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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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zweitens keine verheirateten Frauen mehr geben wird.«
    »Nur noch alleinstehende, wie?«
    »Nein. Keine Frauen mehr. Das ist die eine.«
    »Die eine nach den ersten Hundert, meinst du wohl.« Felipe brach in Gelächter aus. »Als Nächstes willst du mir wohl weismachen, dass du angefangen hast, die Bibel zu lesen.«
    Da war die Ironie: je mehr er schrieb, und je mehr er bemüht war, sie von seinen Gefühlen zu überzeugen, umso größer war anscheinend ihr Verdacht, dass die Wörter bedeutungslos waren, dass sie ihm zu leicht aus der Feder flossen. Sie hatte ihn mehrfach deshalb gehänselt – aber er konnte den metallischen Geschmack der Wahrheit darunter spüren.
    Sie und Felipe sahen dasselbe: jemanden, der wahrer Liebe unfähig war. Einen Mann, der das Unerreichbare nur so lange begehrte, bis er es bekommen hatte.
    »Eines Tages, Felipe, mein Freund, werde ich dich noch überraschen.«
    »Tony, du sitzt hier lange genug herum, es gibt keine Überraschungen mehr. Und, sieh nur, wenn man vom Teufel spricht. Da kommt dein Geburtstagsgeschenk. Noch dazu so hübsch verpackt.«
    Anthony blickte auf und sah ein Paar smaragdgrüner Schuhe die Stufen überwinden. Sie ging langsam, eine Hand am Geländer, so wie beim ersten Mal, als er sie die Treppe an ihrem Haus hatte herunterkommen sehen, wie sie Zentimeter um Zentimeter sichtbar wurde, bis ihr Gesicht, errötet und etwas feucht, direkt vor ihm war. Bei ihrem Anblick stockte ihm kurz der Atem.
    »Tut mir so leid«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. Ein warmer Hauch von Parfüm traf ihn, ihre feuchten Wangen benetzten die seinen. Sie drückte sanft seine Hand. »Es war … schwer, herzukommen. Können wir uns irgendwohin setzen?«
    Felipe führte sie in eine Nische, und sie versuchte, ihr Haar zu glätten.
    »Ich dachte schon, du kommst gar nicht«, sagte er, nachdem Felipe ihr einen Martini gebracht hatte.
    »Laurences Mutter kam wieder einmal unerwartet zu Besuch. Sie findet kein Ende. Ich saß da, goss Tee ein und dachte, ich müsste schreien.«
    »Wo ist er?« Er streckte unter dem Tisch eine Hand aus und umschloss ihre. Herrgott, wie gut sich das anfühlte.
    »Reise nach Paris. Er trifft jemanden von Citroën wegen Bremsbelägen oder so.«
    »Wenn du meine Frau wärst«, sagte Anthony, »würde ich dich keine Minute allein lassen.«
    »Ich wette, das sagst du allen Frauen.«
    »Lass«, sagte er. »Das mag ich nicht.«
    »Oh, du kannst nicht so tun, als hättest du nicht all deine besten Sätze zuerst an anderen Frauen ausprobiert. Ich kenne dich, Boot. Du hast es mir erzählt, weißt du noch?«
    Er seufzte. »Das hat man nun von seiner Ehrlichkeit. Kein Wunder, dass ich nie Lust hatte, es zu versuchen.« Sie rutschte ein Stück näher, damit sie enger zusammen saßen, ihre Beine schlangen sich um seine, und er entspannte sich. Sie trank ihren Martini, dann einen zweiten, und dort, in der gemütlichen Nische, mit ihr an seiner Seite, genoss er das flüchtige Gefühl des Besitzes. Die Band spielte auf, Felipe begann, auf seiner Trompete zu spielen, und während sie zuschaute, ihr Gesicht von Kerzenlicht und Freude erhellt, beobachtete Anthony sie insgeheim und wusste mit unbegreiflicher Sicherheit, dass sie die einzige Frau war, die ihm dieses Gefühl jemals vermitteln konnte.
    »Tanzen?«
    Andere Paare waren bereits auf der Tanzfläche, wiegten sich in beinahe vollständiger Dunkelheit zur Musik. Er hielt sie in den Armen, atmete den Geruch ihrer Haare ein, spürte, wie sich ihr Körper an seinen drückte, gab sich der Vorstellung hin, dass nur sie beide da waren, die Musik und die Weichheit ihrer Haut.
    »Jenny?«
    »Ja?«
    »Küss mich.«
    Jeder Kuss seit dem ersten im Postman’s Park hatte im Verborgenen stattgefunden: in seinem Wagen, in einer ruhigen Vorortstraße, hinten in einem Restaurant. Er sah schon den Protest, der sich auf ihren Lippen formte. Hier? Vor all den Leuten? Er wartete, dass sie ihm sagen würde, das Risiko sei zu groß. Aber vielleicht schlug etwas, was sie in seinem Ausdruck wahrnahm, bei ihr an, ihr Gesicht wurde weich, wie immer, wenn es nur wenige Millimeter von seinem entfernt war. Sie hob die Hand an seine Wange und küsste ihn, ein zärtlicher, leidenschaftlicher Kuss.
    »Und ob du mich glücklich machst«, sagte sie leise und bestätigte ihm damit, dass sie es vorher nicht gewesen war. Sie verschränkte die Finger mit seinen; besitzergreifend, sicher. »Ich kann nicht so tun, als ob, aber es ist so.«
    »Dann verlasse ihn.«

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