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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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viel größer ist, daher habe ich einen Partyservice beauftragt, ein kleines Büfett aufzubauen.«
    »Gut. Wann soll es sein?«
    »Am 23. Nach Feierabend. Das ist der Freitag, bevor wir schließen.«
    »Ja.«
    Warum wirkte er nur so geistesabwesend? So unglücklich? Das Geschäft lief so gut wie nie. Ihre Produkte waren gefragt. Selbst mit der von den Zeitungen angekündigten Kreditknappheit hatte Acme Mineral and Mining eine der gesündesten Bilanzen im ganzen Land aufzuweisen. Keine weiteren beunruhigenden Briefe waren eingetroffen, und die vom letzten Monat ruhten noch in ihrer obersten Schublade, ihr Chef hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen.
    »Ich dachte auch, Sie würden gern …«
    Plötzlich blickte er auf, als er draußen ein Geräusch vernahm, und Moira drehte sich verblüfft in die Richtung um, in die er schaute. Da war sie, kam durch das Büro, ihre Haare makellos gewellt, einen kleinen roten Pillbox-Hut im Farbton genau passend zu den Schuhen, keck auf dem Kopf. Was machte sie hier? Mrs Stirling schaute sich um, als suchte sie jemanden, und dann trat Mr Stevens aus der Buchhaltung zu ihr und begrüßte sie mit Handschlag. Sie plauderten kurz miteinander, bevor sie quer durch das Büro zu ihr und Mr Stirling schauten. Mrs Stirling hob grüßend eine Hand.
    Moira fuhr unwillkürlich an ihre Frisur. Manchen Frauen gelang es, immer so auszusehen, als wären sie den Seiten einer Modezeitschrift entstiegen, und Jennifer Stirling gehörte dazu. Moira machte es nichts aus: Sie hatte es immer vorgezogen, ihre Energie auf die Arbeit zu konzentrieren, auf substanziellere Leistungen. Aber es fiel schwer, wenn diese Frau ins Büro kam, die Haut glühend von der Kälte draußen, glitzernde Diamantstecker in den Ohren, sich im Vergleich zu ihr nicht ein bisschen fade vorzukommen. Sie war wie ein perfekt eingewickeltes Weihnachtspaket, eine schillernde Weihnachtskugel.
    »Mrs Stirling«, sagte Moira höflich.
    »Hallo«, erwiderte sie.
    »Was für eine freudige Überraschung.« Mr Stirling stand auf, um sie zu begrüßen, ziemlich unbeholfen, aber insgeheim vielleicht erfreut. Wie ein unbeliebter Schüler, an den der Liebling der Schule herangetreten war.
    »Soll ich gehen?« Moira, die zwischen ihnen stand, war verlegen. »Ich habe noch Akten abzulegen …«
    »Oh, wegen mir nicht. Ich bleibe nicht lange.« Sie wandte sich wieder an ihren Mann. »Ich kam vorbei und wollte mich nur erkundigen, ob du heute Abend eher spät kommst. Wenn ja, schaue ich bei den Harrisons rein. Die machen Glühwein.«
    »Ich … Ja, mach das. Ich kann dich ja dort treffen, wenn ich früh Schluss mache.«
    »Das wäre schön«, sagte sie. Sie verströmte einen Hauch Nina Ricci. Moira hatte es in der Woche zuvor bei D.H. Evans ausprobiert, hatte es jedoch etwas zu teuer gefunden. Jetzt bereute sie, das Parfüm nicht gekauft zu haben.
    »Ich werde versuchen, nicht zu spät zu kommen.«
    Mrs Stirling schien es nicht eilig zu haben. Sie stand vor ihrem Mann, interessierte sich aber offenbar mehr dafür, das Büro und die Männer an ihren Schreibtischen zu betrachten. Sie überschaute alles recht konzentriert. Als hätte sie es nie zuvor gesehen.
    »Es ist eine Weile her, dass du hier warst«, bemerkte er.
    »Ja«, erwiderte sie. »Kann schon sein.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein.
    »Oh«, sagte sie abrupt. »Wie heißen deine Fahrer?«
    Er runzelte die Stirn. »Meine Fahrer?«
    Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Ich dachte, vielleicht möchtest du, dass ich jedem eine Kleinigkeit zu Weihnachten schenke.«
    Er war offensichtlich verblüfft. »Ein Weihnachtsgeschenk? Nun, Eric ist am längsten bei mir. Normalerweise kaufe ich ihm eine Flasche Whisky. Schon seit zwanzig Jahren, glaube ich. Simon springt hin und wieder ein. Er ist abstinent, daher stecke ich etwas mehr in seine letzte Lohntüte. Ich glaube nicht, dass du dir darum Sorgen machen müsstest.«
    Mrs Stirling war eigenartig enttäuscht. »Na ja, ich würde gern helfen. Ich kaufe den Whisky«, sagte sie schließlich und drückte die Handtasche an sich.
    »Das ist sehr … fürsorglich«, sagte er.
    Sie ließ ihren Blick durch das Büro schweifen und schaute ihn dann wieder an. »Wie auch immer, ich kann mir vorstellen, dass du schrecklich viel zu tun hast. Wie gesagt, ich dachte, ich komme mal vorbei. Schön, Sie zu sehen … eh …« Ich Lächeln geriet ins Wanken.
    Moira war von der saloppen Herablassung der Frau getroffen. Wie oft waren sie sich in den vergangenen fünf Jahren

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