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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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– und teilte ihr mit, sie sei der Grund, warum er begonnen habe, sie auszumerzen. Er schrieb ihr immer wieder, dass er sie liebte, und freute sich an den Worten auf dem Papier.
    Im Gegensatz dazu waren ihre Briefe kurz und pointiert. Triff mich dort, hieß es darin. Oder Nicht um die Zeit, eine halbe Stunde später. Oder schlicht Ja, ich auch. Zunächst hatte er befürchtet, die Kürze könnte bedeuten, dass sie nur wenig für ihn empfand, und Schwierigkeiten, den Menschen, der sie war, wenn sie zusammen waren – vertraut, liebevoll, spöttisch, um sein Wohl besorgt – mit geschriebenen Worten in Einklang zu bringen.
    An einem Abend, spät – Laurence war früh nach Hause gekommen, und sie hatte sich zwangsläufig eine kranke Freundin ausdenken müssen, um überhaupt fortzukommen –, hatte sie ihn betrunken und mürrisch an der Bar vorgefunden.
    »Nett von dir, dass du vorbeikommst«, hatte er sarkastisch bemerkt und ihr zugeprostet. Er hatte in den zwei Stunden Wartezeit vier doppelte Whiskys getrunken.
    Sie hatte ihren Schal abgenommen, einen Martini bestellt und gleich wieder abbestellt.
    »Bleibst du nicht hier?«
    »Ich will dich in diesem Zustand nicht sehen.«
    Er hatte sie wegen aller Mängel beschimpft, die er bei ihr empfand – dem Mangel an Zeit, dem Mangel an geschriebenen Worten, an denen er sich festhalten konnte –, ohne darauf zu achten, dass Felipe, der Barkeeper, ihm eine Hand auf den Arm gelegt hatte, um ihn zu mäßigen. Seine Empfindungen jagten ihm Angst und Schrecken ein, und er wollte ihr dafür wehtun. »Was ist los? Fürchtest du, etwas niederzuschreiben, das als Beweis gegen dich verwendet werden könnte?«
    Als er diese Worte aussprach, hasste er sich selbst, er wusste, dass er gemein und genau zu dem Gegenstand des Mitleids geworden war, den er unbedingt vor ihr hatte verbergen wollen.
    Jennifer hatte auf dem Absatz kehrtgemacht und war rasch die Treppe hinaufgegangen, hatte seine gebrüllte Entschuldigung ignoriert, seine Aufforderung, zurückzukommen.
    Am nächsten Morgen hatte er eine Nachricht mit einem Wort im Postfach hinterlassen, und zwei lange, von Schuldgefühlen geprägte Tage später hatte er einen Brief bekommen.
    Boot. Ich gebe meine Gefühle nicht leicht zu Papier. Ich gebe sie überhaupt nicht gern preis. Du bist in dem Geschäft mit den Wörtern zu Hause, und ich liebe jedes einzelne, das du mir schreibst. Aber beurteile meine Gefühle nicht, weil ich nicht auf die gleiche Weise reagiere.
    Ich fürchte, wenn ich versuchen würde, so zu schreiben wie du, wärst du sehr enttäuscht. Wie ich bereits gesagt habe, ist meine Meinung selten gefragt – schon gar nicht bei etwas so Wichtigem –, und ich finde es nicht leicht, mich freiwillig zu äußern. Vertraue, dass ich hier bin. Vertraue mir aufgrund meiner Handlungsweise, meiner Zuneigung. Die sind meine Währung.
    Alles Liebe,
    J
    Vor Scham und Erleichterung hatte er geweint, als er das gelesen hatte. Danach vermutete er, dass ein Teil davon, der Teil, den sie unerwähnt ließ, noch immer die Demütigung in jenem Hotelzimmer war, auch wenn er versucht hatte, sie von seinen Gründen zu überzeugen, warum er nicht mit ihr geschlafen hatte. Was er auch sagte, vermutlich glaubte sie nicht so recht, dass sie mehr für ihn war als eine weitere verheiratete Frau.
    »Kommt sie nicht?« Felipe glitt auf den Platz neben ihm. Der Club hatte sich inzwischen gefüllt. An den Tischen wurde geplaudert, ein Pianist spielte in der Ecke, und in einer halben Stunde würde Felipe zu seiner Trompete greifen. Über ihren Köpfen drehte sich der Ventilator, der die dicke Luft kaum in Bewegung brachte. »Du wirst doch am Ende nicht wieder abgefüllt sein?«
    »Das ist Kaffee.«
    »Du solltest lieber vorsichtig sein, Tony.«
    »Ich habe dir doch gesagt, es ist Kaffee.«
    »Es geht nicht darum. Eines Tages wirst du dich auf die falsche Frau einlassen. Eines Tages wird dich ein Ehemann erledigen.«
    Anthony hob die Hand und bestellte mehr Kaffee. »Ich fühle mich geschmeichelt, Felipe, dass dir mein Wohl so sehr am Herzen liegt, aber erstens war ich bei der Wahl meiner Partnerinnen immer sehr vorsichtig.« Er grinste rasch zur Seite. »Glaube mir, du musst ein gewisses Zutrauen in deine Fähigkeit zur Diskretion haben, um einen Zahnarzt mit einem Bohrer auf deine Zähne loszulassen, nachdem du eine knappe Stunde zuvor … äh … seine Frau unterhalten hast.«
    Felipe musste lachen. »Du bist schamlos, Mann.«
    »Ganz und gar nicht. Weil es

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