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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Eigenschaften.«
    Sie hatte schlucken müssen, bevor sie antwortete. »Ich … Sie können sich immer auf mich verlassen. Das wissen Sie.«
    »Was ist los mit dir, Moira?«, hatte eine der Schreibdamen später in der Damentoilette gefragt. Sie hatte gemerkt, dass Moira vor sich hin gesummt hatte. Sie hatte sorgfältig ihre Lippen nachgezogen und ein paar Tröpfchen Parfüm aufgelegt. »Du siehst so selbstzufrieden aus.«
    »Vielleicht hat Mario aus der Poststelle sie endlich rumgekriegt.« Ein unschönes Gackern war daraufhin aus der Kabine zu hören gewesen.
    »Wenn du deiner Arbeit nur halb so viel Aufmerksamkeit schenken würdest wie albernem Klatsch und Tratsch, Phyllis, könntest du tatsächlich weiterkommen«, hatte sie gesagt und war gegangen. Doch auch das Kichern und Pfeifen hinter ihr hatte ihre Freude nicht dämpfen können.
    Rings um das Karree war Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt worden, große, weiße Glühbirnen in Form von Tulpen. Sie waren zwischen den viktorianischen Laternenpfosten drapiert und in Spiralen um die Bäume gewunden, die den Stadtpark säumten.
    »Jedes Jahr früher«, bemerkte Mrs Cordoza und wandte sich vom großen Erkerfenster im Wohnzimmer ab, als Jennifer hereinkam. Sie hatte die Vorhänge zuziehen wollen. »Wir haben noch nicht einmal Dezember.«
    »Aber es sieht sehr hübsch aus.« Jennifer legte einen Ohrring an. »Mrs Cordoza, würde es Ihnen etwas ausmachen, diesen Knopf im Nacken zu schließen? Ich komme nicht dran.« Ihrem Arm ging es besser, aber er war noch immer nicht so flexibel, dass sie sich ohne Hilfe anziehen konnte.
    Die ältere Frau zog den Kragen zusammen, steckte den mit dunkelblauer Seide bezogenen Knopf in die Öse, trat zurück und wartete darauf, dass Jennifer sich umdrehte. »Das Kleid hat Ihnen immer wunderbar gestanden«, stellte sie fest.
    Jennifer hatte sich an solche Augenblicke gewöhnt, in denen sie sich zusammenreißen musste, um nicht zu fragen: »Tatsächlich? Wann?« Sie vermochte es inzwischen gut zu verbergen und die Außenwelt davon zu überzeugen, dass sie wusste, wohin sie gehörte.
    »Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich es zuletzt getragen habe«, überlegte sie kurz darauf.
    »Zu Ihrem Geburtstagsdinner. Sie sind in ein Restaurant in Chelsea gegangen.«
    Jennifer hoffte, dass dadurch eine Erinnerung ausgelöst würde. Aber nichts geschah. »Stimmt«, sagte sie und setzte schnell ein Lächeln auf, »und es war ein schöner Abend.«
    »Ist heute Abend ein besonderer Anlass, Madam?«
    Jennifer warf einen prüfenden Blick in den Spiegel über dem Kaminsims. Ihre blonden Haare fielen in weichen Wellen herab, ihre Augen war kunstvoll mit Lidstift betont. »Oh, nein, ich glaube nicht. Die Moncrieffs wollen mit uns ausgehen. Dinner und Tanz. Die übliche Gesellschaft.«
    »Ich bleibe eine Stunde länger, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Da ist noch Wäsche, die gestärkt werden muss.«
    »Wir bezahlen Sie doch für Ihre Überstunden?« Jennifer hatte gesprochen, ohne nachzudenken.
    »O ja«, erwiderte Mrs Cordoza. »Sie und Ihr Mann sind immer sehr großzügig.«
    Laurence – in Gedanken war er noch immer nicht Larry für sie, ganz gleich, wie ihn die anderen alle nannten – hatte gesagt, er könne nicht früh von der Arbeit fort, daher hatte sie gesagt, sie werde mit dem Taxi zu seinem Büro kommen, damit sie von dort gemeinsam fahren könnten. Er hatte ein wenig zögerlich gewirkt, aber sie hatte darauf bestanden. In den letzten beiden Wochen hatte sie versucht, sich öfter aus dem Haus zu zwingen, um ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Sie war einkaufen gewesen, ein Mal mit Mrs Cordoza, ein Mal allein, und war langsam die Kensington High Street auf und ab gelaufen, ohne sich von den vielen Menschen, dem ständigen Lärm und Gedränge überwältigen zu lassen. Vor zwei Tagen hatte sie sich in einem Kaufhaus eine Stola gekauft, nicht weil sie die unbedingt gewollt oder gebraucht hätte, sondern damit sie nach Hause zurückkehren konnte in dem Bewusstsein, etwas geleistet zu haben.
    »Kann ich Ihnen damit weiterhelfen, Madam?«
    Die Haushälterin hielt einen Swinger-Mantel aus saphirblauem Brokat hoch, damit Jennifer nacheinander mit den Armen hineinschlüpfen konnte. Das Futter bestand aus Seide, der schwere Brokat legte sich angenehm um sie. Sie drehte sich um und rückte den Kragen gerade. »Was machen Sie? Wenn Sie hier fertig sind?«
    Die Haushälterin blinzelte ein wenig betroffen. »Was ich mache?«
    »Ich meine, wohin

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