Eine Handvoll Worte
Reggie. Guck, da drüben ist Mel.«
»Die Pflicht ruft.« Reggie winkte ihnen zu und schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch. »Viel Spaß beim … Tanzen.«
»Verdammt«, sagte sie kaum hörbar. »Verdammt. Verdammt. Verdammt.«
Er führte sie zurück in den Hauptraum. »Komm, wir trinken etwas.«
Sie schlüpften in ihre Nische, die Verzückung, die erst zehn Minuten zurücklag, war bereits eine ferne Erinnerung. Anthony hatte den jungen Mann auf Anhieb nicht leiden können – aber für diesen Verlust hätte er ihn verprügeln können.
Sie leerte ihren Martini in einem Zug. Unter anderen Umständen hätte er es amüsant gefunden. Jetzt aber war es ein Zeichen für ihre Angst.
»Hör auf zu grübeln«, sagte er. »Du kannst nichts machen.«
»Aber was ist, wenn er es erzählt …«
»Dann verlass Laurence. Ganz einfach.«
»Anthony …«
»Du kannst nicht zu ihm zurück, Jenny. Jetzt nicht mehr. Du weißt es.«
Sie holte eine Puderdose hervor und rieb an der Wimperntusche unter ihren Augen. Offensichtlich unzufrieden, klappte Jennifer sie zu.
»Jenny?«
»Denk mal nach, worum du mich bittest. Ich würde alles verlieren. Meine Familie … alles, was mein Leben ausmacht. Ich wäre blamiert.«
»Aber du hättest mich. Ich würde dich glücklich machen. Du hast es gesagt.«
»Für Frauen ist das anders. Ich wäre …«
»Wir würden heiraten.«
»Glaubst du wirklich, Laurence würde sich je von mir scheiden lassen? Glaubst du, er würde mich gehen lassen?« Ihr Gesicht hatte sich umwölkt.
»Ich weiß, dass er nicht der Richtige für dich ist. Ich bin es.« Als sie nichts erwiderte, fuhr er fort: »Bist du glücklich mit ihm? Willst du dieses Leben haben? Eine Gefangene im goldenen Käfig?«
»Ich bin keine Gefangene. Sei nicht albern.«
»Du kannst es nur nicht sehen.«
»Nein. So willst du es sehen. Larry ist kein schlechter Mann.«
»Du siehst es noch nicht, Jenny, aber du wirst mit ihm immer unglücklicher.«
»Jetzt bist du auch noch ein Wahrsager, nicht nur ein Schmierfink?«
»Er wird dich erdrücken, alles auslöschen, was dich ausmacht. Jennifer, der Mann ist ein Narr, ein gefährlicher Narr, und du bist zu blind, es zu sehen.«
Mit einem Ruck wandte sie sich ihm zu. »Wie kannst du es wagen? Was fällt dir eigentlich ein?«
Er sah die Tränen in ihren Augen, und seine innere Hitze löste sich auf. Er holte ein Taschentuch aus seiner Tasche und wollte ihr schon die Augen abwischen, aber sie bremste seine Hand. »Lass«, murmelte sie. »Reggie könnte uns beobachten.«
»Verzeih. Bitte, weine nicht.«
Traurig schweigend starrten sie auf die Tanzfläche.
»Es ist nur so schwer«, flüsterte sie. »Ich dachte, ich sei glücklich. Ich fand mein Leben schön. Und dann kamst du, und nichts … nichts ergibt mehr einen Sinn. Alles, was ich geplant hatte – Häuser, Kinder, Urlaube –, will ich jetzt nicht mehr. Ich schlafe nicht. Ich esse nicht. Die ganze Zeit denke ich an dich. Ich weiß, ich werde nicht aufhören können, daran zu denken.« Sie deutete auf die Garderobe. »Aber der Gedanke, ihn tatsächlich zu verlassen«, sie schniefte, »das ist, als würde man in einen Abgrund schauen.«
»In einen Abgrund?«
Sie putzte sich die Nase. »Dich zu lieben hätte einen hohen Preis. Meine Eltern würden mich enterben. Ich würde nichts mitbringen. Und ich kann nichts, Anthony. Ich tauge zu nichts anderem, als so zu leben wie jetzt. Wenn ich nun nicht einmal den Haushalt für dich führen kann?«
»Meinst du, das macht mir etwas aus?«
»Mit der Zeit schon. Eine verwöhnte kleine Gattin. So hast du mich am Anfang eingeschätzt, und du hattest recht. Ich kann Männer dazu bringen, mich zu lieben, aber sonst kann ich nichts.«
Ihre Unterlippe bebte. Wütend über sich selbst, wünschte er sich, er hätte dieses Wort nie gegen sie verwendet. Schweigend und in Gedanken versunken, schauten sie Felipe zu, wie er spielte.
»Man hat mir einen Job angeboten«, sagte er schließlich. »In New York, als Berichterstatter bei den Vereinten Nationen.«
Sie schaute ihn an. »Du gehst fort?«
»Hör zu. Jahrelang war ich ein Chaos. Als ich in Afrika war, bin ich draufgegangen. Als ich zu Hause war, konnte ich es kaum erwarten, wieder dorthin zurückzukehren. Ich kam nie zur Ruhe, wurde nie das Gefühl los, dass ich irgendwo anders sein und etwas anderes tun sollte.« Er nahm ihre Hand. »Und dann habe ich dich kennengelernt. Plötzlich sehe ich eine Zukunft vor mir. Ich sehe einen Grund,
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