich wie nichts angefühlt«, sagte Yvonne, und er stieß sie an.
Wie von einem automatischen Impuls angetrieben stand Jennifer auf und ging um den Tisch herum. Sie beugte sich vor, um Yvonne zu küssen. »Das sind absolut wundervolle Neuigkeiten«, sagte sie und war sich nicht sicher, warum sie sich plötzlich noch mehr aus dem Gleichgewicht fühlte. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Ich hätte es dir schon früher gesagt«, Yvonne legte eine Hand auf ihre, »aber ich dachte, ich sollte warten, bis du wieder …«
»… mehr ich selbst bin. Ja.« Jennifer richtete sich auf. »Aber es ist wirklich fantastisch. Ich freue mich so für dich.«
»Jetzt seid ihr an der Reihe.« Bill deutete mit Bedacht auf Laurence und sie. Sein Kragen stand offen, seine Krawatte war gelockert. »Nur ihr zwei seid noch übrig. Komm schon, Larry, hopp, hopp! Du darfst dich nicht blamieren.«
Jennifer kehrte an ihren Platz zurück und wurde rot. Sie hoffte nur, dass es durch die Beleuchtung nicht auffallen würde.
»Alles zu seiner Zeit, Bill«, schaltete Francis sich ruhig ein. »Wir haben Jahre gebraucht, um dahin zu kommen. Am besten, man hat vorher seinen Spaß.«
»Wie? Das sollte Spaß sein?«, wollte
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