Eine Handvoll Worte
gehen Sie.«
»Ich gehe nach Hause«, erwiderte sie.
»Zu … Ihrer Familie?« Ich verbringe so viel Zeit mit dieser Frau, dachte sie. Und ich weiß nichts über sie.
»Meine Familie ist in Südafrika. Meine Töchter sind erwachsen. Ich habe zwei Enkelkinder.«
Kurzes Schweigen.
»Natürlich. Bitte entschuldigen Sie, aber ich kann mich immer noch nicht so gut erinnern, wie ich sollte. Ich weiß nicht, dass Sie Ihren Mann erwähnt haben.«
Die Frau schaute zu Boden. »Er ist vor fast acht Jahren gestorben, Madam.« Als Jennifer nichts sagte, fügte sie hinzu: »Er war Betriebsleiter der Mine in Transvaal. Ihr Mann hat mir diesen Job besorgt, damit ich meine Familie weiterhin unterstützen konnte.«
Jennifer hatte das Gefühl, beim Herumschnüffeln erwischt worden zu sein. »Das tut mir so leid. Wie gesagt, mein Gedächtnis ist im Moment etwas unzuverlässig. Bitte, glauben Sie nicht, es spiegelt …«
Mrs Cordoza schüttelte den Kopf.
Jennifer war hochrot geworden. »Ich bin sicher, unter normalen Umständen hätte ich …«
»Bitte, Madam. Ich kann doch sehen …«, bemerkte die Haushälterin vorsichtig, »dass Sie noch nicht ganz Sie selbst sind.«
Sie standen voreinander, die ältere Frau offensichtlich eingeschüchtert durch die übermäßige Vertrautheit.
Doch Jennifer sah es nicht so. »Mrs Cordoza«, sagte sie, »finden Sie, dass ich nach meinem Unfall sehr verändert bin?« Die Frau sah Jennifer prüfend an, bevor sie antwortete. »Mrs Cordoza?«
»Ein bisschen vielleicht.«
»Können Sie mir sagen, wie?«
Die Haushälterin wirkte verlegen, und Jennifer sah ihr an, dass sie sich davor fürchtete, ehrlich zu antworten. Aber jetzt konnte sie nicht mehr aufhören. »Bitte. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort, das versichere ich Ihnen. Ich habe nur … Alles war ein bisschen seltsam, seit … Ich hätte gern eine bessere Vorstellung von dem, wie es einmal war.«
Die Frau hatte die Hände fest vor sich gefaltet. »Vielleicht sind Sie ruhiger. Ein bisschen weniger … gesellig.«
»Würden Sie sagen, ich war vorher glücklicher?«
»Madam, bitte …« Die ältere Frau fummelte an ihrem Halstuch. »Ich möchte nicht – ich sollte wirklich gehen. Die Wäsche kann bis morgen warten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Bevor Jennifer noch etwas sagen konnte, war die Haushälterin verschwunden.
Das Restaurant Beachcomber im Mayfair Hotel war eins der angesagtesten in der Gegend. Als Jennifer hineinging, ihr Mann dicht hinter ihr, sah sie auch, warum: Nur wenige Meter von der kühlen Londoner Straße entfernt befand sie sich plötzlich in einem Strandparadies. Die Rundbar war mit Bambus verkleidet, ebenso die Decke. Der Boden bestand aus Strandroggen, während von den Dachsparren Fischernetze und Bojen herabhingen. Aus den Lautsprechern in künstlichen Kliffs tönte Hulamusik, die über dem allgemeinen Lärm an einem Freitagabend gerade noch zu hören war. Ein Wandbild mit blauem Himmel und endlosen weißen Sandstränden nahm fast eine ganze Wand ein, und der übergroße Busen einer Frau, vom Bug eines Schiffes abmontiert, ragte über die Bar. Hier entdeckten sie Bill, der gerade versuchte, seinen Hut über eine ihrer holzgeschnitzten Brüste zu hängen.
»Anne, Jennifer … Yvonne … kennt ihr schon Ethel Merman hier?« Er nahm seinen Hut wieder in die Hand und winkte ihnen damit zu.
»Pass auf«, flüsterte Yvonne, als er aufstand, um sie zu begrüßen. »Violet steckt zu Hause fest, und Bill hat schon ordentlich getankt.«
Laurence ließ Jennifers Arm los, als man sie zu ihren Plätzen führte. Yvonne setzte sich ihr gegenüber und bat dann mit eleganter Handbewegung Anne und Dominic herbei, die gerade eingetroffen waren. Bill, am anderen Tischende, hatte Jennifers Hand gepackt und geküsst, als sie an ihm vorbeiging.
»Oh, du bist ein Widerling, Bill, ehrlich.« Francis schüttelte den Kopf. »Ich werde Violet einen Wagen schicken, wenn du nicht aufpasst.«
»Warum ist Violet zu Hause?« Jennifer ließ sich vom Kellner den Stuhl unter dem Tisch hervorziehen.
»Eins der Kinder ist krank, und sie brachte es nicht fertig, die Kinderfrau damit allein zu lassen.« Yvonne gelang es, alles, was sie von dieser Entscheidung hielt, mit einer elegant hochgezogenen Augenbraue zu vermitteln.
»Weil die Kinder immer an erster Stelle rangieren«, gab Bill zum Besten. Er zwinkerte Jennifer zu. »Am besten, ihr bleibt, wie ihr seid, Ladys. Wir Männer brauchen überraschend viel Betreuung.«
»Sollen
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