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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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stellte es vorsichtig auf die Bettdecke, die Kaffeetasse jedoch auf Jennifers Nachttisch.
    »Ich bleibe vorerst unten, damit ich Sie nicht störe.« Sie warf einen kurzen Blick auf Jennifers entblößten Arm, auf dem die Narbe gut zu sehen war, und wandte sich ab.
    Sie verließ das Zimmer, als Jennifer das Buch entdeckte, den Liebesroman, den sie hatte lesen oder verschenken wollen. Sie würde zuerst ihren Kaffee trinken und es danach mit hinunternehmen. Es wäre gut, zwischen ihr und Mrs Cordoza alles wieder ins Lot zu bringen nach ihrem eigenartigen Wortwechsel am Abend zuvor.
    Jennifer nippte an ihrem Kaffee, nahm das Taschenbuch zur Hand und blätterte hindurch. An diesem Morgen konnte sie kaum geradeaus sehen, geschweige denn lesen. Ein Stück Papier fiel hinaus. Jennifer legte das Buch auf den Nachttisch und griff danach. Sie faltete es langsam auf und begann zu lesen.
    Liebste,
    ich konnte dich nicht dazu bringen, mir zuzuhören, als du so eilig fortgegangen bist, aber ich habe dich nicht zurückgewiesen. Du warst so weit von der Wahrheit entfernt, dass ich es kaum ertragen kann.
    Und das ist die Wahrheit: du bist nicht die erste verheiratete Frau, mit der ich geschlafen habe. Du kennst meine persönlichen Verhältnisse, und diese Beziehungen haben zu mir gepasst, um ehrlich zu sein. Ich wollte niemandem nahestehen. Als wir uns zum ersten Mal begegneten, war für mich klar, dass du nicht anders sein würdest.
    Aber als du am Samstag in mein Zimmer kamst, hast du in deinem Kleid so wunderbar ausgesehen. Und dann hast du mich gebeten, dir den Knopf im Nacken zu öffnen. Und in dem Augenblick, als mein Finger auf deine Haut traf, wurde mir klar, dass es für uns beide eine Katastrophe wäre, wenn ich mit dir schlafen würde. Du, meine Liebste, hast keine Ahnung, wie du dich fühlen würdest, wenn du ein solches Doppelspiel triebest. Du bist ein ehrliches, entzückendes Geschöpf. Auch wenn du es jetzt nicht spürst, ein anständiger Mensch zu sein, kann Freude bereiten. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dir diese Eigenschaft genommen zu haben.
    Und ich? In dem Moment, als du zu mir aufgeschaut hast, wusste ich, dass ich verloren wäre, wenn wir es machen würden. Ich wäre nicht imstande, dich genauso beiseitezuschieben, wie die anderen. Ich könnte Laurence nicht einvernehmlich zunicken, wenn wir uns in einem Restaurant sehen würden. Ich wäre nie mit nur einem Teil von Dir zufrieden. Ich habe mir etwas vorgemacht, als ich anders dachte. Aus diesem Grund, meine Liebste, habe ich den verdammten Knopf in deinem Nacken wieder zugemacht. Und deshalb habe ich in den letzten beiden Nächten wach gelegen und mich dafür gehasst, einmal im Leben anständig gewesen zu sein.
    Verzeih mir,
    B
    Jennifer saß in ihrem Bett und starrte auf das eine Wort, das ihr ins Auge gesprungen war. Laurence.
    Laurence.
    Das konnte nur eins bedeuten.
    Der Brief war an sie gerichtet.

Ich will nicht, dass es dir schlecht geht, aber ich schäme mich, weil das zwischen uns passiert ist. Das hätte nicht sein dürfen. Um allen Beteiligten gegenüber fair zu sein, glaube ich, dass wir uns nicht mehr sehen sollten.
    (verheirateter) Mann an Frau, per E-Mail

5
    A nthony O’Hare wachte in Brazzaville auf. Er starrte auf den Ventilator, der sich müßig über seinem Kopf drehte, und nahm das Sonnenlicht, das durch die Fensterläden drang, nur schwach wahr. Er fragte sich kurz, ob er diesmal sterben würde. Sein Kopf steckte in einem Schraubstock fest, und Pfeile schossen von Schläfe zu Schläfe. Seine Nieren fühlten sich an, als hätte jemand fast den ganzen Abend zuvor begeistert darauf eingehämmert. Sein Mund war trocken und schmeckte ekelhaft, und ihm war schlecht. Eine leichte Panik überkam ihn. War er angeschossen worden? In eine Schlägerei geraten? Er schloss die Augen, wartete auf die Geräusche der Straße draußen, der Essensverkäufer, auf das allgegenwärtige Brummen der Radios, wenn Menschen sich versammelten, beieinander hockten und versuchten mitzubekommen, wo die nächsten Unruhen ausbrechen würden. Keine Kugel. Es war Gelbfieber. Diesmal wäre es das Ende für ihn. Noch während er das dachte, wurde ihm klar, dass keine kongolesischen Geräusche vorhanden waren: kein Geschrei aus einem offenen Fenster, keine Musik aus einer Bar, kein Geruch von kwanga in Bananenblättern. Kein Schuss. Keine Rufe in Lingala oder Swahili. Stille. Fernes Möwengeschrei.
    Nicht Kongo. Frankreich. Er war in Frankreich.
    Er verspürte

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